Kapitel 15

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Umso mehr überraschten mich ihre nächsten Sätze.

„Bitte setzt dich. Das wird jetzt eine lange Geschichte und ich möchte, dass du mir zuhörst und mich nicht unterbrichst", wies Silvia mich an.

Ich setzte mich auf den nächst besten Stuhl. Jason und der blonde Junge lehnten sich an zwei Tische und Silvia setzte sich ebenfalls auf einen Stuhl.

„Du kennst doch bestimmt Märchen. Märchen handeln von Prinzen und Prinzessinnen, aber auch von Märchengestalten wie Drachen, Werwölfe oder aber auch Vampire. Es gibt eine Legende, die besagt, dass eben solche Blut trinkenden Wesen existieren. Nur werden sie nicht, wie in vielen Mythen durch den Biss eines anderes Vampires zu dem gemacht, was sie sind, sondern es gibt Menschen, wahllos verteilt im Land, die zu solchen Vampiren werden. Kannst du dir vorstellen, dass diese Legende wahr ist?"

Ich starrte Silvia entgeistert an. Vampire? Die ist doch verrückt geworden. So was gibt es nur in Märchen. Nie und nimmer in dieser Welt.

Der blonde Junge lachte auf, wobei seine Augen belustigt funkelten. Silvia sah ihn strafend an und fuhr fort.

„Glaub mir, oder nicht. Dass ist deine Sache. Aber du hast versprochen mir zuzuhören, bis ich fertig bin. Also zurück zu den Vampire. Die heutigen, echten Vampire trinken zwar Blut, da sie es zum überleben brauchen, aber sie essen, müssen es sogar, auch „normales" Essen. Sie sind auch keine Wesen, die in Särgen schlafen, oder untote sind und nie schlafen. Sie brauchen nur weniger Schlaf, aber mehr als eine Woche ohne Schlaf halten sie nicht aus. Und dann haben Vampire noch besondere Fähigkeiten. Die meisten nur eine. Manchmal aber auch zwei.

An dieser Schule gibt es sogenannte Nox-Schüler. Schüler die besonders gefördert werden. Nun ja das stimmt so nicht ganz. Die Nox-Schüler sind alle samt Vampire. Vampire mit Fähigkeiten, die sie hier erlernen." Sie machte eine Pause.

Entgeistert starrte ich sie an. Vampire? Hier an dieser Schule? Das wurde ja immer schöner...

„Du musst wissen, dass alle Menschen hier, alle Schüler, das Vampirgen in sich tragen. Aber nur bei circa jedem zehnten kann sich das Gen durchsetzten und zur Wandlung führen."

Jetzt ist Silvia vollkommen verrückt geworden.

„Du fragst dich sicher, warum ich dir das erzähle?", Silvia sieht mich fragend an.

Bis jetzt hatte ich mich das nicht gefragt, aber jetzt wo sie es sagte, fragte ich es mich doch (auch wenn ich sie immer noch für geisteskrank hielt).

„Weil du, meine Liebe, auch einer bist."

Okay, ich hatte gedacht, dass es verrückter nicht mehr kommen konnte, aber das, das hatte wirklich alles übertroffen. Das war doch lächerlich.

„Sie glaubt dir nicht", sagte der blonde Junge mit belustigter Stimme, während Jason nervös seine Hände knetete.

Silvia richtete ihren durchdringenden Blick auf meine Augen, bevor er zu meiner linken Hand wanderte.

„Das Muttermal auf deinem Handrücken juckt schon seit Tagen, hab ich recht?"

Silvias Lippen umspielten ein vielsagendes Lächeln. Woher wusste sie das? Hatte sie mich dabei beobachtetet, wie ich mich kratzte? Je länger ich über all dies nachdachte, umso verrückter erschien mir alles.

„Das Muttermal zeigt dir an, zu welcher Familie du gehörst und wenn du dich verwandelst, fängst es als Folge darauf an zu Jucken. Zu welcher Familie du gehörst, spielt allerdings keine Rolle mehr, dass ist einfach nur ein Überbleibsel aus der alten Zeit."

Mit jedem Wort, dass aus Silvias Mund kam, arbeitete mein Gehirn immer intensiver an einer Möglichkeit, wie ich so schnell wie möglich von hier verschwinden konnte.

BlutrauschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt