Kapitel 21

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„Jason es tut mir leid", flüsterte ich in die Stille zwischen uns. Trotzdem war meine Stimme bestimmt und sicher.

„Was tut dir leid?"

„Das ich dir so einen Schrecken eingejagt habe und ... Ich weiß nicht. Ich hab das Gefühl ich müsste mich für noch mehr entschuldigen, aber ich weiß nicht was."

Ich schwieg.

„Alles tut mir leid. Einfach alles", sagte ich nach einer Weile.

„Muss es dir nicht. Ich bin derjenige, der sich entschuldigen sollte. Ich hab mich vom ersten Moment an mies benommen", er machte eine Pause und sagte dann mit einem Grinsen im Gesicht, „Und ich hab uns beide die Treppe runter geschmissen."

Ich prustete los und Jason stimmte in mein Lachen mit ein.

Dann bog er um die Ecke und ich wir traten in den Gang, in dem alle Klassen- und Fachräume lagen. Ich hörte schlagartig auf zu lachen. Unwillkürlich spannte sich mein ganzer Körper an. Jetzt konnten wir jeder Zeit auf Menschen treffen. Angst stieg in mir auf, mich nicht beherrschen zu können. Jason zog mich an den Rand in einen Spalt, geschützt vor Neugierigen Blicken.

„Elli hör mir bitte jetzt genau zu und unterbreche mich nicht! Du bezeichnest dich als Monster, weil du einmal ein Mädchen umgebracht hast. Nein, falsch, der Teil von dir, der der Blutgier verfällt, hat ein Mädchen umgebracht. Du, Elli, du selbst, hast das gar nicht gemacht. Du könntest das gar nicht. Gestern wusstest du noch nichts von deinem anderen Teil, konntest ihn also auch nicht beherrschen. Heute aber kennst du ihn und du kannst ihn beherrschen. Das weiß ich. Denk einfach nicht darüber nach. Sei dir bewusst das es den Teil in dir gibt, aber bleib mit vollem Bewusstsein du selbst. Du kannst das Elli!"

„Aber was wenn nicht? Was wenn ich es doch kann? Menschen töten?"

Jason schloss die Augen und atmete tief durch.

„Du weißt doch noch, was meine Gabe ist?"

Ich nickte.

„Vor etwa einen halben Jahr hab ich von einem Mädchen geträumt. Es war so fröhlich. Ihre Augen strahlten Wohlwollen aus. Nur Gutes, kein bisschen Böses, nicht mal ein Hauch. So viel Liebe hatte ich zuvor noch nie, noch nie in meinen ganzen Leben, gesehen. Und dieses Mädchen, das warst du. Und du kannst, wenn du an dich glaubst, alles in die Knie zwingen, was dir Böses will. Ich glaube an dich! Tust du es auch?"

Ich war sprachlos. Ich weiß nicht, ob so was als Kompliment zählt.

„Ich... ich weiß nicht."

„Denk darüber nach", sagte Jason und zog mich wieder aus den Gang. Wir gingen an den Klassenräume vorbei und trafen auf niemanden. Dann standen wir vor der Tür zum Speisesaal. Es war kurz vor sieben. Fast alle waren schon drin und wartete sich mit Freunden unterhaltend auf das Essen.

Unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe. Jason griff kurzerhand nach meiner Hand und drückte sie. Ich schloss die Augen, atmete tief ein, öffnete sie wieder und nickte. Wir betraten den Speisesaal. Überall saßen lachende Schüler. Ich dachte an Jasons Worte und ließ mich von ihm durch den Saal zu unserem Stammtisch führen.

BlutrauschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt