Es ist kurz nach fünf, ich stehe lachend mit Zayn hinter dem Tresen der Tankstelle und schiebe mir Pommes in den Mund, als mein Handy klingelt und ich, in einem schwachen Moment, hingegen jeder Vernunft, abhebe.
„Hi Mama."
„Endlich gehst du ran!"
„Ich bin ziemlich beschäftigt."
Zayn sieht mich stirnrunzelnd an, scheinbar genauso verwirrt wie ich, dass ich tatsächlich ans Handy gegangen bin. Ich zucke mit den Schultern, deute mit dem Zeigefinger hinter ihn auf ein paar Stühle, er nickt und ich setze mich, das Handy ans Ohr gepresst, in eine Ecke der Tankstelle, während Zayn sich einem Kunden zuwendet. Ja, ich besuche Zayn bei seiner Spätschicht. Und ja, das klingt vielleicht ein bisschen seltsam, weil wir uns eh Zuhause den ganzen Tag sehen, aber ich mag die Tankstelle. Sie liegt abseits der Stadt, ist nicht gerade gut besucht und immer ruhig, und das beste: man fährt auf dem Weg direkt an einem McDonalds vorbei. Nicht selten schreibt Zayn mir mies gelaunt, dass er Hunger hat und ich ihm Burger und Pommes bringen soll. So auch heute.
Mama hat bereits angefangen zu reden aber ich habe den Anfang verpasst. Meine Gehirnzellen scheinen auch jetzt nicht so richtig Anschluss zu gewinnen und es dauert eine Weile, bis ich wirklich zuhören kann. „... dein Vater mit deinen Schwestern beim Fußballspiel, die müssen jetzt immer mit, wo du nicht mehr da bist, dein Vater weiß ja sonst nicht, mit wem er gehen soll. Immerhin lernst du, sagt er immer. Die Mädchen vermissen dich ganz schön, wenigstens bei ihnen könntest du mal an dein Handy gehen, oder uns besuchen. Sie haben bis nachmittags Schule aber abends sind sie eigentlich immer da, außer dienstags und mittwochs, da ist ja dieser Kurs, sag mal, gibt es bei dir denn was Neues?"
Blinzelnd sehe ich mich im Raum um. Zayn verkauft gerade einem Kunden Zigaretten. Der Ärmste. „Also ... eigentlich nicht", murmele ich. In meinem Kopf versuche ich die letzten Wochen Revue passieren zu lassen, warum weiß ich selbst nicht. Ich lüge ja doch. „Viel zu tun, wie gesagt. Alles wie immer ..." Ich überlege kurz, und füge dann etwas leiser hinzu: „Wir haben einen neuen Mitbewohner, aber sonst ..."
Es dauert kaum zehn Sekunden, bis ich bereue. Ich bereue ans Telefon gegangen zu sein. Ich bereue, sie nicht sofort abgewimmelt zu haben. Und vor allem bereue ich, auch nur ein winziges Sterbenswörtchen über Harry gesagt zu haben. Die Fragerei war abzusehen, genau wie die Tatsache, dass Mama nicht davon begeistert ist, dass ich einen fremden Jungen bei mir im Bettschlafen lasse. Ich seufze. Das Klingeln zu ignorieren ist mir die letzten Wochen doch auch gelungen ... Warum heute nicht?
„Dieser Saustall von Wohnung war schon für zwei Leute zu klein. Wie soll das gehen wenn du ein Mädchen zu dir einlädst? Du brauchst doch auch mal Privatsphäre! Hättest du dich da nicht einmal bei Zayn durchsetzen können?"
Meine Mutter hat das Talent, eine Vielzahl an Dingen gleichzeitig zu kritisieren, ohne sie direkt zu benennen. Es geht immer hin und her zwischen ihren Lieblingsthemen: Such dir einen Job, such dir eine Freundin, such dir bessere Freunde, such dir eine eigene Wohnung, koch dir was Vernünftiges. „Ich kann mich wirklich nicht beschweren, Mama. Ich zahle ja nicht mal Miete ..."
„Und genau das ist der Punkt. Du gibst dich immer mit dem Einfachsten zufrieden! Wenn du dir endlich mal was suchen und Geld verdienen würdest ..." Ich schließe die Augen. Das wieder. Ich höre nur am Rande zu, während sie redet. Ab und zu dringen Satzfetzen an mein Ohr wie Du bist alt genug, um selbst für dich zu sorgen und wie willst du später Frau und Kinder ernähren und wir haben dich lange genug unterstützt.
Dass sie mit allem recht hat, weiß ich natürlich. Gerade deshalb nervt es so.
„Warum bist du die letzten Wochen nicht ans Telefon gegangen?"
DU LIEST GERADE
you are a home that I want to grow up in
FanfictionLouis' Leben stellt sich auf den Kopf, als unerwartet ein fremder Junge in seinem Zimmer einzieht und sich ab jetzt ein Bett mit ihm teilen soll. Dass Louis Jungs eigentlich mag, aber niemals etwas mit ihnen anfangen würde, erleichtert die Sache nic...