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Derek sah durch das Fenster auf das tobende Wetter. Stiles war wirklich da raus gegangen.

Er hatte ihn wirklich daraus gehen lassen!

Langsam übertreiben Sie es. Derek sah weiter hinaus und bekam ein ungutes Gefühl. Wenn ihm jetzt etwas zustößt, verzeiht mir das niemand, dachte er. Er selbst würde dich das auch nicht verzeihen. Es war eine Sache, dass er und Stiles so miteinander umgingen, aber ihn da draußen in Gefahr zu wissen, und nichts zu tun, war eine andere. 

Derek holte seine Jacke, die ihm vermutlich nicht das Geringste nützen würde und lief die Treppen des Lofts hinab. Der Regen klatschte ihm ins Gesicht und er hörte den Wind und knackende Äste. Er nahm seine ganze Kraft zusammen, um Stiles aufspüren zu können. 

Durch den Wind und Regen war es aber unmöglich. Es gab keinen Geruch dem er folgen konnte. Dazu diese laute Geräuschkulisse, die nicht zu ließ einen Herzschlag zu erfassen. Derek musste sich einfach auf sein Gefühl verlassen und das sagte ihm, dass Stiles mal wieder nicht nachgedacht hatte und vermutlich Richtung Wald nach Hause gelaufen war. 

Mit schnellen Schritten lief er los und zog sich die Kapuze seines Pullovers tief ins Gesicht.

Obwohl der Wind nicht nachließ, hörte Derek Stiles' rasenden Herzschlag. Er lief schneller und schneller, je lauter der panische Herzschlag wurde. Dann sah er ihn, am Boden liegend und kurz davor von einem Baum erschlagen zu werden.

Der erwartete Schmerz blieb aus und Stiles wagte es kurz zu blinzeln. Schemenhaft erkannte er eine Gestalt. Er blinzelte nochmals und öffnete die Augen richtig. 

Zwischen ihm und dem Baum stand Derek. Das Gesicht des Werwolfes war vor lauter Anstrengung verzerrt. Dieser riesige Baumstamm, drückte gegen seinen Rücken und er hielt mit den Händen dagegen.

Stiles war noch nie so froh gewesen, ihn zu sehen. 

»Beweg dich!«, presste Derek hervor.

»Was?« 

»Geh zur Seite, Stiles!«, knurrte er. 

Der Jüngere versuchte es, doch seine Beine taten nicht, was er wollte. Also rollte er sich über den dreckigen Waldboden, aus der Gefahrenzone heraus. Kurz danach krachte der Baum zu Boden und Derek stand hinter ihm. 

»Kannst du aufstehen?«, fragte er.

»Natürlich, deshalb roll ich mich auch durch den Dreck«, entgegnete Stiles sarkastisch. 

Kurz dachte Derek daran, ihn einfach liegen zu lassen. Dann ging er jedoch in die Hocke und sah sich Stiles genauer an. 

»Du hast was abbekommen«, stellte er fest und strich über die aufgeplatzte Wunde an der Stirn. Es war nicht so schlimm, dass es genäht werden musste, aber es sollte desinfiziert werden. »Komm schon.« Er zog Stiles hoch und stützte ihn. Langsam bewegten sie sich zurück zum Loft. Stiles sagte nichts dazu. Ihm war noch immer schwindelig und er hatte das Gefühl keine Kontrolle über seinen Körper zu haben. Er ließ sich stärker gegen Derek fallen, der aufkeuchte, sich aber jeden Kommentar sparte. 

Wieder im Loft, half Derek dem Jüngeren dabei, seine Klamotten auszuziehen. Stiles sah wirklich mitgenommen aus. Obwohl sie im Trockenen waren, zitterte er am ganzen Körper und sah nicht einmal zu auf. 

»Ich hol dir was zum Anziehen«, sagte Derek und ging raus. Im Schlafzimmer zog er sich selbst schnell aus und nur eine trockene Jogginghose drüber. Für Stiles nahm er neben der Hose auch noch einen Pullover mit. 

Der Mensch hatte sich keinen Millimeter gerührt. Derek ging an den Schrank und holte Desinfektionsmittel, ging wieder vor ihm in die Knie und gab etwas von der Flüssigkeit auf ein Tuch. Vorsichtig tupfte er das Blut ab. Es würde nicht, wie bei ihm, heilen. Stiles würde ein paar Wochen was von der Platzwunde haben. 

Er gab Stiles die trockenen Anziehsachen und erhob sich wieder. Er musste sich zwingen nicht hinzusehen, als Stiles auch die Boxershorts auszog um in die trockene Hose zu steigen. Er war wie Derek bis auf die Haut durchnässt, aber der Werwolf hatte sich an dieses Kleidungsstück nicht heran getraut. 

»Hast du Schmerzen?«, fragte er, als Stiles fertig war. 

»Ich würd so ziemlich alles für ne Kopfschmerztablette geben«, antwortete Stiles. 

»Hab ich nicht.« Derek trat wieder näher an ihn heran. Sowas brauchten Werwölfe nicht. 

»Ich weiß.« Stiles sah auf und verzog sofort das Gesicht. 

Innerlich seufzte Derek. Er hatte Stiles nicht rausgeworfen, trotzdem gab er sich die Schuld an seinem Zustand. Er hatte mit seinem Verhalten alles erst heraufbeschworen. 

»Ich hab was besseres«, sagte er daher. Er kniete sich erneut vor ihn und nahm seine Hände. Stiles wollte sie zurückziehen, doch Derek hielt sie fest umschlossen. Wer brauchte schon Schmerztabletten?

Die Adern seiner eigenen Hände verfärbten sich schwarz und Stiles' Gesicht entspannte sich. Derek musste Lächeln. Das Stiles sich in seiner Gegenwart entspannte, hatte er schon lange nicht mehr erlebt. 

»Wir müssen damit aufhören«, sagte Derek leise. »So kann das nicht weitergehen.« 

Stiles nickte. »Wir hätten niemals miteinander im Bett landen dürfen.« 

»Hnh« Derek gab einen Laut von sich, den Stiles einfach als Zustimmung aufnahm. Trotz der trockenen Kleidung fror er noch immer. Nur seine Hände waren warm. Er blickte auf sie hinab. Derek hielt sie fest, obwohl er ihm längst nicht mehr den Schmerz nahm. Stiles hatte es sehr wohl bemerkt, doch jetzt auch noch zu sehen, dass Derek seine Hände einfach nur hielt und vor ihm kniete, löste ein lang nicht mehr da gewesenes Gefühl in ihm aus. Er sah Derek in die Augen, sie hatten bereits Grenzen überschritten. Was sagte es nun über Stiles aus, dass er darüber nachdachte, sie nochmal zu überschreiten? Schnell senkte er den Blick. Es musste ihn wirklich hart am Kopf erwischt haben, wenn er auf sowas kam.  

THUNDER * Abgeschlossen *Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt