Kapitel 17

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Ich drehte mich um und rannte aus dem Raum, den Flur entlang zur Treppe. Während ich lief, leckte ich mir über die Lippen und wischte meinen Mund mit dem Handrücken ab. Ich hoffte inständig alle Blutspuren an mir vernichtet zu haben. Als ich das Ende der Treppe erreicht hatte atmete ich einmal tief durch und öffnete dann die Tür. Ich ging eilig zum Büro von Silvia, doch ich fand sie dort nicht. Panik stieg in mir auf. Was wenn ich sie nicht fand und Jason starb?

„Immer mit der Ruhe", sagte ich zu mir selbst.

Denk nach Elli! Denk nach!

Erik kann Gedanken lesen. Ob er das wohl auch über eine größere Entfernung kann? Ein Versucht war es wert. Ich konzentrierte mich auf Erik so gut ich konnte und dachte verzweifelt: Erik? Hilf mir! Jason, ich... ich wollte nicht. Ich konnte mich nicht halten. Im Keller. Er ist bewusstlos. Hilf mir! Bitte!

Ich ging zurück zum Keller und hoffte, dass Erik meine Botschaft erhalten hatte. Ich brauchte gar nicht lange zu warten, da kam er auch schon mit Silvia im die Ecke gerannt. Kaum hatten sie mich erreicht, rannte ich zurück zu Jason. Ich kniete mich neben ihm und hielt seine Hand. Tränen rollte über meine Wangen und landeten auf seinem Gesicht.

Ich muss ziemlich schnell gerannt sein, denn Silvia und Erik kamen erst jetzt in den Raum.

„Ich wollte es nicht. Ich wollte es nicht machen", schluchzte ich, „Es war zu viel. Die Berührung, der Duft. Es ging so schnell. Ich wollte das nicht machen."

Silvia nickte Erik zu, der Jason auf dem Arm nahm und Silvia nahm mich in den Arm und drückte mich kurz.

„Es ist nicht deine Schuld." Sie nahm meine Hand und führte mich aus dem Raum. Sie führte mich durch einen Gang, der mir zuvor nicht aufgefallen war. Dann kamen wir zu einer Wendeltreppe.

„Vorsicht Elodie!" Eriks Warnung kam zu spät. Ich stieß mir den Kopf an einen Balken. Das würde eine kräftige Beule geben. Oben an der Wendeltreppe war eine Tür. Silvia öffnete sie, sah sich um und bedeutete uns ihr zu folgen. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren, hatte vollkommen die Orientierung verloren. Dann kamen wir durch eine weiße Flügeltür und der Geruch verriet mir, dass wir im Krankenflügen sein mussten. Silvia bog in einen Raum ab. Erik und ich folgten ihr. In dem Raum standen zwei kranken Betten. Vorsichtig bettete Erik Jason in das eine.

„Holst du Monika, Erik?"

Erik sah Silvia kurz in die Augen, dann erwiderte er: „Hältst du das für sinnvoll?"

Silvia nickte und Erik verschwand.

„Ich lass euch beide kurz alleine und geh auf die Suche nach einer Krankenschwester. Wenn was ist, ruf einfach", sagt Silvia und verschwindet.

Zögernd gehe ich zu Jason. Jetzt im hellen Licht sieht er ganz blass aus. An seinem Arm ist eine saubere Bisswunde. Mich ekelt es vor dem Gedanke, dass ich das gewesen war. Vorsichtig strich ich Jason eine Strähne aus der Stirn.

„Warum bist du nicht einfach gegangen?", murmelte ich.

An der Tür war ein Räuspern zuhören und ich fuhr erschrocken herum. Dort standen Erik und ein Mädchen, Monika. Sie hatte langes, dickes, braunes Haar und freundlich Augen.

„Silvia möchte gerne, dass ich dich einmal durchchecke."

Ich nickte, auch wenn ich nicht ganz verstand, was sie meinte.

„Magst du dich dafür ins Bett legen?", sie deutete auf das freie Bett und ich gehorchte.

„Was ist deine Gabe?", fragte ich, weil ich mir sicher war, dass sie auch ein Vampir war.

„Das wirst du gleich merken", sagte sie mit einem Aufblitzen in den Augen. Ich sah Erik an und der nickte mir aufmunternd zu. Zögernd schloss ich die Augen und wartete.

Monika berührte meine Stirn mit ihren Händen. Ihre Berührung wurde ganz heiß. Ein stechender Schmerz ging durch meinen Kopf. Bevor ich aufschreien konnte, driftete ich ein tiefes Schwarz ab.

BlutrauschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt