THUNDER * Abgeschlossen *

18

Derek fühlte sich immer schlechter, mit Stiles' gutgemeinten Versuchen, alles ungeschehen zu machen. Die ersten Wochen waren sie nur viermal aufeinander getroffen und das war reiner Zufall gewesen. Stiles hatte sich von ihm, von allem was mit ihm zu tun hatte, ferngehalten und Derek war fast wahnsinnig geworden. Stiles fehlte ihm. Sein Lachen fehlte, die Art wie er ihn ansah, das wilde Gestikulieren mit seinen Händen, wenn er sich um Kopf und Kragen redete. Derek vermisste sein Gerede wirklich. Alles war plötzlich so still. So konnte Derek das, was zwischen ihnen passiert war, auf keinen Fall vergessen und schon gar nicht, kam er so von ihm los. Deshalb, und weil er es vor lauter Sehnsucht nicht mehr ausgehalten hatte, war er zu Stiles gefahren und hatte ihm gesagt, dass er sich nicht fernhalten musste. Nicht für Derek, nicht aus Rücksicht auf seine Gefühle. Stiles war wirklich erleichtert gewesen.

Dann hatte Stiles sich wieder mit ihm und dem Rudel getroffen, doch er hatte Derek ignoriert. So sehr, dass er Alpha selbst seine Anwesenheit angezweifelt hatte. Also musste Derek erneut das Gespräch suchen. Diesmal fiel es ihm noch schwerer, aber er hatte die Hoffnung, dass danach alles besser werden würde und irgendwie normal. Wurde es aber nicht, denn nun tat Stiles wirklich so, als wäre nie etwas gewesen. Dabei war er so auffällig, dass jeder Anwesende nur all zu deutlich merkte, dass etwas nicht stimmte. Jede zweideutige Bemerkung, wurde ins Lächerliche gezogen, damit auch bloß klar war, dass es nicht so gemeint war. Stiles redete ununterbrochen, mit aufgesetzt guter Laune und überrannte Derek geradezu mit seinen Worten.

Derek überkam immer mehr das Bedürfnis ihn zu packen und zu schütteln, bis alles in seinem Kopf wieder am richtigen Platz war. Oder glaubte Stiles wirklich, dass es so einfacher war?

Während das Rudel trainierte, stand Stiles neben Derek und schien seinen gesamten Wortschatz vor ihm ausbreiten zu wollen. Derek bekam bereits erste Anzeichen von Kopfschmerzen, was eigentlich unmöglich war, aber Stiles machte es möglich.

»Kannst du mal für fünf Minuten die Klappe halten?«, fragte er genervt. Der harte Tonfall brachte Stiles wirklich zum Verstummen. Er sah Derek mit großen Augen an und war – endlich – ruhig.

»Wenn die anderen gehen, bleibst du noch kurz hier«, ordnete Derek an und ging zu seinen Betas

»Warum das denn?!«, rief Stiles ihm hinterher. Derek gab ihm keine Antwort, aber Stiles wusste auch so, dass er besser tat, was Derek sagte.

Als die anderen aufbrachen, drehte sich Scott erwartungsvoll zu Stiles um.

»Ich bleib noch«, murmelte der Mensch wenig unbehaglich.

Scott öffnete den Mund, aber noch bevor ihm ein Ton über die Lippen kam, wurde er am Kragen gepackt und vorwärts gedrängt.

»Lass ihn«, sagte Isaac während er den Dunkelhaarigen vor sich her schob. »Ich komm mit zu dir.«

»O- Okay«, stimmte Scott überrumpelt zu. Er wusste, dass da war zwischen Stiles und Derek gewesen war, aber er wusste auch, dass es vorbei war. Das Stiles noch bei Derek blieb, machte also keinen Sinn. Das Isaac das Feld räumte, noch weniger. Es sei denn: »Läuft da wieder was zwischen den beiden?«

»Nein«, antwortete Isaac knapp.

Scott blieb stehen und drehte sich zu dem Beta um. Er wirkte angespannt und unzufrieden.

»Was ist los mit dir?«, fragte Scott.

»Die beiden sind los, merkst du das nicht?« Isaac fuhr sich schnaufend durch die Haare und lief weiter. Erst als er aus dem draußen war, hielt er an.

Das alte Industriegebäude wirkte trist, wie so da stand und von grauen Wolken umrahmt wurde. Es passte zu Dereks momentaner Stimmung. Der Alpha hatte das ganze Gebäude gekauft und nutzte die alte Produktionshalle fürs Training. Das Loft lag ganz oben und erstreckte sich, seit neuestem, über zwei Etagen. Derek hatte Isaac sein altes Schlafzimmer überlassen und nutzte nun den gesamten oberen Bereich für sich. Was genau er dort tat, wusste Isaac nicht. Wie es dort aussah, wusste er auch nicht, denn Derek hatte deutlich gemacht, dass er dort nichts zu suchen hatte.