Kapitel 34

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Noch vor dem Unterricht ging ich am nächsten Tag zu Silvia. Zaghaft klopfte ich an die Tür. Innerlich hoffte ich, dass Silvia nicht anwesend war, doch diese Hoffnung machte sie mir einem fröhlichen „Herein!“, nieder.

„Elodie, Liebes! Wie geht es dir?“, begrüßte sie mich, als ich das Zimmer betrat und die Tür hinter mir schloss. Ich könnte immer noch lügen, könnte ihr sagen, dass ich wegen dem Blutrausch hier war. Doch ich war mir bewusst, dass ich es ihr sagen sollte, sagen musste.

„Ganz gut“, sagte ich, nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte und fügte dann ganz leise, so leise, dass sie es unmöglich hören konnte, hinzu, „Denk ich.“

„Was führt dich zu mir?“

„Ich wollte Ihnen etwas sagen, naja eher zeigen...“, ich zögerte. Silvia nickte mir aufmunternd zu. Ich schloss die Augen und atmete tief durch, konzentrierte mich darauf, dass Silvia mich nicht sehen sollte. Als sie verblüfft nach Luft schnappte, wusste ich, dass es geklappt hat. Vorsichtig ließ ich meine Konzentration locker und Silvia sah nicht mehr durch mich hindurch, sonder sah mich wieder an.

„Seit wann weißt du davon?“ Ihre Stimme klang ruhig, sie schien sich schnell wieder gefasst zu haben.

„Seit gestern. Ich hab es zusammen mit Jason und Erik entdeckt. Die beiden wollten, dass ich sofort zu Ihnen gehe, aber ich bat sie, damit zu warten, so dass ich eine Nacht drüber schlafen konnte. Das alles... war einfach zu viel für mich.“

Ich beschloss, dass ich Monika aus der Sache heraus hielt. Sonst würde Silvia noch fragen, was wir bei ihr gemacht hatten, und wenn ich ihr gestehen würde, dass ich die Erinnerungen wieder hatte, würde sie wer weiß was machen. Außerdem wollte ich Erik keinen Ärger machen.

„Das kann ich gut verstehen. Aber mit deinem Blutrausch kommst du klar?“ Silvia sah mich sorgenvoll an.

„Ich denk schon. Und wenn nicht, ist Erik immer zur Stelle.“ Und nach einem kurzen Zöger fügte ich hinzu „Ben und Derek...“ Doch dann brach ich doch ab, weil ich nicht wusste, wie ich es formulieren sollte.

„Was ist mit den beiden?“, half Silvia mir auf die Sprünge.

„Sie wissen ja nichts davon und fragen mich ständig was los ist und ich weiß einfach nicht, was ich dann immer sagen soll.“

„Die Wahrheit. Aber du musst vorsichtig sein, wem du vom Blutrausch erzählst. Nicht alle wollen dir dann helfen.“

Ich nickte. „Und von meiner zweiten Gabe? Darf ich ihnen davon erzählen?“

„Aber natürlich. Das wird eh bald seine Runden machen. Aber jetzt husch husch! Der Unterricht hat schon vor zehn Minuten angefangen. Ich schreib dir noch eine Entschuldigung, damit du keinen Ärger kriegst.“

Sie schrieb etwas auf einen Zettel, schob ihn in einen Umschlag und gab ihn mir. Als ich schon fast aus der Tür war sagte Silvia noch : „Und denk daran. Du kannst immer zu mir kommen, wenn du ein Problem hast.“

BlutrauschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt