Kapitel 27

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„Oh", war alles was ich wie vom Donner gerührt herausbrachte, nachdem niemand Geringeres als Taeyong unter der Kapuze zum Vorschein gekommen war. Auch von seinen Haarsträhnen perlten nun die Tropfen herunter, nachdem er sie mit der einen Bewegung an seiner Jacke dem Regen schutzlos ausgeliefert hatte. Ein paar Leute, die am Rand der Straße unter dem Vordach eines Schuhgeschäfts Unterschlupf gefunden hatten, sahen bereits durch den Aufstand, den ich veranstaltet hatte zu uns herüber. Ich probierte, ihnen per Telepathie klarzumachen, dass ich Entwarnung gab. Natürlich war es kein gefährlicher Fremder. Es war nur Taeyong. Wobei, hatte ich nicht neulich noch an ihm gezweifelt? Er lockerte den Klammergriff um meine Hand ein wenig und deutete mit einem Kopfnicken zu dem Kino herüber. „Kommst du jetzt mit ins Trockene oder müssen wir die ganze Unterhaltung hier draußen führen?", fragte er mich und seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. Beschämt, dass ich ihn nicht gleich erkannt und verstanden hatte, dass er nur nicht in der Kälte herumstehen wollte, fixierte ich meinen Blick auf das Kopfsteinpflaster unter mir, das sich durch den Regen zusehends dunkler färbte. „Wir können drinnen reden", murmelte ich kleinlaut und folgte ihm ohne Widerstand zu leisten mit schnellen Schritten in das Gebäude.

Sofort stieg mir der süße Geruch von Popcorn in die Nase und entlockte mir ein melancholisches Seufzen. Wie lange war ich schon nicht mehr im Kino gewesen? Es musste irgendwann vor dem Unterschreiben des Vertrags bei SM Entertainment gewesen sein, was sich für mich wie eine Ewigkeit anfühlte, jedoch nicht so weit zurücklag. Der rote Teppich, mit dem der Boden des Eingangsbereichs ausgekleidet war schluckte das Geräusch unserer Schritte, als wir uns von der Türe entfernten und uns an die Seite stellten um nicht im Weg zu stehen. Seine Hand lag immer noch auf meiner und ich ließ meinen Blick über seinen Arm bis hin zu seiner Schulter wandern. Erst jetzt bemerkte ich die Sporttasche, die Taeyong sich dort übergehängt hatte und es führte mich zu der Frage, was er eigentlich abends noch in dieser Gegend zu suchen hatte. Aufmerksam wie er war folgte er meinem Blick und zog seine Schlussfolgerungen, zugleich ließ er mich auch letztendlich los. Seine Finger hatten gerötete Spuren auf meiner Haut hinterlassen. „Ich war im Fitnessstudio", erklärte mir Taeyong und ich nickte verstehend. Dass die Trainees auch in ihrer Freizeit trainieren gingen wunderte mich nicht. Ich rieb mir meinen leicht schmerzenden Unterarm, auf dem sich bestimmt bald ein deutlicher, blauer Fleck abzeichnen würde. Wenn die Griffkraft auch das Ergebnis vom Training war, schien es ja sehr effektiv zu sein...

„Sorry dafür", entschuldigte sich Taeyong und sah ernsthaft zerknirscht aus. „Ich wollte dich nur schnellstens ins Warme bringen. Mit den Klamotten holst du dir da draußen ja noch den Tod." Er hatte zugegebenermaßen nicht ganz unrecht, auch wenn das Schlimmste, was ich davontragen würde wohl eine heftige Erkältung war. „War wohl wirklich nicht die schlauste Entscheidung, das hier anzuziehen", sah ich es sofort ein. „Ich war nur mit Jaehyun weg, zum Abendessen und dachte das hier wäre ganz gut", sagte ich zögerlich und verstummte, sobald ich Taeyong mit versteinertem Gesichtsausdruck den Kopf schütteln sah. „Also sieht es nicht hübsch aus?", fragte ich verunsichert mehr zu mir selbst als zu ihm. „Doch!", beteuerte er wie aus der Pistole geschossen und mit großen Augen sah ich ihn an, wie er hastig seinen Blick abwendete. „Ich meine... wie auch immer." Er biss sich auf die Unterlippe. Hatte ich ihn etwa gerade verlegen gemacht? Wortlos öffnete Taeyong den Reißverschluss seiner Sporttasche und reichte mir einen roten Pullover daraus. „Ich habe für das Fitnessstudio immer etwas Ersatzkleidung dabei. Damit du wenigstens dein nasses Oberteil wechseln kannst." Fast ungläubig strich ich über den Sweater, der sich total weich anfühlte. Wie konnte ich nur für einen Moment denken, dass er mir etwas Böses wollte und diese unbeholfene Freundschaft nur gespielt war? Ja, er mochte sich vielleicht oft in meiner Nähe aufhalten, was ihn für Jaehyun wohl verdächtig gemacht hatte, aber die Besorgnis mit der er sich besonders gerade heute um mich kümmerte, überzeugte mich vom Gegenteil. Meine Lippen formten sich zu einem Lächeln. „Danke. Ich werde mich am besten dort drüben umziehen." Ich machte mich auf zu den Toiletten, die sich ebenfalls im Eingangsbereich des Kinos befanden. „Gern geschehen, dafür sind Freunde doch da", rief Taeyong mir hinterher, als ich mich entfernte. Erst einige Sekunden später realisierte ich, dass ich diesen Satz heute bereits zum zweiten Mal hörte.

Tut mir leid, dass länger nichts kam. Ich hatte viel für die Schule zu tun und war dann auch noch krank, ich werde versuchen, ab jetzt wieder regelmäßig zu updaten. :)

Sweater Weather (NCT FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt