Kapitel 28

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Ohne ein weiters Wort zu sagen, geht Jo aus dem Raum. Er lässt mich zurück, schon wieder. Aber halt, ich darf es ihm nicht übel nehmen. Wir haben unsere Freundschaft - Sex - Beziehung klar und deutlich ausgemacht. Er will keine feste Beziehung, und ich auch nicht. Dafür bin ich nicht bereit. Obwohl, mit Jo vielleicht schon. Ahhh Stop! Was denke ich da schon wieder?

Ich raufe mir die Haare und setze mich auf. Jetzt habe ich doch genau das was ich wollte. Jo! Ich nehme mein Handy und schaue auf die Uhr. 2:30 Uhr. Ich verdrehe die Augen. Ich leide jetzt schon an starkem Schlafentzug. Wenn das so weitergeht brauche ich nach der Tour erstmal drei Monate Schlaf, um alles nachzuholen.

Ich stecke den Kopf aus der Koje und sehe mich im Schlafraum um, noch immer keine Spur vom Rest der Band. Wie zur Hölle machen die das? Sie sind immer bis in die Früh weg und betrinken sich oder tun sonst etwas, was ich ehrlicherweise auch gar nicht so genau wissen will, und sind dann am nächsten Tag wieder topfit. Ich muss schmunzeln und stehe auf um ins Bad zu gehen.

Dort angekommen binde ich mir meine Mähne zu einem Dutt und schminke mich ab. Nachdem ich das getan habe, fühle ich mich wieder halbwegs wie ein Mensch und frisch. Ich schlüpfe in die dunkelrote kurze Satin Pyjamashorts und in ein gemütliches Oberteil. Dann stütze ich mich am Waschbecken ab und schaue in den Spiegel. Meine Augen sind schon halb zu, und ich merke auf einmal wie müde ich eigentlich bin. Schnell putze ich mir noch die Zähne und schnappe mir dann meine Sachen um wieder in den Schlafsaal zu gehen.

Als ich hinein tapse, vernehme ich plötzlich ein leises Schnarchen. Ich halte mir die Hand vor den Mund um nicht zu lachen. Ich schleiche durch den Schlafraum um zu sehen wer das ist, und gelange zum Bett gegenüber von meinem. Jo liegt auf der Seite um Bett und schläft friedlich. Sein Brustkorb hebt und senkt sich gleichmäßig und seine Lippen sind leicht geöffnet. Eine dunkelblonde Haarsträhne hängt ihm ins Gesicht und wie von selbst bewegt sich meine Hand zu seinem Kopf. Ich streiche Jo die Strähne aus dem Gesicht und Jo murmelt etwas im Schlaf. Ich muss lächeln, als ich ihn so liegen sehe. Ich habe Jo noch nie so ruhig und gelassen gesehen wie jetzt. Er schläft wie ein Baby und sein Gesicht ist entspannt. Er hat nicht seinen sonst so üblichen Arroganten Gesichtsausdruck und wirkt beinahe verletzlich.

Ich versuche so leise wie möglich zu atmen um ihn auf keinen Fall zu wecken, als ich Jo mustere. Sein markantes Kinn und seine Wangenknochen stechen wie immer hervor. Jos Gesicht ist ebenmäßig, und er hat größtenteils eine so reine Haut, um die ihn jedes Mädchen beneiden würde. Meine Augen gleiten zu dem kleinen Grübchen in seinem Kinn und ich muss schmunzeln.

Auf einmal zucke ich zusammen und mir wird klar was ich da genau mache. Verdammt nochmal ich beobachte Jo beim schlafen!? Was für eine kranke Stalkerin bin ich eigentlich? Schnell wirble ich herum und verziehe mich leise in meine Koje und ziehe den Vorhang zu. Zum Glück ist keiner der Jungs reingekommen, oder schlimmer noch, Jo aufgewacht. Da hätte ich einiges zu erklären gehabt, und das wäre wohl mehr als nur peinlich ausgegangen. Mir läuft ein Schauer über den Rücken und ich schlüpfe unter meine Decke.

Was war das heute für ein Tag. Mein Mund verzieht sich zu einem Lächeln als ich die Geschehnisse in Revue passieren lasse. Letztlich gelangen meine Gedanken zu Jo und mir wird ganz warm. Irgendwann fallen mir dann doch die Augen zu und ich schlafe endlich ein.

Mein Glück in Form von Schlaf währt jedoch nicht lange, als ich von einem röchelnden Elefanten mit Schnupfen geweckt werde. Mit Mühe öffne ich die Augen um das arme Tier zu suchen und um ihm zu helfen, als mir plötzlich klar wird dass ich nicht in einem verdammten Zoo schlafe, sondern im Bus. Und der röchelnde Elefant ist niemand anders, als das Schnarchmonster Shawn. "Ahh, das gibt's doch nicht!", jammere ich und ziehe mir die Decke über den Kopf. Verdammt ich will schlafen. Die Decke dämmt das Schnarchen zwar etwas, aber an erneutes Einschlafen ist nicht zu denken.

Ich strample die Decke von meinem Körper und nehme mir mein Handy um auf die Uhr zu schauen. 4:15 Uhr. Bis zum Aufstehen sind es noch ein paar Stunden und ich bin hundemüde und brauche den Schlaf definitiv. Ich schnaube und stemme meine Füße gegen das obere Bett. "Shawn verdammte Scheiße, wach gefälligst auf du Schlafraubendes Monster!", zische ich und trete mit meinen Füßen erneut gegen den Lattenrost über mir. Auf einmal ist es still, und voller Hoffnung stecke ich den Kopf aus der Koje, um zu sehen ob er aufgewacht ist. Doch Shawn denkt scheinbar nicht daran mir meinen verdienten Schlaf zu schenken, sondern wirft sich nur auf die andere Seite und schnarcht fröhlich weiter.

Arrgghhh, das gibts doch nicht! Ich strample mit den Füßen als ich plötzlich ein leises, tiefes Lachen höre. Ich runzle die Stirn, stecke erneut den Kopf aus meinem Bett und knurre: "Was gibts da zu Lachen?" Ich lausche in der Dunkelheit nach einer Antwort, da ich nicht zuordnen kann wer mich da gerade auslacht. Plötzlich wird mir gegenüber ein Vorhang aufgerissen und ein verstrubbelter Kopf kommt zum Vorschein. Meine Augen gewöhnen sich langsam an die Dunkelheit und ich sehe wie Jo mich angrinst. "Na Prinzessin? Probleme mit dem Schönheitsschlaf?" "Ich brauche keinen Schönheitsschlaf, aber ich brauche grundsätzlich Schlaf. Sonst hast du morgen eine Übermüdete Meghan am Hals, und das wünschst du dir nicht mein Lieber!", knurre ich als Antwort und Jo lacht nur. Ich schnappe mir mein Kissen und werfe es ihm an den Kopf.

"Wieso kannst du bei dem Lärm überhaupt schlafen?", zische ich und verdrehe die Augen als Jo sich mein Kissen auf seinen Polster legt und den Arm darauf abstützt. Na toll, jetzt hab ich auch noch keinen Kopfpolster mehr. Wird ja immer besser. Jo kichert nur und sagt mit rauer Stimme: "Also erstens gewöhnt man sich dran, und zweitens gibt's da so ein Wundermittel dagegen. Nennt sich Ohropax!" Ach ja, das war diese unbedeutende Kleinigkeit die ich vergessen hatte. "Bitte sag mir das du ein zweites Paar dabei hast!", flehe ich und sehe ihn mit hoffnungsvollen Augen an. Jo verzieht den Mund und schüttelt bedauernd den Kopf. "Tut mir leid Prinzessin, das wird wohl eine lange Nacht.", sagt er und ich lasse mich zurück in mein Bett fallen und verschränke die Arme über den Kopf. Verdammt das gibt's doch nicht. Ich wimmere, als mich plötzlich etwas hartes am Kopf trifft. Ich fahre hoch und will Jo schon ankeifen was das denn bitte soll. Aber der grinst mich nur verschmitzt von der anderen Seite an, und dich sehe mir das Ding, welches er mir an den Kopf geworfen hat genauer an. Es ist eine Packung neuer Ohropax. Ich hebe den Kopf und strahle Jo an. "Oh mein Gott danke!", sage ich erleichtert und Jo lacht leise.

"Schlaf gut Prinzessin!" sagt er und blickt mich warm an. "Du auch, aber hey, krieg ich mein Kissen wieder?", antworte ich und ziehe die Augenbrauen hoch. "Welches Kissen?" fragt Jo schaut mich verständnislos an. "Das auf dem du liegst.", sage ich trocken und lege den Kopf schief. "Ach das Kissen meinst du, Hm, nein! Das behalte ich als Pfand für die Ohropax. Und jetzt gute Nacht!" Noch bevor ich etwas erwidern kann zieht Jo schnell den Vorhang zu und ich höre ihn noch leise lachen. Ich knurre nur und schließe ebenfalls meinen Vorhang. Ich greife zum Ende meines Bettes, und krame meinen Hoodie hervor, der muss eben heute Nacht als Kissen Ersatz dienen. Meines werde ich mir morgen zurückholen, darauf kann er sich verlassen. Dann stopfe ich mir die Ohropax in die Ohren und schließe die Augen, als mich endlich diese wunderbare Stille umgibt. Ich lasse mich zurückfallen, und schlafe sofort ein.

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