Kapitel 14

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Nach gefühlten Ewigkeiten hatten wir die Musiktheorie gemeistert und wurden von der Gesangsstunde entlassen. Ich traf mich daraufhin erst einmal mit Siyeon, die mich vor dem Treffen mit Jaehyun noch unbedingt beraten wollte. „Was willst du anziehen?", lautete ihre Begrüßung. Darüber hatte ich mir ehrlich gesagt schon ein paar Gedanken gemacht. „Ich behalte das hier an." Überlegend ließ Siyeon ihr Blick über mein nicht wirklich gut kombiniertes Outfit schweifen. Heute Morgen hatte ich das aus dem Schrank gezogen, was ich als gemütlich ansah, aber nicht wirklich als stylish oder trendig. Für ein Date putzten sich die Leute immer heraus, und wenn ich das jetzt nicht tat, war es somit auf jeden Fall kein Date mehr. Das war der Plan: Die Verabredung aus dem seltsamen Bereich zwischen einem Treffen zwischen Freunden und einem der romantischen Art herauszuholen. „Es ist", fing Siyeon an, meine Klamottenauswahl zu beschreiben, „sehr simpel und lässig. Genau wie du. Jaehyun wird es lieben." Entsetzt nahm ich ihre Meinung auf. Das war ja sowas von das Gegenteil von dem, was ich bezwecken wollte! Siyeon gab mir einen aufmunternden Schubs. „Viel Spaß bei deinem Date!"

Per Textnachrichten hatten Jaehyun und ich uns darauf geeinigt, uns im Erdgeschoss des SM Gebäudes zu treffen. Ich beschloss, den Aufzug den Treppen vorzuziehen und drückte auf den passenden Knopf. Der Fahrstuhl ratterte ein wenig und blieb dann mit einem „Pling" auf meinem Stockwerk stehen. Positiv überrascht starrte ich auf die Türen des Aufzugs, die sich jetzt gemächlich öffneten. Das zwar ziemlich schnell gegangen. Vielleicht war er davor ja nur eine Etage über mir oder auf dem Weg hierhin gewesen? Meine Vermutung bestätigte sich, als ich dann plötzlich Taeyong gegenüberstand, der aus dem Fahrstuhl kam.

„Was für ein Zufall", sprach er aus, was auch mir in diesem Moment in den Sinn gekommen war. Auch heute trug er wieder eine Hose mit Löchern und ein T-Shirt, nur war dieses grau anstatt weiß. „Wo willst du denn hin?", fragte er mich. „Ins Erdgeschoss", krächzte ich, da mein Hals von der ganzen Aufregung mit Jaehyun sehr trocken war. Die Türen des Fahrstuhls wollten sich schon wieder schließen, doch Taeyong hatte ausgezeichnete Reflexe und streckte schnell seinen Arm in die Reichweite, sodass sie sich wieder auftaten. Bevor sich das wiederholte, stellte ich mich in den Aufzug. Taeyong gesellte sich zu mir. „Wolltest du nicht hier schon raus?", wollte ich wissen, da ich den leuchtenden Knopf für den zweiten Stock gesehen hatte, der von niemand anderem als ihm betätigt worden sein konnte. „Nö", antwortete er ruhig, „jetzt nicht mehr." Etwas durcheinander schüttelte ich den Kopf. Wer sollte diesen Trainee schon verstehen? Jedoch hatte ich momentan keine Zeit, um darüber nachzudenken. Davor stand die Verabredung an... Ich schluckte nervös.

„Hier", sagte Taeyong wie aus dem Nichts und streckte mir ein kleines Päckchen entgegen. Es war eins von diesen Trinkpäckchen, die man auf manchen Etagen gegen ein bisschen Geld bei Getränkeautomaten herauslassen konnte. Sie waren in einer Menge verschiedener Geschmacksrichtungen erhältlich. Auf diesem hier war „Erdbeere" abgedruckt. „Nein danke", lehnte ich höflich ab. Er hatte schließlich dafür gezahlt. „Wirklich, du kannst es haben. Ich mag Erdbeere sowieso nicht." Für mich klang das eindeutig nach einer Lüge. Verdächtigend sah ich zu ihm herüber. „Warum hast du es dann beim Automaten rausgelassen?" Er hielt meinem Blick stand. „Fehlkauf", meinte er knapp. Zögernd schielte ich zu dem Trinkpäckchen, dass er mir immer noch unter die Nase hielt. Taeyong würde wohl nicht eher aufgeben, bis ich es annahm. „Okay", willigte ich ein und nahm mit dem daran befestigten Strohhalmein paar Schlucke von der Erdbeermilch, die angemerkt recht gut schmeckte. Dabei fiel mir auf, dass wir uns immer noch auf demselben Stockwerk befanden, wie vor ein paar Minuten. Wir hatten doch tatsächlich vergessen, auf die EG Taste zu drücken. Auch Taeyong hatte es mittlerweile realisiert und erledigte es dann sofort. Ruckelnd setzte sich der Fahrstuhl daraufhin in Bewegung und in Nullkommanichts waren wir im Erdgeschoss angekommen. „Danke für das Getränk", sagte ich nüchtern und er erwiderte: „Kein Problem."

Ich stieg aus, verharrte und sah zu, wie eine Barriere zwischen Taeyong und mir entstand, als sich die Türen schlossen. Ich verstärkte den Griff um das Trinkpäckchen und ein komisches Gefühl kam in mir auf, doch ich versuchte es abzuschütteln und mich vom Anblick des Lifts loszureißen. Jaehyun wartete sicherlich schon auf mich.

Sweater Weather (NCT FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt