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Drei Stunden zuvor noch, hatte Stiles daran gezweifelt, dass er zu Derek fahren würde. Ihn hatten wieder diese Zweifel übermannt, dabei war er sich sicher gewesen, sie verdrängt zu haben. Er hatte mit seinen Vater geredet, gleich an dem Morgen, als er von Derek zurückgekommen war. Er hatte den Namen des Alphas zwar nicht genannt, aber er hatte seinem Dad von einen Mann erzählt, der ihm im Kopf herumspukte. Er hatte ihm erzählt, dass er dachte, es sei nur eine Phase, aber auch, dass dieser Abend, an den sie einfach nur zusammen waren, ihm gefallen hatte. Obwohl es ihm Angst gemacht hatte, dass sein Vater etwas davon mitbekommen könnte, hatte er mit ihm reden müssen. Er war einfach so durcheinander gewesen und er wollte nicht mehr lügen. Sein Vater war längst misstrauisch geworden. 

Er hatte auch anders reagiert als erwartet. Kein bisschen enttäuscht. Verwundert, ja, aber nicht enttäuscht. Er hatte ihm sogar gesagt, dass er ihn bei allem unterstützen würde und Stiles hatte dieses Angebot direkt angenommen und seinen Vater mit zum Einkaufen geschleppt.

Es war nicht schön gewesen. Nervige Verkäufer, die ihn dazu zwangen alles anzuprobieren. Und sie alle wollten ihm etwas aufschwatzen, das er nicht mochte. Dass sie am Ende tatsächlich was gefunden hatten, war reiner Zufall gewesen. Das Rot des T-Shirts hatte ihn sofort an Derek erinnert und wenn er ehrlich war, dann war er der Grund, warum er sich das angetan hatte. Er wollte gut aussehen für Derek, so seltsam der Gedanke auch für ihn war. Der Friseur hatte sein Bestes gegeben, Stiles' Wunsch in die Tat umzusetzen: Die Haare so schneiden, das es nicht auffällt. 

Nun versuchte er eine Frisur hinzubekommen, die nicht nach einer aussah. Es war mindestens so schwer, wie in diese verdammte Jeans reinzukommen. 

Im Grunde wollte er, dass Derek bemerkte, dass er gut aussah, ohne das auffiel, dass er etwas dafür getan hatte. Zu welch bekloppten Aktionen die Sache mit Derek doch führte. 

Nun was Stiles allerdings aufgeregt und schmiss in seiner Hektik alles herunter. Er stolperte vom Bad in sein Zimmer zurück und hörte, wie sein Vater die Treppe hochkam. Bei dem Lärm war es kein Wunder. Er wollte bestimmt sicherstellen, dass alles noch heil war. 

»Alles in Ordnung?«, fragte sein Vater zögernd. Er stand unschlüssig in der Tür. 

»Nein, Dad, ich glaub ich kann das so nicht.«

Er schmiss das Handtuch. Er konnte sich einfach nich mit Derek treffen, nicht mit diesen Absichten und nicht in diesem Outfit. 

»Ich dachte du hast beschlossen, dass du sehen willst, wie es sich entwickelt«, sagte sein Vater. 

»Vielleicht war das ja nicht richtig durchdacht«, entgegnete Stiles. »Ich mein nur, weil ich etwas ändern will, heißt es ja nicht, dass er es auch will«, gab er zu bedenken. »Außerdem wird er mich für verrückt halten, wenn ich gestern noch so tu, als sei alles normal und heute so bin!« Stiles deutete auf sich, aber der Sheriff verstand schon.

»Du musst ihn ja nicht wissen lassen, wie aufgeregt du bist. Außerdem ist es okay, wenn du nervös bist. Solange du dir trotzdem sicher bist.«

Stiles seufzte gequält. Er konnte seinen emotionalen Zustand nicht verbergen, aber das wusste sein Vater ja nicht. 

»Bleib einfach so ruhig es geht, dann merkt er es vielleicht nicht und du wirst sehen, mit der Zeit, wirds einfacher.«

Es gab schließlich viel, an das sein Sohn gewöhnen musste. 

»Dad, es ist Derek«, platze es aus Stiles heraus. »Und vor dem kann man nichts verbergen.« 

Der Sheriff sah erstaunt auf. »Derek Hale?«

Stiles nickte und machte sich sonst was gefasst. 

»Gott sei Dank! Als du sagtest, er geht nicht auf deine Schule weil er älter ist, hab ich schon mit dem Schlimmsten gerechnet.« John atmete erleichtert aus. 

»Mit was denn?«, fragte Stiles kleinlaut. Ein bisschen schämte er sich dafür, immer negative Reaktionen von seinem Vater zu erwarten. 

»Mitte Dreizig oder so...«

»Dad, ich hab grad ne sexuelle Orientierungsphase. Aber da gehts um Frauen und Männer und nicht um Vaterkomplexe und was weis ich...« Stiles schüttelte leicht angewidert den Kopf. 

»Du sagtest, er sei alt«, verteidigte sich der Sheriff. 

»Dann war das blöd ausgedrückt.... lass das bloß nicht Derek hören.« 

Stiles stand vor dem Spiegel und wuschelte nochmal durch seine Haare. Sein Vater schmunzelte. So hatte er es sich immer gewünscht. Zwar hatte er eine andere Ausgangslage erwartet, aber das war egal. Das sein Sohn ihn in diesen Teil seines Lebens blicken ließ, zeigte, dass er ihm vertraute. Manchmal hatte der Sheriff Angst, sie würden sich zu weit voneinander entfernen. 

»Wie ist das eigentlich passiert?«, fragte er. 

»Was , Derek?«

Sein Vater nickte, Stiles sah es im Spiegel. »Keine Ahnung.«

»Dabei seit ihr ständig aneinander geraten«, sagte John. »Allerdings macht es so dann auch schon wieder Sinn.«

Fragend drehte Stiles sich um. Es machte Sinn, dass sie stritten? 

»Wenn man die ganze Zeit vor Augen hat, was man nicht haben kann... also ich meine egal was ihr hattet, es war nie genug bis ihr euch näher gekommen seit. Das ist frustrierend und muss irgendwie raus.« 

Stiles starrte sich selbst im Spiegel an. Das war erschreckend treffend, vor allem hatte Derek es so ähnlich erklärt. »Das Problem ist nicht das wir Sex hatten, sondern das wir keinen mehr haben.« 

War Derek die ganze Sache klarer als ihm? Für sein Vorhaben, Derek zu eröffnen dass er mehr wollte, als nur Sex, wäre das sicher hilfreich. 

»Gestern warst du dir so sicher, was ist passiert?«

Stiles lies seufzend von seinem Spiegelbild ab. Alles was jetzt nicht passte, war eh nicht mehr zu retten. 

»Gestern war ich mir mit dem Entschluss sicher, dass ich was ändern will«, erklärte er, »und heute fiel mir auf, dass das nicht nur meine Entscheidung ist.« 

Er sah seinen Vater unglücklich an. »Weist du ich will keinen Korb von Derek kriegen... normalerweise ist mit das egal, aber nicht bei Derek.« 

»Stiles, das gehört dazu. Genauso wie deine Unsicherheit und es macht keinen Unterschied, ob du heute einen Korb bekommst oder später. Du wirst immer kurz davor sein, einen Schritt auf ihn zuzugehen, denn du hoffs,t so lange du keine Klarheit hast. Und dann wird seine Entscheidung vermutlich dieselbe sein, wie heute.« 

Stiles Augen weiteten sich. Das klang ja großartig. Er würde also so oder so einen Korb von Derek bekommen. 

Sein Vater schien den Blick richtig zu deuten, denn er machte schnell einen Schritt auf ihn zu. »Aber es sieht doch ganz danach aus, dass er auch mehr will.«

Das stimmte irgendwie, schließlich war es Derek, der gesagt hatte, dass sie nicht nur Sex haben mussten, um Zeit miteinander zu verbringen.  

THUNDER * Abgeschlossen *Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt