Hallo ihr lieben,
Vieeeeelen Dank für eure ganzen Rückmeldungen, ich bin noch immer ganz überwältigt! Ich verabschiede mich für dieses Jahr mit einem neuen Kapitel und wünsche euch allen einen guten Start ins neue Jahr :)
Zum ersten Mal zogen die Feiertage an mir vorbei ohne, dass ich sie genießen konnte. Annes Abgang hatte es geschafft, alles wie mit einem dunklen Schleier zu überdecken. Abwesend suchte ich an all den Tagen nach einer Anwort- eine Antwort, die ihr Verhalten erklären konnte. Leider konnte mir niemand diese Antwort geben. Ich gab mir Mühe, dass mir niemand anmerkte, wie sehr mein Kopf und meine Gedanken ratterten. Wie konnte Anne mich so einfach stehen lassen? Wer oder was erschien plötzlich auf ihrem Display und hatte so eine Wirkung auf sie? Doch mir wurde mit der Zeit klar, dass ich auf eine Antwort bis zum neuen Jahr warten musste, wenn ich überhaupt eine bekommen würde. Allerdings brachte mich nicht nur Annes plötzliche Entscheidung zu gehen zum nachdenken. Auch ihre Worten hallten immer wieder in meinem Kopf: Du machst mich seit Wochen verrück, Hannah!
Und so war neben all der Wut, Enttäuschung und Unsicherheit, die ich in der Zeit empfand, noch etwas anderes - ein Funke Hoffnung. Ich war Anne nicht egal, das wusste ich jetzt. Natürlich war sie noch immer verheiratet und schien unerreichbar zu bleiben, doch sie hatte mich geküsst. Ob sie dabei wusste, was sie tat oder nicht, bleibt dahingestellt. Zu gern hätte ich ihr geschrieben, sie angerufen, einfach mit ihr gesprochen und sie endlich zur Rede gestellt. Aber ich wollte das persönlich klären, ihr dabei in die Augen gucken können. Obwohl sich all die Gefühle in meinem Inneren anstauten, hatte ich nicht das Bedürfnis darüber zu reden. Natürlich fragte das ein oder andere Mal jemand nach, ob bei mir alles ok sei - ich würde so bedrückt wirken. Witzig. Doch diesmal wollte ich es mit mir selbst ausmachen. Auch Julias Versuch, mir etwas zu entlocken, lehnte ich ab. Glücklicherweise fragte sie auch nicht weiter nach. Sie wusste, dass ich auf sie zukommen würde, sobald ich reden wollte und dafür schätze ich sie sehr.
Nach Weihnachten versuchte ich auf andere Gedanken zu kommen und bin ein paar Tage früher als geplant zurück in die Stadt gefahren. Ich war mit Eva verabredet, wir wollten zusammen Pizza machen und Filme schauen. Am Abend machte ich mich auf den Weg zu ihr und quälte mich die Treppen zu ihrer Wohnung hoch. Trotz all dem Gefühlschaos war immerhin auf die Weihnachtspfunde verlass. Ich betrat Evas gemütliche Zweizimmerwohnung. Evas Bescheidenheit war etwas, das ich besonders an ihr mochte. Mit ihrem Gehalt hätte sie sich ohne Zweifel, trotz der teuren Mieten, eine größere Wohnung leisten können. Doch sie gab ihr Geld lieber für Reisen und andere Unternehmungen aus, eine weitere Eigenschaft, die wir teilten. Auch ich hatte wenig Interesse an Oberflächlichkeit, schaffte lieber neue Erinnerungen an Stelle von Statussymbolen an. Mir waren gemeinsame Erinnerungen, Erfahrungen und Momente wichtig, ich wollte stets das Gefühl haben zu leben. Mich interessierten die Geschichten der Menschen und ihre Gedanken mehr als ihr Aussehen und ich war froh, dass mein Freundes- und Bekanntenkreis mittlerweile aus Menschen bestand, die diese Ansicht teilten. Viel zu oft hatte ich in den Jahren erlebt, wie Eifersucht plötzlich in Freundschaften eine Rolle spielte, wie man sich Machtkämpfe und materielle Wettbewerbe geben musste. Doch mit dem Alter stieg auch mein Mut, solche „Freunde" aus meinem Leben zu streichen.
„Gut, dass du endlich da bist! Ich habe einen riiieeesen Hunger.", jammerte Eva als ich meine Jacke und Schuhe ausgezogen hatte und mit ihr in die kleine Küche ging. Eva hatte schon alle Zutaten für die Pizza rausgesucht und fing sofort an, den Teig auszurollen.
„Immerhin hast du den Teig schon vorbereitet. Dann geht's doch schnell.", stellte ich fest und half ihr beim belegen der Pizza. Gemeinsam verteilten wir alle Zutaten auf den Teig, nur die Champignons mussten auf Evas Seite bleiben. Wenn es etwas gab, das ich nicht mochte, dann waren das Champignons. Während die Pizza im Ofen verweilte, deckten wir beide den Tisch und unterhielten uns. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte ich mich unbeschwert und schaffte es, Anne für ein paar Minuten aus dem Kopf zu bekommen. Doch lange hielt meine Unbeschwertheit nicht an, denn während des Essens wollte mir Eva etwas bei Facebook zeigen. Als sie durch ihre Neuigkeiten scrollte, tauchte ein Name auf, der mein Herz für einen kurzen Moment zum Stillstand brachte.

DU LIEST GERADE
Semesterliebe
RomanceHannah hatte schon immer eine Schwäche für Frauen, die älter als sie sind. Kurz vor dem Ende ihres Studiums wird ihr das jedoch zum Verhängnis, als sie ein Seminar bei Frau Michelsen belegt und dabei nicht nur das Fach lieben lernt. (gxg)