Kapitel 49

220 21 0
                                    

"Sie...Sie ist nicht tot?" Seit einer halben Stunde waren Jason und ich nun schon mit Silvia in ihrem Arbeitszimmer. Ich hatte ihr von alle dem, was passiert war, erzählen müssen. Bei der Stelle, als ich von Moms Tod erzählte unterbrach sie mich.

"Ich habe nie einen Brief von deinem Vater bekommen und gerade gestern haben wir noch telefoniert", erklärte sie mir. Mir wurde ganz leicht ums Herz. Ein Tod weniger. Mom lebte. Ich hab sie nicht verloren. "Ich werde trotzdem so bald wie möglich versuchen Gewissenheit darüber zu schaffen, ob es deine Mutter wirklich gut geht", meinte Silvia mehr zu sich selbst, trotzdem nickte ich und erzählte dann weiter. Es fiel mir schwer ihr all das zu sagen und natürlich ließ ich aus, wie sehr ich an ihr gezweifelt hatte.

"Warte, du hast sie alle unsterblichen gemacht?" Silvias Augen weiteten sich vor Schreck.

"Ich hätte sie doch nicht alle sterben lassen können! So ein grausamer Mensch bin ich nicht", protestierte ich.

"Du hättest aber...Ach ist jetzt eh egal. Die Regierung wird sich da schon irgendwie drum kümmern." Es entstand eine kurze Stille in der jeder seinen Gedanken nachging. Ich blickte aus dem Fenster und sah, dass die Sonne aufging. Der Himmel färbte sich am Horizont bereits rotorange.

"Silvia? Kann es...kann es sein, dass ich den Blutrausch nicht mehr habe? Also weil...das ganze Blut, es macht mir nichts mehr aus. Ich kann mich beherrschen."

"Das hängt mit dem Ritual zusammen", erklärte Silvia. "Dein Körper ist jetzt unverwundbar, nichts kann mehr einen bleibenden Schaden anrichten. Dadurch wird der Blutrausch, der, wenn man es so will, als eine Krankheit gilt, quasi geheilt."

Unwillkürlich machte sich in mir eine riesengroße Erleichterung breit. Nie wieder würde ich unkontrolliert der Blutgier verfallen. Niemand würde mehr wegen mir sterben. Außer Derek...

"Dich trifft keine Schuld an seinem Tod!"

Alle drei fuhren wir herum und erblickten Erik in der Tür stehend. Er hatte ein paar Kratzer im Gesicht und morgen würde er wahrscheinlich ein blaues Auge haben, aber ansonsten schien er unversehrt.

"Erik!" Ich stürmte auf ihm zu und umarmte in fest. Zum Glück lebte er noch. Jemand räusperte sich, worauf hin ich mich ein wenig peinlich berührt wieder von ihm löste. Hinter Erik erblickte ich einen fremden Mann.

"Du bist also Elodie", murmelte er und betrachtete mich von oben bis unten. Ich trat wieder einige Schritte zurück neben Jason und griff nach seiner Hand.

"Untersteh dich auch nur dran zu denken, Konstantin!", stieß Silvia scharf aus und trat beschützend vor mich. Jedoch ließ sich Konstantin dadurch nicht beirren.

"Du weißt, dass du uns hättest bescheid sagen müssen?" Es klang eher wie eine Anschuldigung als eine Frage.

"Ich lasse nicht zu, dass ihr mit ihr das selbe anstellt, wie mit Rosalinda."

"Sie stellt eine Bedrohung für die Allgemeinheit da!" Konstantin trat einen Schritt näher auf Silvia zu. "Sei doch vernünftig."

Ich spürte, wie Jason sich neben mich deutlich anspannte und sein Griff sich verstärkte.

"Werdet ihr doch endlich mal vernünftig! Eure Methode nützt niemanden was. Rosalinda ist krank, es wäre eine Erlösung für sie zu sterben. Wieso könnt ihr nicht einfach einsehen, dass man manchmal über seinen eigenen Schatten springen muss." Silvia ließ sich nicht beirren.

"Du siehst doch, was sie angerichtet hat! Ich will gar nicht wissen, wie viele Tote es heute gab, mal abgesehen davon, dass Magnus jetzt unsterblich und uns dazu auch noch entwischt ist", sagte der Mann mit Wut in der Stimme.

BlutrauschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt