Kapitel 26

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Seufzend ließ ich mich ins Gras fallen. Ich hatte sie abgehängt. Wer auch immer mir gefolgt war. Jetzt war ich allein. Jetzt erst dachte ich nach, was ich machen sollte. Ich brauchte etwas zum Essen, jetzt hatte ich zwar noch keinen Hunger, aber später. Garantiert. Und bis dahin sollte ich was zum Essen haben, denn mit dem Hunger würde auch das Monster in mir kommen. Also rappelte ich mich wieder auf. Mein T-shirt klebte mir am Körper und mein Atem ging immer noch nur stoß weise noch vom Laufen. Ich sah an mir runter. Eigentlich sah ich recht unauffällig aus. Mit einer Ausnahme. Mein total verschwitztes T-shirt. Aber ich könnte ja auch von joggen kommen. Vorsichtig schritt ich durch den Wald, als ich plötzlich hinter mir einen Ast zerbrechen hörte. Bereit um jeden Moment loszusprinten fuhr ich herum, doch hinter mir war niemand zu erkennen.

„Elli, stell dich nicht so an, du bist ja schon ganz paranoid!“, sagte ich nervös zu mir selbst und fuhr meinen Weg durch den Wald fort.

Dann lichtete sich der Wald und ich sah einen Weg. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass mich niemand sah, schlüpfte ich aus dem Gebüsch auf dem Weg. Weder Links noch Rechts sah vielversprechend aus. Kurzerhand entschloss ich mich für links, weil ich das Gefühl hatte, dass das Internat rechts von mir lag. Ich ging solange, weiter gerade aus, bis ich auf einen Menschen traf. Einen jungen Mann, braune Haare und offene Lederjacke.

„Ähm entschuldigen Sie. Aber ich glaube ich hab mich verlaufen. Können sie mir sagen wo ich bin oder wo der nächste Wohnort ist?“

Der Mann lächelte, denn er war offensichtlich amüsiert.

„Den Weg runter bis du zu einer Kreuzung kommst, dann links und wieder gerade aus, bis du die ersten Häuser siehst. Keine zehn Minuten.“ Der Mann deutete hinter sich. Ich lächelte in dankend an.

„Danke!“, sagte ich mit meiner liebsten Stimme.

„Das ist aber ein interessantes Muttermal auf deiner Hand. Sieht aus wie eine Lilie“ Der Mann deutete auf meine linke Hand und hielt mich so vom Weggehen ab.Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss und bedeckte das Muttermal mit meiner rechten Hand.

„Das ist nichts besonderes“, murmelte mich leicht verlegen und wand mich dann endgültig von dem Mann ab, aber nicht ohne mich vorher noch einmal für die Auskunft bedankt zu haben. Dann schlenderte ich in die Richtung, die er mir gerade eben gewiesen hat.

Ich stand vor einem kleinen Tante-Emma-Laden. Gleich würde ich in diesen Laden gehen und mir etwas zum Essen klauen, denn leider hatte ich vergessen etwas Geld einzupacken. Ich fühlte mich schuldig, weil ich etwas klauen wollte. Aber ich musste es nur mal. Sonst würde ich verhungern, oder ich würde zurück zum Internat müssen, oder was am schlimmsten war, der Blutrausch würde sich mit Sicherheit melden.

Es war nur ein kleiner Laden. Nicht besonders groß. Und es waren nicht viele Leute im Laden, was bedeutete, ich würde mehr auffallen. Also musste ich mich bemühen, möglichst unauffällig zu bleiben. Ich atmete tief durch und betrat den Laden. Unschlüssig schlenderte ich die Regale entlang. Ich hätte mir vorher überlegen sollen, was ich klauen wollte. Dann wäre ich schneller wieder aus dem Laden raus gewesen. Jetzt musste ich erstmal überlegen. Obst und Gemüse schloss ich aus. Nicht zu lange haltbar und bekamen schnell braune Stellen. Kekse waren ebenfalls schlecht, davon bekam ich immer zu viel Durst. Süßkram schloss ich von vornherein aus. Sättigten nicht genug. Dann entdeckte ich Müsliriegel. Das beste, was es gab. Also schnappte ich mir eine Packung und wollte den Laden verlassen, doch im Umdrehen stieß ich mit jemanden zusammen. Ein Junge. Rotorange Haare und ein freches Grinsen im Gesicht.

BlutrauschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt