Kapitel 36

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Als er bemerkte, dass ich ihn bemerkt hatte grinste er.

„Ich hoffe du wolltest nicht schon wieder abhauen?“, scherzte er, aber mir war nicht nach Scherzen zu mute.

Als er mich erreicht hatte setzte er sich neben mich.

„Ich schätze mal, es gibt einen Grund, dass du hier draußen ganz alleine bist“, brach er das Schweigen.

Statt ihm zu antworten fragte ich: „Wie hast du mich gefunden?“

Mit einem Kopfnicken deutete er auf das Fußband um mein linkes Fußgelenk. „Es schlägt Alarm, wenn du die Internatsgeländegrenze erreichst.“

Nach einer weiteren kurzen Pause räusperte Erik sich.

„Also, was ist los?“

Ich starrte in den Wald vor mir und sah alles wieder vor meinen Augen.

„Es war alles so schön. Wir hatten Spaß. Doch dann ist sie gestürzt und...“, ich schluckte, „Sie haben mich angesehen, als ob ich ein Monster wäre.“

„Wer ist gestürzt?“, fragte Erik vorsichtig nach.

„Jackie“, flüsterte ich, während mein Blick nach wie vor ins Leere ging.

„Und was ist dann passiert?“

„Blut. Sie hat geblutet.“ Benommen blickte ich ihn an und versuchte irgendetwas in seinen Augen zu erkennen.

„Und dann?“ Sein Blick war weich, jedoch konnte ich ihm nicht lange in die Augen sehen und blickte wieder den Wald vor mir an.

„Ich wollte sie... Derek und Ben... Sie waren so erschrocken.“ Meine Stimme war nur ein Flüstern und kaum hörbar.

„Was ist mit Ben und Derek?“ Ich spürte, wie Erik sich neben mir anspannte.

„Sie haben mich angesehen und... Sie waren so erschrocken.“

„Und Jackie?“ Was wäre passiert, wenn ich mich nicht im letzten Moment beherrscht hätte? Wenn Derek mich nicht in die Gegenwart zurück gerissen hätte?

„Jackie nicht. Sie hat nicht... sie hat ihre Wunden...“

Ich hörte wie Erik erleichtert aus atmete.

„Und du? Wie geht es dir?“ Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er mich besorgt musterte.

„Ich hätte sie umgebracht, wenn Derek und Ben nicht da gewesen wären.“ Dieses mal war meine Stimme klar und fest und voller Bitterkeit.

„Vielleicht, aber dazu ist es nicht gekommen und du hattest dich ja anscheinend auch schnell wieder gefangen.“

BlutrauschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt