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Erst als Derek ganz sicher war, dass Stiles gegangen war, traute er sich hinunter. Er fühlte sich nicht wohl damit, ihn rausgeschmissen zu haben. Er fühlte sich aber auch nicht wohl, in seiner Gegenwart. In den letzten Tagen hatte er es geschafft, seine Gefühle zumindest etwas zu ignorieren und nun hatte er sich diesen Fortschritt selbst zu Nichte gemacht, in dem er Stiles wieder an sich ran gelassen hatte. Er machte ihm nichtmal den Vorwurf, dass er mit seinen Gefühlen spielte, denn irgendwas war da in Stiles' Verhalten, in seiner Stimme gewesen, dass ihm sagte, dass da etwas war. Ich brauche dich – es war keine Lüge gewesen, so gern Derek sich das auch einreden würde. Trotzdem änderte es nichts an dem Problem, dass er mit Stiles zusammen sein wollte, ihn lieben wollte. Warum konnte der Jüngere seine Gefühle nicht einfach erwidern? Das war keine Phase, da war Derek sich sicher, aber da endete es auch. Er hatte keine Ahnung, was in Stiles vorging.

Als sich die Tür des Loft's aufschob, drehte Derek sich ruckartig um. Es war totaler Quatsch, aber trotzdem hoffte ein winzig kleiner Teil von ihm, dass es Stiles war, der zurückkam. Das hoffte er jeden Tag, wenn es klingelte, wenn jemand sein Loft betrat oder wenn er nur ein Geräusch hörte, dass er sich, unter gewissen Umständen, vielleicht nur einbildete.

»Derek...« Isaac stöhnte auf und zog die Tür mit einem kräftigen Ruck wieder zu. Er hatte bei Scott geschlafen, weil es spät geworden war und auch wenn er es sich hatte denken können, so hatte er es nicht wirklich erwartet. »Schon wieder?«, fragte er und ging an seinem Alpha vorbei. »Willst du mir jetzt auch noch die obere Etage überlassen?«

Er blickte Derek in die Augen, die Wut darin beeindruckte ihn nicht. Er wusste, dass diese Wut sich gegen den Alpha selbst richtete.

»Wenn das so weitergeht, musst du bald anbauen.« Mit einem mitleidigem Gesichtsausdruck, verzog sich Isaac in sein Zimmer. Er konnte Derek weder zurechtweisen, noch konnte er mit ihm reden. Es gab absolut nichts, was er tun konnte, damit es Derek besser ging. Genau deswegen, war er sauer auf ihn, weil er einfach nicht wusste, was gut für ihn war. Er war sauer auf Stiles, weil er Derek ausnutzte und auf sich selbst, weil er sich eingemischt hatte. Scott hatte den halben Abend versucht ihm klar zu machen, dass das eine Sache zwischen Stiles und Derek war und das es nun mal vorkam, dass Gefühle nicht erwidert wurden. Er hatte ja auch recht, dass wusste Isaac selbst. Trotzdem ließ ihn die Situation wütend werden, immer und immer wieder suchte er nach dem Schuldigen, den es eigentlich nicht gab. Immer wieder suchte er nach einer Lösung die es nicht gab. Er wollte nicht länger nach Hause kommen, mit der Erwartung, dass Derek seinen Frust an ihm ausließ. Dass die Enttäuschung über Isaacs Verhalten so groß wurde, dass er ihn bestrafte. Sein Vater hatte es immer getan. Er hatte ihn darauf warten lassen und sobald sich in Isaac die leise Hoffnung regte, dass er ihn diesmal nicht zu sehr enttäuscht hatte, dass es keine Strafe geben würde, dann hatte sein Vater gehandelt. Er hatte ihn sooft in die Kühltruhe gesperrt, dass Isaac irgendwann gehofft hatte, die würde anspringen und er erfrieren. Jedes Mal hatte er sich vorgestellt, wie es wäre so zu sterben und irgendwann war es ein verlockender Gedanke geworden. Dann wäre alles vorbei gewesen. Die Schläge, die hatte er ertragen können. Sie waren zur Normalität geworden, beinahe wie ein Händedruck. Isaac wusste, wenn er sich nicht genau an das hielt, was sein Vater wollte, waren das die Konsequenzen. Aber manchmal waren es keine Schläge, dann hatte sein Vater ihn nur angesehen, mit diesem enttäuschten Blick und er war still geworden. Er hatte nicht geschrieen, nicht die Hand erhoben. Er hatte ihn irgendwann einfach gepackt und in diese verfluchte Kühltruhe gesperrt, damit Isaac über sein Verhalten nachdachte. Wie er es ändern konnte und mehr so sein konnte, wie... sein verstorbener Bruder. Das war der Grund gewesen. Isaac war nie wie sein Bruder gewesen. Er hatte nie das erreicht, was er erreicht hatte. Immer hatte er in seinem Schatten gestanden und sich mit der Rolle, des nicht geliebten Sohnes abgefunden, nachdem seine Mutter gestorben war. Als dann auch noch sein Bruder verunglückte, hatte sein Vater versucht eine zweite Version von ihm, aus Isaac zu machen. Er sollte die besten Noten nach Hause bringen, erfolgreich im Sport sein. Das es Lacrosse und nicht Schwimmen war, hatte ihn sehr gestört, aber Isaac hatte nicht das absolute Ebenbild von seinem Bruder sein wollen. Er hätte es sowieso nie geschafft, für seinen Vater war er nie gut genug gewesen. Er war nie wie Camden gewesen.

Dereks Biss war die Erlösung, seine Rettung und nun ständig mit der Angst zu leben, es könnte wieder werden wie früher, hielt er einfach nicht aus. Auch wenn er wusste, dass Derek nicht wie sein Vater war. Es hatte sich einfach in seine Seele gebrannt, eine Narbe, die niemals ganz verheilen würde. 

THUNDER * Abgeschlossen *Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt