„Weil ich einfach finde, dass zu diesen Schleifchennudeln keine Tomatensoße passt!", sage ich laut, die Packung Schlagsahne an meine Brust gepresst und die umstehenden Kunden, die uns mittlerweile von der Seite angucken, völlig ignorierend.
„So ein Scheiß. Ich wette, die wurden ausschließlich für Tomatensoße erfunden."
Zayn und ich stehen im Supermarkt zwischen Konserven und Teigwaren und sind beide stur genug, um seit geschlagenen fünf Minuten über die Soße zu diskutieren. Zayn scheint heute zusätzlich schlecht gelaunt und ich ... ich will einfach keine Tomatensoße. „Du durftest gestern schon aussuchen, was wir essen."
„Ja, aber es hat scheiße geschmeckt, weil ein gewisser jemand zu viel Salz reingekippt hat."
„Das ist nicht mein verdammtes Problem."
Ich erkenne an seinem Blick, dass er genauso weit davon entfernt ist, nachzugeben, wie ich, und ich fühle mich an die Zeit vor ein paar Monaten zurückerinnert, als wir uns noch jeden Tag um das Essen gestritten haben, uns gegenseitig dafür die Schuld gaben, wenn es schlecht schmeckte und dann am Ende doch was bestellt haben. Die Zeit, bevor Harry bei uns eingezogen war. Keine schöne Zeit.
„Leute? Seid ihr soweit?" Wir drehen uns um zu dem Milchregal, neben dem Harry gerade aufgetaucht ist. Er sieht immer noch genauso fertig aus wie die letzten Tage und wirkt, als wollte er einfach nur zurück in die Wohnung, die er seit der Sache mit dem Spielplatz nicht mehr verlassen hat.
„Ähm ... welche Soße willst du zu den Schleifchennudeln?", frage ich ihn, die Betonung auf Schleifchen, damit er weiß, wie schwerwiegend das hier ist.
„Mir egal." Er sieht wirklich aus, als wäre es ihm egal. Immer wieder sieht er an uns vorbei zur Kasse, als hätte er es wirklich eilig. Ich wende mich Zayn zu, gebe ihm einen strengen Blick, der bei ihm leider überhaupt nicht wirkt. Er wird nicht nachgeben. Ich auch nicht, aber ich will Harry auch nicht weiter quälen. Zayn ist da absolut skrupellos. Also bleibt mir wohl nichts anderes übrig.
„Mach doch was du willst", zische ich Zayn missmutig zu. „Wir haben ja noch Ketchup."
„Ach, Ketchup geht, aber Tomatensoße nicht?"
„Ketchup geht immer." Wir gehen zu dritt zur Kasse, alle drei mit Lebensmitteln bepackt. Harrys Arm streift meinen mehr als einmal, während wir die Einkäufe aufs Band legen. Er und ich bezahlen, weil Zayn ja die Miete übernimmt. Danach gehen wir zusammen Nachhause.
„Weißt du schon, wann du sie anrufst?", frage ich Harry, der dichter neben mir geht als normal. Es ist kalt und nass draußen, schon seit Tagen und auch wenn das jetzt dramatisch klingt, habe ich das Gefühl, dass wir seit dem wir im strömenden Regen auf diesem Spielplatz standen nicht mehr so richtig aufgetaut sind, weil die Sonne sich seitdem einfach nicht mehr blicken lässt.
„Heute Abend", antwortet er leise aber bestimmt. Er hat seine Arme um seinen Körper geschlungen und sieht geradeaus, wo sich unser Mietshaus aufzeigt. Zayn geht ein Stück vor uns, aber es ist klar, dass er zuhört. Ich sage nichts, weil ich mal wieder nicht weiß, was. Viel Glück? Das wird schon? So wichtig ist Familie eigentlich gar nicht? Du hast ja noch uns?
Wir erreichen die Tür, laufen die Treppen hoch, schließen auf und lassen das Schloss wie gewohnt knallen, sodass es durch das ganze Haus scheppert.
„Du oder ich, Lou?", fragt Zayn, während er sich die Jacke auszieht.
„Du. Sonst versalz ich doch wieder alles." Ich mache eine Grimasse. Er macht eine Grimasse zurück.
„Wenn du dich je wieder in der Lage fühlst zu kochen, sag bitte zeitnah Bescheid", murrt Zayn an Harry gerichtet und verschwindet dann in der Küche. Für Außenstehende würde das jetzt wahrscheinlich ziemlich arschig und taktlos klingen, aber wenn man Zayn kennt, weiß man, dass er das nicht so meint. Es ist mehr diese pädagogische Taktik von wegen „ich behandle meinen traurigen Kumpel genau wie sonst auch, damit er sich nicht noch mieser fühlt", und auch wenn ich Zayns Art manchmal zweifelhaft finde, bin ich mir insgeheim sicher, dass er Harry viel besser einschätzen kann und weiß, was er braucht und was er nicht braucht. Ich dagegen, muss mich bemühen, Harry nicht wie ein rohes Ei zu behandeln. Auf mich wirkt er beinahe ... zerbrechlich. Er jammert nicht rum oder starrt die ganze Zeit ins Leere oder so, aber da sind kleine Veränderungen in seinem Verhalten, die zeigen, dass er wirklich immer noch ziemlich neben der Spur ist. Er kocht nicht mehr. Er geht nicht mehr auf die Straße um Musik zu machen. Er gießt nicht mal mehr meine Zimmerpflanzen ...
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you are a home that I want to grow up in
FanfictionLouis' Leben stellt sich auf den Kopf, als unerwartet ein fremder Junge in seinem Zimmer einzieht und sich ab jetzt ein Bett mit ihm teilen soll. Dass Louis Jungs eigentlich mag, aber niemals etwas mit ihnen anfangen würde, erleichtert die Sache nic...