Kapitel 48

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"Du sollst hier warten!", fuhr mich der Mann, der mich zurück gehalten hat, an. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er uns auf die Lichtung gefolgt war. 

"Schon gut!" Engergisch befreite ich mich aus dem Griff und wartete, bis Magnus vor jedem der Zehn Bäumen stehen geblieben war. Ich konnte zwar immer noch nicht erkennen, was er genau machte, konnte mir aber denken, dass das Messer zum Einsatz kam. 

Gebannt blickte ich ihm entgegen, als Magnus wieder auf mich zu kam. Mein gesamter Körper spannte sich an und mehr als zu vor überlegte ich, ob ich hier wirklich das richtige tat. Unruhig suchte ich im Schatten der Bäume nach Jason, Derek oder Erik. Doch wieder konnte ich niemanden erkennen.

Magnus blieb vor mir stehen und blickte mir in die Augen. Ich hatte erneut das Gefühl, er würde direkt in meine Seele sehen. 

"Trink das." Er hielt mir den Klech hin. In ihm befand sich eine dunkle Flüssigkeit. Blut. Das Blut einer jeden der zehn Vampirfamilien. Ich spürte, wie sich tief in mir etwas regte. So lange hatte ich kein Blut mehr getrunken.

"I-ich kann nicht", hauchte ich und schloss kurz die Augen. Ich hatte Angst, die Kontrolle zu verlieren, Angst, dass ich bald noch mehr Menschen auf dem Gewissen haben würde. Mangus kam noch einen Schritt auf mich zu und streckte mir den Kelch hin.

"Du musst! Sonst können wir unseren Plan vergessen. Trink schon", redete er auf mich ein und hielt mir den Klech direkt unter die Nase.

Und ohne, dass ich auch nur etwas tun konnte, Magnus irgendwie warnen könnte, drang das Etwas,das Monster, in mir mit einer unglaublichen Vehemez an die Oberfläche und ließ mich vor Schmerz zusammen krümmen. Als der Schmerz sich wieder gelegt hatte, gab es nur noch das Blut im Klech und dessen betörender Duft, der mir in die Nase stieg, für mich. Ich wollte das nicht, doch ich konnte nicht anders. Gierig griff ich nach dem Klech und trank ihn in wenigen Zügen leer. Doch das Monster in mir war noch lange nicht gesättigt. Es wollte mehr Blut. Wie eine Raubkatze fixierte ich den Mann vor mir, dessen köstlichen und warmen Blut gleich trinken würde.

Ich setzte zum Sprung an, kam jedoch nicht dazu, denn das Blut aus dem Kelch, das eben noch meine Kehle hinunter geflossen ist, löste ein Feuer in mir aus. Es war, als stünde ich in Flammen. Mir war unglaublich heiß. Im Magen fing es an zu brennen und breitete sich bis in meine Fingerspitzen aus.

Meine Beine gaben nach und ich sank auf alle Viere. Galle stieg in mir auf. Ich fing an zu würgen, denn ich wollte das Blut einfach nur noch raus aus meinem Körper haben.

Siedenheiße Tränen schossen mir in die Augen und ließen meine Sicht verschwimmen.

Krampfhaft krallte ich meine Finger in die kühle Erde. Dabei spürte ich, wie kleine Steinchen meine Haut aufschlitzen. Doch es war mir egal, ich wollte einfach nur, dass mein Körper aufhörte zu brennen.

Langsam zog sich der Schmerz zusammen und sammelte sich in meiner Mitte. Ich bohrte mir meine Fingernägel in den Arm, bis es anfing zu bluten, in der Hoffnung  so von dem unerträglich Brennen in meinem Bauch abzulenken. Doch es brachte nichts. Plötzlich legte sich eine Hand auf meinen Rücken. "Du schaffst das Elodie, du bist stark!", redete Magnus auf mich ein. Doch ich wollte nicht mehr. Ich wollte, dass dieser Schmerz aufhörte.

"Was passiert mit mir?", schluchzte ich unter Tränen.

"Du wandelst dich." 

Ich wollte gerade etwas erwidern, als das Feuer in mir sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit erneut ich mir aus breite. Statt Worten, kam über meine Lippen nur ein schmerzerfüllter Schrei. Meine Beine gaben nach und ich brach zusammen.

Und dann war der Schmerz mit einem mal weg. Das Feuer war gelöscht, zurück blieb nur ein sanftes Krippeln in meinem gesamten Körper.

Nur an meinem Arm und in meinen Handflächen entstand ein leichtes Ziehen. 

BlutrauschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt