Kapitel 13

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Mein Herz pochte wie wild, mir wurde heiß. Ich war nicht im geringsten auf ein Gespräch mit ihr vorbereitet und zupfte nervös an dem Ärmel meiner Bluse. Während sie die wenigen Schritte bis zu mir ging, verschwammen alle Geräusche um mich herum, die Gespräche am Nebentisch wurden zu einem unverständlichen Gemurmel. Meine Aufmerksamkeit war allein auf sie gerichtet und ich schien bis auf ihren Anblick alles andere auszublenden. Viel zu schnell stand Frau Michelsen auf einmal da, mit einem Lächeln auf den Lippen, das Schmetterlinge in meinem Bauch freiließ.

„So früh schon fleißig?", fragte sie zur Begrüßung und deutete auf meinen Laptop.

„Schön wär's. Ich lasse mich gerade lieber von allem möglichen ablenken, als weiter zu schreiben.", sagte ich und lächelte halbherzig.

„Darf ich mich zu Ihnen setzten? Vielleicht kann ich Sie ja ein wenig von ihrer Blockade ablenken.", fragte Frau Michelsen und versuchte mit einer Hand ihren Schal auszuziehen.

„Klar können Sie das. Also sich setzen.", schob ich schnell hinterher und merkte einmal wieder, wie die Worte in ihrer Gegenwart viel zu schnell aus meinem Mund kamen. Frau Michelsen lachte leise, stellte ihre Tasse auf den Tisch und zog ihren Mantel aus, bevor sie sich setzte.

„Ich bin heute viel zu schnell durch den Verkehr gekommen und hab jetzt noch etwas Zeit bis zu meinem nächsten Kurs. Das passiert einem hier in der Stadt auch eher selten, aber es scheint wohl Schicksal zu sein.", erzählte sie drauf los und überraschte mich mit ihren Worten.

„Schicksal?", hakte ich sofort nach.

„Sonst finden wir ja keine Zeit uns zu unterhalten, oder werden unterbrochen.", fuhr sie fort und nahm einen Schluck aus ihrer weißen Tasse. Ich hörte zwar, was Frau Michelsen da zu mir sagte, aber konnte es nicht wirklich verstehen. Dachte sie das wirklich? Hatte sie sich zuvor von anderen unterbrochen gefühlt? Ich schaute sie kurz an, ohne etwas zu sagen. Ihre klaren, grünen Augen schauten mich an, ohne dass ich etwas aus ihnen ablesen konnte. Ich konnte nicht anders, als sie weiterhin einfach bloß anzusehen und mir fielen neue Kleinigkeiten in ihrem Gesicht auf, die ich zuvor nicht wahrgenommen hatte. Mein Blick wanderte weiter zu ihren Lippen. Wie es sich wohl anfühlt sie zu küssen? Ihre Lippen formten kurz ein belustigtes Lächeln. Wusste sie etwa, woran ich gerade dachte?

„Wie läuft es denn mit Ihrer Arbeit? Ich bin bei meinen eigenen Recherchen noch auf zwei Aufsätze gestoßen, die vielleicht auch für Sie interessant sein könnten. Wenn Sie möchten, schicke ich Ihnen die später per Mail.", schlug sie mir vor und holte mich damit aus meinen Gedanken.

„Ja, gerne. Es läuft ganz gut und es würde mir sogar Spaß machen, wenn ich nicht wieder mit der Perfektionistin in mir kämpfen müsste. Aber im Großen und Ganzen komme ich gut voran.", erklärte ich und zuckte kurz mit den Schultern.

Frau Michelsen beugte sich leicht nach vorne, umfasste ihre Tasse mit beiden Händen und sagte: „Haben Sie immer noch nicht verstanden, dass Sie gut sind in dem was Sie machen? Außerdem könnten Sie sich mit Sicherheit viel Zeit sparen, wenn Sie nicht so mit sich hadern würden." Mir war durchaus klar, dass sie mit dem was sie sagte Recht hatte. Ich war zwar faul und unmotiviert, aber wenn ich mich einmal an die Arbeit machte und mir etwas Mühe gab, war ich tatsächlich gut. Ich hob zur Verteidigung leicht meine Hände und konnte, überrascht über ihr Kompliment, nicht anders als zu grinsen.

„Ich weiß, ich weiß. Ich versuche ja schon weniger kritisch zu sein. Außerdem möchte ich auch in den nächsten zwei Wochen fertig werden, damit ich noch was von der Vorweihnachtszeit habe und dann fangen ja auch die Klausuren schon bald an.", erklärte ich ihr und musste schlucken, als ich darüber nachdachte, was ich mir da vorgenommen hatte. Es war jetzt Mitte November, demnach würden mir noch zwei bis drei Wochen übrigbleiben. Danach hätte ich endlich wieder ein wenig Zeit für mich und mein Leben zurück.

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