05.

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„Sie heißt Gigi und hat keinen Freund. Mach mal Platz." Zayn schiebt mich ein Stück zur Seite als wäre ich ein lästiger Gegenstand und quetscht sich neben mich auf die Bank. In der Hand hält er einen großen Schokomilchshake, der zur Hälfte leer getrunken ist.

„Wer?", frage ich verwirrt.

Zayn zieht etwas zu gierig an dem Strohhalm, so wie er an einer Zigarette ziehen würde. Dann leckt er sich die Lippen und sieht mich mit der üblichen Gleichgültigkeit an. „Die Blonde von neulich. Ich habe am Donnerstag ein Date."

Ich runzele die Stirn. „Wie hast du das denn angestellt?"

„Ich habe sie ganz offensichtlich gefragt." Er stellt seinen Becher ab, zieht seinen Schreibblock hervor, schlägt mit der Unterseite seines Kugelschreibers auf den Tisch, sodass die Miene herauskommt und sieht dann feindselig nach vorne zu dem Professor, der gerade den Vorlesungssaal betritt, so als würde er sich auf einen Kampf vorbereiten.

Eines muss man Zayn wirklich lassen. Er ist nicht auf den Mund gefallen und nimmt sich, was er will. Wochenlanges Schwärmen aus der Ferne ist einfach nichts für ihn. „Ich bin beeindruckt", sage ich wahrheitsgemäß. „Kannst du mir auch ein Date besorgen?"

Er grinst. „Klar, sag mir den Namen und ich kümmere mich drum."

Natürlich weiß ich keinen Namen. „Irgendein Mädchen, das Interesse zeigt, würde schon reichen."

Zayn schüttelt mit dem Kopf. „Mein Gott, Louis. Du siehst doch gut aus. Wieso ziehst du dich so runter? Und außerdem: Wann schaust du dich endlich auch mal nach Kerlen um?"

Ich verziehe das Gesicht. Meine Blamage am Freitagabend mit Harry hat gereicht, dass ich das Thema am liebsten vollständig aus meinem Kopf verbannen, und mein Geständnis, dass ich auch auf Jungs stehe, zurückziehen möchte. Vor Harry. Vor Zayn. Vor mir selbst. Ich möchte einfach wieder der heterosexuelle Louis sein. Und auch wenn Harry meint, dass er kein Problem mit meiner etwas verkorksten Sicht auf Sex mit Männern hat, konnte ich ihm seitdem nicht mehr so richtig in die Augen sehen. Er muss mich einfach dafür verurteilen. Jeder würde das.

Zayn, der überhaupt erst Schuld daran war, dass mein gut gehütetes Geheimnis herauskam, lässt nicht locker. „Du kannst dir doch einfach mal einen aufreißen. Ihr müsst ja nicht so weit gehen."

„Nein", sage ich einfach und damit ist es für mich erledigt. Ich versuche, das Thema zu wechseln. „Übrigens. Bist du nachher Zuhause?"

„Wieso?"

„Harry hat vorgeschlagen, dass wir zusammen essen. Er will etwas kochen." Ich denke an heute Morgen zurück, als ich mich für die Uni fertig gemacht habe und Harry im Bett lag, in unsere Decke eingekuschelt, und mich verschlafen gefragt hat, ob ich und Zayn nachher Zeit haben.

Zayn runzelt mit der Stirn. „Haben wir Lebensmittel da?" Er sagt das, als wäre jedes bisschen Essen in unseren Schränken ungewöhnlich und ich kann ihm nicht wirklich widersprechen.

„Er wollte einkaufen ... mit seinem ersten Geld ..."

„Ah! Das, was er auf der Straße verdient hat."

Aus Zayns Mund klingt das falsch. Ein Typ, der vor uns sitzt dreht sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu uns um und wirft uns einen Blick zu der so viel sagt wie worüber reden die Verrückten jetzt wieder? Ich spreche leiser. „Also, bist du nachher da?"

„Kann nicht." Zayn seufzt. „Habe Spätschicht. Bin erst um 10 zurück."

„Oh, schade."

„Ja. Schade."

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