Hey,
ein wenig verspätet kommt nun das neue Kapitel und ich wünsche euch viel Spaß beim lesen!!„Kann ich dir vielleicht behilflich sein?", fragte mich plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich stand gerade sichtlich ratlos vor einem großen Regal voller Weinflaschen und konnte mich nicht entscheiden. Als ich mich zu der Stimme umdrehte, blickte ich in das Gesicht eines attraktiven Verkäufers, der scheinbar auf meine Antwort wartete.
„Du kommst wie gerufen. Ich bin heute Abend zum Essen eingeladen und wollte als kleine Aufmerksamkeit den Wein besorgen und habe mit meinen Weinkenntnissen geprahlt.", sagte ich erleichtert über sein Hilfeangebot. Der Verkäufer schien sich der missliche Lage bewusst zu sein, denn er konnte sich ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen.
„Und ich schätze mal, dass du da ein klein wenig übertrieben hast?", hakte er belustigt nach und ich nickte lachend. Obwohl er schätzungsweise bloß ein paar Jahre jünger als Anne war, schüchterte er mich im Gegensatz zu ihr nicht im geringsten ein, was wohl auch eine komische Eigenschaft von mir war. Kein Mann, egal wie alt oder attraktiv, schaffte es mich nervös zu machen, während sich gewisse Frauen dafür nur in meiner Nähe zu befinden brauchten.
„Dann versuchen wir deine Ehre wohl besser zu retten. Willst du den Wein nur verschenken, oder möchtet ihr den direkt zum Essen trinken? Falls ja, wäre es hilfreich, wenn du mir sagst, was es gibt."
Ich erkläre ihm, dass es vermutlich Pasta geben würde. Anne hatte mich nach ein paar Tagen Funkstille nach der Uni gefragt, ob ich am Wochenende Zeit hätte. Sie lud mich zu ihr nach Hause ein und wollte etwas für uns kochen. Ich konnte ihr Angebot natürlich schlecht abschlagen und meine Gedanken und Gefühle spielten seitdem noch verrückter als sonst. Nun stand ich also hier in diesem Weinladen, während ich sonst doch eher den Wein aus dem Supermarkt kaufte. Doch wie der Verkäufer es schon bemerkt hatte, wollte ich Anne beeindrucken, nachdem ich meinen Mund mal wieder zu voll genommen hatte. Der Verkäufer schien in seinem Job aufzugehen, schlug mir für jede Wahrscheinlichkeit verschiedene Weine vor. Nachdem wir jede Möglichkeit durchgespielt hatten, konnte ich mich letztendlich auch entscheiden.
„Aber wie man den Korkenzieher benutzt, weißt du schon, oder? Sonst üben wir das gleich auch nochmal an der Kasse.", scherzte er und auch ich musste über seinen Kommentar lachen. Wir hatten schon die ganze Zeit über miteinander gelacht, vielleicht sogar ein wenig geflirtet. Ich muss gestehen, dass mir der schmale Grat dazwischen nicht immer ganz bewusst war. Zumindest nicht bei Männern. Doch meistens machte ich mir darüber auch nicht viele Gedanken, denn Absichten hatte ich bei diesen schließlich schon lange keine mehr.
"Vielen Dank, du hast mich wirklich vor einer Blamage bewahrt. Kann ich das jemals wieder gut machen?", fragte ich mehr aus Spaß als dass ich es ernst meinte.
„Du könntest mal mit mir ein Glas Wein trinken, ich würde mich auch um den Wein kümmern.", konterte er direkt und ich hatte nun Mühe, aus meiner Lage wieder heraus zu finden.
„Ehrlich gesagt ist das heute Abend ein Date, von dem ich mir mehr erhoffe.", sagte ich und hoffte inständig, dass ich nicht noch mehr dazu sagen musste.
„Oh, verstehe. Da habe ich ja erst recht keine Chance bei dir. Das ist mir letztens schon mal passiert, wahrscheinlich denke ich zu sehr in Stereotypen.", gab er lachend zurück und reichte mir meine Flasche Wein an, die deutlich teurer als meine sonstigen war.
„Männer..." Ich verdrehte aus Spaß die Augen und nahm die Flasche entgegen, bevor ich den Laden verließ. Jetzt musste ich mir wenigstens um den Wein keine Sorgen mehr machen.Den restlichen Nachmittag versuchte ich für meine anstehenden Klausuren zu lernen, jedoch nur mit mäßigem Erfolg. Ich war so aufgeregt und ersehnte den Abend und das Treffen mit Anne so sehr, dass ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren konnte. Egal ob es Tag oder Nacht war, ich träumte unentwegt von ihr. Während die meisten anderen in meinem Alter heute vermutlich ans Feiern dachten, freute ich mich auf ein Date mit meiner Dozentin und mit wurde wieder bewusst, wie unvorstellbar diese Tatsache doch war. Meine Sorge vor einer weiteren Zurückweisung und davor, dass sie es sich vielleicht doch nochmal anders überlegen würde war zwar groß, doch ich versuchte diese Gedanken auszublenden. Ich wusste, dass ich dieses Risiko auf mich nehmen musste, mir blieb nichts anderes übrig. Mein Verlangen nach Anne war so groß, da konnten keine Befürchtungen etwas gegen ausrichten. Ihre Worte hallten immer wieder in meinem Kopf. Sie hatte Gefühle für mich, sie fühlte sich zu mir hingezogen. Allein diese zwei Aussagen waren unglaublich und beängstigend zugleich. Zwar hatte ich mir genau das seit langer Zeit gewünscht und fand es nun umso schöner, dass es nun in Erfüllung gegangen war, doch es machte mich nicht automatisch sicherer im Umgang mit ihr. Mein Herz klopfte noch immer bei jedem ihrer Blicke, bei jeder Berührung sehnte sich mein ganzer Körper nach mehr. Ich war noch immer so furchtbar nervös in ihrer Nähe, verfiel in Tagträume und traute mich oft nicht einen Schritt auf sie zu zugehen. Meine Hemmschwelle war noch immer groß, jedoch nahm ich mir vor mutiger zu werden. Anne schien viel an mir zu liegen, wieso sollte sie sonst ihren Job und ihre Ehe aufs Spiel setzten? Außerdem schätzte ich sie nicht so ein, dass sie unbedachte Entscheidungen traf.
Das vibrieren meines Handys holte mich aus meinen Gedanken und ich schaute auf mein Display. Es war bloß Julia, die mir einen schönen Abend wünschte und morgen eine Berichterstattung einforderte. Für keinen kurzen Moment hatte ich gehofft, dass es Anne sei. Ich fragte mich wirklich, ob sie ähnlich nervös und aufgeregt war wie ich. Auf mich wirkte sie sonst immer wie die Ruhe selbst und ich bezweifelte, dass ich sie jemals so aus der Fassung bringen könnte, wie sie es bei mir schaffte.
Nach einem kurzen Blick auf die Uhr beschloss ich, die Unisachen beiseite zu schieben und mich fertig zu machen. Alles andere hatte heute sowieso keinen Sinn mehr.
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Semesterliebe
RomanceHannah hatte schon immer eine Schwäche für Frauen, die älter als sie sind. Kurz vor dem Ende ihres Studiums wird ihr das jedoch zum Verhängnis, als sie ein Seminar bei Frau Michelsen belegt und dabei nicht nur das Fach lieben lernt. (gxg)