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Währenddessen saß Stiles im Club und kippte den zweiten Drink hinunter. Er musste sich etwas Mut antrinken, wenn er irgendetwas reißen wollte. Denn nun war er nicht nur nervös, er hatte irgendwie auch ein schlechtes Gewissen. Derek war wirklich, richtig verletzt gewesen. Er hatte es in seinen Augen gesehen. Natürlich war Stiles ihm zu nichts verpflichtet und Derek musste klar sein, dass Stiles irgendwann neue Erfahrungen machen wollte, aber nun empfand selbst er es als zu früh. Im Grunde wollte er sich doch bloß von Derek fernhalten und standhaft sein, wenn Derek es nicht war. Das kam ihm nur zu Gute, aber wenn er ihm das so erklären würde, würde er sich auch nicht besser fühlen.

Noch bevor er sein Glas leer hatte, setzte sich jemand neben ihn. Vom Typ her erinnerte er ihn stark an Jackson, nur mit freundlicherem Gesichtsausdruck. Stiles hatte zumindest nicht das Bedürfnis die Flucht zu ergreifen.

»Zum ersten Mal hier?«, fragte der Kerl.

Zunächst wollte Stiles ja sagen, dann schüttelte er den Kopf.

»Nur das erste Mal in eigener Sache.«

»Und an dein Glas klammerst du dich so, weil du Angst hast, das dich jemand packt und in den Darkroom zerrt?«

»So in etwa«, gestand Stiles grinsend.

Der Unbekannte lacht auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Stiles fühlte sich merkwürdig unter der Berührung.

»Keine Sorge, es ist nur halb so schlimm, wie du es dir vorstellst. Zeitweise geht es hier ganz gesittet zu.«

Das war gut zu wissen, trotzdem wollte Stiles die Hand auf seiner Schulter loswerden. Der Fremde deutete Stiles Gezappel richtig und nahm die Hand weg, dann bestellte er zwei Drinks und deutete auf eine leere Bank, an einem Stehtisch. Stiles folgte ihm, wenn auch höchst misstrauisch.

Am Ende führten sie doch noch ein interessantes Gespräch. Trotzdem wehrte Stiles jede Berührung ab. Er sah den Kerl an, war ihm nicht mal ganz abgeneigt, aber eine Sache stimmte nicht. Es war nicht Derek. Seine Augen sahen ihn nicht mit diesem Strahlen an. Wenn er lächelte, fehlte das Kribbeln in Stiles Magengegend und Stiles bekam auch kein Herzrasen, wenn er Annäherungsversuche startete. Da war kein blindes Verständnis oder Vertrauen. Das hatte er zu niemanden, außer zu Derek. War er deshalb so besessen davon gewesen, sich mit ihm anzufreunden? Weil Freundschaften beständiger waren, als Beziehungen und er Derek keinesfalls verlieren wollte?

Innerlich seufzte Stiles auf. Die ganze Zeit hatte er sein Verlangen nach Derek hinterfragt, genauso wie sein Verhalten. Ihm war jede nur mögliche Erklärung eingefallen, aber auf die simpelste war er nicht gekommen. Er wollte niemand anderen als Derek und er wollte mit Derek auch nicht das was er mit Scott oder einen seiner anderen Freunde hatte. Er wollte bei Derek sein und er wollte, dass es für immer so blieb.

»Tut mir leid, ich muss los«, sagte Stiles kurzerhand. Als er dabei war aufzustehen, griff der Fremde nach seiner Hand. Erschrocken sah Stiles ihn an.

»An wen hast du grade gedacht?«, fragte er neugierig.

»Da gibt's so einen Kerl...«, antwortete Stiles unsicher. »Wir hatten was miteinander, er wollte mehr und ich dachte, ich will es nicht...«

»Und grade ist dir klar geworden, dass es nicht so ist?«

Stiles nickte und zog seine Hand weg. »Ich glaub ich liebe ihn auch«, sagte er. In dem Moment, wo er es aussprach, traf es ihn wie ein Blitz. Wie hatte er bloß so dumm sein können?

»Dann solltest du ihm das sagen.« Der Fremde lächelte ihn an, dann tauchte plötzlich ein weiterer Mann hinter ihm auf und legte die Hände auf seine Schultern. Ohne sich nach ihm umzudrehen, ergriff der Blonde eine der Hände und zog sie an seine Lippen, um einen Kuss darauf zu hauchen. Stiles sah die beiden irritiert an. Der Fremde lächelte immer noch, nur sah Stiles jetzt auch diesen Glanz in seinen Augen. Genau wie bei Derek, wenn er ihn ansah.

THUNDER * Abgeschlossen *Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt