Kapitel 27

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Hey,

nach einer gefühlten Ewigkeit und der ein oder anderen Schreibkrise melde ich mich zurück :) Vielen, vieeeeelen Dank für eure Votes und die zahlreichen Kommentare. So langsam aber sicher geht die Geschichte nun zu Ende und es wird Zeit, ein paar letzte Baustellen zu beseitigen. Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefällt und wünsche euch einen tollen Start in die neue Woche! :)



Anne schaffte es als erste sich aus ihrer Schockstarre zu befreien, während ich bloß perplex auf der Stelle stand. 

„Was machst du hier, Daniel? Wie bist du überhaupt reingekommen?" In ihrer Stimme schwang eine leise Unsicherheit mit, die ich bisher nicht von ihr kannte. Doch ihrem Mann fiel dies scheinbar nicht auf, vermutlich hielt er das Zittern in ihrer Stimme für Freude. Er fuhr sich noch immer grinsend durch sein volles Haar, die Geste hatte er sich wohl von Anne abgeschaut. Seine Freude über seine mehr oder weniger gelungene Überraschung war ihm deutlich anzusehen, er strahlte ununterbrochen und konnte seine Augen nicht von Anne lassen.

„Die Verhandlungen in Oslo gingen reibungsloser als gedacht über die Bühne und so habe ich mir spontan zwei Tage freigekommen und den Rückflug nach Köln statt nach Hamburg gebucht. Ich wollte dich überraschen, wir haben uns schließlich so lange nicht mehr gesehen und da habe ich Mellie eingeweiht, die mir ihren Ersatzschlüssel gegeben hat. Auch wenn ich weiß, dass Überraschungen nicht so dein Fall sind, vielleicht machst du dieses Mal ja eine Ausnahme." Ich war mir sicher, dass jede Frau im Normalfall außer sich vor Freude wäre - ein Mann, der ein heimliches Wiedersehen plante und sich zwei Tage frei nahm, um endlich wieder Zeit zusammen verbringen zu können. Vermutlich dachte er auch, dass Anne sich darüber freuen würde. Ich hingegen wagte zu behaupten, dass dies nicht der Fall war. Abwartend schaute ich zu Anne, die gerade versuchte ein Lächeln zu Stande zu bringen, was ihr nur halbherzig gelang. Ich wollte gar nicht wissen, wie sie sich gerade fühlen musste. Auch ich versuchte mich aus meiner Starre zu befreien, besonders als ich seinen Blick nun auf mir ruhen spürte. Daniel kam nun anmutig und locker zugleich auf mich zu und streckte mir seine Hand entgegen.

„Wir kennen uns ja noch gar nicht, sorry. Ich bin Daniel, freut mich sehr dich kennenzulernen!" Freut mich leider so gar nicht, dachte ich und war froh darüber, nicht laut nachgedacht zu haben.

„Hannah und die Freude ist ganz meinerseits.", log ich und schaute direkt in seine dunkelbraunen Augen. Sie waren umrahmt von dichten, dunklen Wimpern und Lachfalten. Ohne es zu wollen, war ich fasziniert von seinem Anblick, er hatte eine ähnliche Ausstrahlung wie Anne - erfolgreich, selbstbewusst und auf eine undefinierbare Art und Weise einnehmend. Ich dachte unfreiwillig an seinen Job als Anwalt und konnte mir mühelos vorstellen, wie er alle Anwesenden im Gerichtssaal um den Finger wickeln konnte. Seine charismatische Art war förmlich greifbar, auch wenn ich ihn gerade erst kennengelernt hatte. Wie konnte ich bloß denken, da mithalten zu können?

„Tut mir leid, dass ich euch so erschreckt habe. Normalerweise spiele ich nicht den Einbrecher. Woher kennt ihr zwei euch denn?", fragte er interessiert nach und überforderte mich bereits mit so einer einfachen Frage.

„Durch Mellie, Hannah ist eine Freundin von ihr und Eva. Sag mal, hättest du mir nicht vorher Bescheid sagen können?" Anne rettete wie üblich die Situation und ich konnte erkennen, wie die Farbe in ihr zuvor blasses Gesicht langsam zurückkehrte. Sie hatte sich Gott sei Dank gefangen, dennoch war ihr Tonfall scharf, fast vorwurfsvoll. Daniel schien das nichts auszumachen, ganz im Gegenteil. Er wandte sich von mir ab und trat nun neben Anne, um liebevoll seinen Arm um sie zu legen.

„Dann wäre es aber keine Überraschung mehr gewesen. Jetzt hab dich nicht so.", sagte er belustigt und gab ihr einen Kuss ins dunkle Haar. Ihrem Körper war die Anspannung noch immer anzusehen,  besonders als sie ihn anschaute um etwas zu sagen und er sich einfach zu ihr beugte und die Lippen berührte, mit denen meine noch am Morgen versiegelt gewesen waren. Der Anblick riss ein Loch in mein Herz, doch ich konnte bloß schweigend zusehen, wie er das Band zwischen Anne und mir unwissend zerriss. Doch was hätte ich tun sollen? Es stand mir nicht zu, ihn einfach von ihr loszureißen und nach Hause zu schicken. Ganz im Gegenteil: Ich war diejenige, die gerade fehl am Platz war.

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