Das Unwetter war in vollem Gange. Blitze durchzogen den Himmel und erhellten die Nacht. Der Donner ließ beinahe den Boden vibrieren und es schüttete wie aus Eimern. Windböen schlugen die einzelnen Tropfen wie Peitschenhiebe gegen die großen Fenster des Lofts.
Stiles stand wie erstarrt vor der Tür. Mit erhobenem Arm, in seiner Bewegung eingefroren. Innerhalb von Sekunden hatte das Wetter umgeschlagen. Und vor nicht mal einer Minute hatte er Derek auflaufen lassen. Er musste jetzt gehen. Wenn er blieb, würde Derek das Ruder wieder rumreißen und er wäre der Blöde. Aber er konnte unmöglich dort hinausgehen.
»Du wolltest doch gehen«, erinnerte ihn Derek und grinste ihn diabolisch an. »Dann geh.«
»Werd ich auch«, sagte Stiles unsicher. Ich will nur noch warten, bis das Unwetter vorrüber ist. Das konnte er unmöglich sagen. Er schloss die Augen, schüttelte kaum merklich den Kopf und zog die Tür auf. Da musste er jetzt wohl durch. Ohne sich nochmal umzudrehen, ging er hinaus.
Innerhalb einer Sekunde, nach verlassen des Gebäudes, war er bis auf die Haut durchnässt. Die Blitze erleuchteten alles taghell und bei jedem Donner zuckte Stiles zusammen. Trotzdem lief er los. Wie gern hätte er jetzt seinen Jeep, aber er musste ihn ja unbedingt Scott leihen.
Der Regen peitschte ihm so heftig ins Gesicht, das seine Sicht verschwamm. Nach wenigen Metern gab er auf und ließ sich vielmehr vom Wind treiben, als länger gegen ihn anzulaufen. Er fror fürchterlich.
Das mit ihm und Derek wurde langsam zum Spießrutenlauf. Andauernd gerieten sie aneinander, fochten einen Kampf aus, den keiner von beiden gewinnen konnte. Sie stachelten sich gegenseitig hoch. Die Spannung zwischen ihnen, war deutlich zu spüren. Selbst die anderen würden es mittlerweile gemerkt haben. Sie sagten nichts, aber Stiles sah ihre Blicke.
Vor knapp einem halben Jahr waren Stiles und Derek miteinander im Bett gelandet. Noch heute wusste er nicht, wie es dazu kommen konnte. Malia hatte es sofort gemerkt. Leugnen wäre sinnlos gewesen, also hatte Stiles es gar nicht erst versucht. Sie hatte sich von ihm getrennt, noch bevor er ihr irgendeine Erklärung liefern konnte. Dafür hatte er Derek verantwortlich gemacht. Und nun, wann immer Stiles jemand Neues kennenlernte, war Derek auch im Weg. Entweder vergraulte er Stiles' Bekanntschaften oder –und das war viel schlimmer, er spannte sie ihm aus.
Wenn Stiles A sagte, dann sagte Derek B. Das hatte sie beide und auch das Rudel schon in brenzlige Situationen gebracht, doch irgendwie schienen beide nicht damit aufhören zu wollen. Ein bisschen gefiel es Stiles sogar. Zumindest wenn er die Oberhand hatte. Er mochte Dereks Blick und den Moment, wo seine Körperspannung nachließ, wenn er resigniert erkannte, dass er verloren hatte. Wie gern würde Stiles ihn mal in sich zusammen fallen sehen.
Stiles achtete gar nicht mehr darauf, wo er lief. Es blitzte und dann donnerte es. Plötzlich dröhnte Stiles' Kopf so stark, dass ihm schwindelig wurde. Erst einige Sekunden später merkte er, dass ihm etwas gegen den Kopf geknallt war. Er blickte sich um und sah einen Ast, so dick wie sein Oberarm, durch die Luft wirbeln. Dann drehte sich alles und ihm wurde übel. Unsanft fiel er zu Boden. Sein Blick glitt zu dem Baum, direkt vor ihm, welcher gefährlich wankte.
Stiles schluckte. Wenn der auf ihn herabfallen würde, hätte er keine Chance. Das würde verdammt weh tun. Wie gelähmt starrte er auf den dicken Stamm, der sich immer stärker zu ihm neigte. Es knackte verdächtig, als die Wurzeln nachgaben und dann raste er mit einer solchen Geschwindigkeit auf Stiles hinab, dass dieser nur noch erschrocken die Augen zukneifen konnte.
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THUNDER * Abgeschlossen *
FanfictionEin Geheimnis zwischen Stiles und Derek führt dazu, dass sie immer wieder aneinander geraten. Als ein weiterer Streit eskaliert, hat es ungeahnte Folgen. Derek riskiert sein Herz, in der Hoffnung Stiles' zu erreichen.