Kapitel 10

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Nachdem das erledigt war, gingen wir unserer Bestimmung dieses Tages nach: Für SM Entertainment die Werbetrommel rühren. Dazu sprachen wir, das hieß, eigentlich nur Jaehyun hinter dessen Rücken ich mich immer halb versteckt hielt, einige Leute an und erzählte ihnen von dem Konzert. Wenn er fertig war, reichte ich den Leuten einen Flyer und das war's dann gewesen. Einmal scharte sich eine ganze Gruppe Touristen um uns und Jaehyun nahm mich am Arm und hielt mich dicht bei ihm, worüber ich sehr froh war, da ich bei zu vielen Leuten um mich herum manchmal anfing, Panik zu schieben und seine Körperwärme beruhigend auf mich wirkte. Sonst kam der Nachmittag ohne jegliche Zwischenfälle aus und insgesamt waren wir in etwa zwei Stunden lang unterwegs gewesen. Als ich auf dem Rückweg zum Unternehmensgebäude das vorletzte Flugblatt an einen Passanten weitergab, schnitt ich mich an dem Papier in den Finger. „Autsch", murmelte ich und betrachtete meinen glücklicherweise kaum schmerzenden Ringfinger, aus dem ein kleiner Tropfen Blut austrat. „Hast du dich verletzt?", wollte Jaehyun wissen, der mich besorgt beobachtet hatte. Ich schüttelte den Kopf. „Keine große Sache." Trotzdem trat er näher zu mir und nahm behutsam meine Hand in seine, was ein Kribbeln in mir auslöste. „Lass mich mal sehen." Er begutachtete die minimale Wunde und deutete dann einen Handkuss an, was mich zugegebenermaßen sehr albern kichern ließ. Er grinste mich an. „Ich diagnostiziere: Du wirst es überleben", prophezeite er wahrheitsgemäß und auch auf meine Mundwinkel zuckten. „Danke dir", erwiderte ich und wusste selbst einmal nicht, worauf sich das bezog. Danke, dass du heute auf mich aufgepasst hast? Danke für die Hilfe? Danke für das Aufmuntern? Jaehyun wusste es demnach wohl auch nicht. Dennoch antwortete er mir: „Immer wieder gerne."

Wieder sicher im großen SM Gebäude angekommen, verabschiedeten wir uns von Jaehyun, Doyoung und Yuta und hasteten zum Trainingsraum, da die Tanzstunde jeden Moment beginnen sollte. Schon bevor wir die Türklinke heruntergedrückt und uns Zutritt zu dem Raum verschafft hatten, wurden wir draußen im Flur von der lärmenden Musik empfangen. Fünf Minuten zu spät, aber noch nicht einmal umgezogen platzten wir schließlich in den Unterricht herein.

„Ah, unsere Nachzügler", bemerkte unsere Trainerin und starrte dann auf die T-Shirts, die wir anhatten. „Beeilt euch einfach in der Umkleide", war ihre abgemilderte Version von der Moralpredigt, die man sonst zu hören bekam, falls man nicht pünktlich auftauchte. Wir taten unser Bestes um dies zu befolgen und während Siyeon und ich uns in unser Sportdress warfen, kam eine Frage in mir auf, die ich unbedingt unserer Trainerin stellen musste.

„Sagen Sie, ist der Übungsraum nach unserer Stunde eigentlich von jemandem belegt?" „Ist dir das denn jetzt so wichtig?", erwiderte sie eine Gegenfrage mit einem drängenden Unterton, der deutlich machte, dass sie nicht noch mehr Zeit verlieren und weitermachen wollte. „Ja", sagte ich und faltete bittend meine Hände. Sie pausierte einen Moment und fasste sich an das Kinn. „Nicht, dass ich wüsste." „Und dürfen andere Leute von SM den Trainingsraum nutzen ohne sich hier anzumelden? Also, jemand der nicht einer von uns Girl Group Trainees ist? Aus dem Stock eine Etage über uns, zum Beispiel?" Aufgrund dessen, dass das recht spezifisch war, musterte sie mich so, als wäre ich dabei irgendetwas auszuhecken. Dabei war ich nicht diejenige, die hier etwas im Schilde führte. „Nein", sagte sie misstrauisch. Ich nickte um zu zeigen, dass mir das als Auskunft genügte. „In Ordnung, danke", murmelte ich, bereits schon wieder in Gedanken versunken. Was hatte Taeyong dann in diesem Raum zu suchen gehabt?

Sweater Weather (NCT FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt