Kapitel 13

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„Hast du meine Schuhe gesehen?“, verzweifelt durchsuchte ich meinen Schrank. Ich war mir so sicher sie dort gestern Abend rein gestellt hatte.

„Hast du Tomaten auf den Augen? Die stehen doch vor deinem Bett“, antwortete Jackie mir kopfschüttelnd.

„Heißt das nicht eigentlich Tomaten auf den Ohren?“

„Ist mir doch egal“, grinste Jackie und widmete sich wieder ihren Haaren.

Ich schloss den Schrank und tatsächlich, vor meinen, naja eher unter, meinem Bett standen meine Schuhe. Schnell schlüpfte ich rein und blickte zu Jackie rüber.

„Bist du fertig?“, fragte ich ungeduldig. Wir hatten beide verschlafen, weswegen wir nur wenig Zeit zum Frühstücken hatten, und dazu hatte ich auch noch einen komischen Geschmack im Mund, weil ich mir gestern Abend nicht die Zähne geputzt hatte. Irgendwie metallisch oder so.

„Jaja, bin ja schon fertig.“

Gemeinsam eilten Jackie und ich die Treppe runter.

Schnell stürzten wir uns jeweils eine Schale Müsli runter und hasteten wieder hoch, um unsere Schulsachen zu holen.

„Was hast du jetzt?“

Ich warf einen schnellen Blick auf dem Stundenplan.

„Mathe, in Raum 024. Wo ist der Raum?“

Nervös legte ich mir die Haare von der linken Schulter auf die rechte. Auf einmal war alles so real. Mein erster Schultag hier würde anfangen und somit mein neues Leben.

„Ich muss einen Raum weiter, also kann ich dir zeigen wo der ist.“

Jackie stand ungeduldig an der Tür. In wenigen Minuten fing der Unterricht an und da man hier sehr viel Wert auf Pünktlichkeit legte, sollten wir uns echt beeilen.

Mit einem letzten Blick in meine Tasche vergewisserte ich mich, dass ich alles, was ich brauchte, hatte, und verließ hinter Jackie das Zimmer.

Wir trafen kaum noch auf Schüler und auf die wie trafen, eilten genau wie Jackie und ich durch die Gänge.

„Okay, da sind wir. Viel Glück, vielleicht haben wir ja später noch einen Kurs zusammen.“ Jackie lächelte mich aufmunternd an, bevor sie sich abwandte und zu ihrer eigenen ersten Stunde eilte.

Ich atmete einmal tief durch, streckte meinen Rücken durch, strafte meine Schultern und baute innerlich wieder die Mauer aus Eis auf, bevor ich den Raum betrat.

Sofort richteten sich alle Blicke auf mich. Einige fingen an zu tuscheln, andere wandten ihrem Blick sofort wieder ab. So gut es ging, die auf mir lastenden neugierigen Blicke ignorierend, sah ich mich suchend in der Klasse nach einem freien Platz und einem eventuell bekannten Gesicht um.

Ich fand beides. Direkt nebeneinander. Nur leider gehörte das bekannte Gesicht Jason, der stur auf seinen Zettel starrte.

Widerstrebend setzte ich mich in Gang Richtung Jason.

„Hey“, sagte ich schlicht und ließ mich auf den freien Platz fallen. Er machte sich nicht mal die Mühe aufzusehen, sondern sagte eben so schlicht wie ich „Hey“ und machte weiter nichts, außer ein Stück von mir weg zu rücken.

Na das kann ja lustig werden, schoss es mir durch den Kopf.

Die Minuten verstrichen in denen Jason und ich uns anschweigend nebeneinander auf die Hefte starrend saßen.

Immer wieder warf ich einen Blick auf die Uhr.

Erst verstrichen zwei Minuten, seit dem der Unterricht offiziell begonnen hat, ohne dass die Lehrerin erschien, dann waren es fünf, und irgendwann sogar zehn. Jason neben mir wurde immer nervöser, seine Finger schlugen unruhig auf dem Tisch auf, bis er irgendwann aufsprang und ohne ein Wort zu sagen aus der Klasse verschwand.

Als er aus dem Raum war, fiel eine unbewusste Anspannung von mir ab und ich atmete erleichtert aus. Erst jetzt stellte ich fest, dass in der ganzen Klasse eine gewisse Unruhe herrschte.

Nach weiteren fünf Minuten kam ein älterer Schüler in die Klasse und verkündete, dass die Stunde ausfallen würde.

Stöhnend ließ ich den Kopf auf die Tischplatte sinken. Dann hätte ich heute morgen gar nicht so hetzten müssen und hätte sogar eine Stunde länger schlafen können.

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Wie findet ihr die Geschichte bis jetzt? würde mich über eure Meinung freuen :)

xoxo Sky

BlutrauschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt