49'

8.4K 344 33
                                    

„Meinst du das ernst?", war das erste, was aus meinem Mund kam.

Mom nickte bloß. Wir standen weiterhin im Dunkeln.

„Aber du glaubst doch wirklich nicht, dass ich dir das erlaube, oder etwa doch?".

Ich wusch meine Tränen weg. „Wieso nicht?".

Sie lachte gehässig auf.

„DU STEHST UNTER MEINEM VORMUND! ICH TRAGE IMMER NOCH DIE VERANTWORTUNG ÜBER DICH!", schrie sie.

Scheiße. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Natürlich durfte ich nicht einfach zu einem anderen Staat ziehen, ohne die Erlaubnis meines Vormunds.

Obwohl mein Vater mein Erzeuger ist, hatte nur noch meine Mutter die Erziehungsberechtigung für Coraline und mich.

„Wieso darf ich nicht?". Meine Gefühle waren jetzt ein Gemisch aus Wut und Trauer.

„Einfach WEIL! Du weißt ganz genau, was ich von diesem Mistkerl halte!". Mutter wurde wieder lauter.

„Ich weiß, dass was er getan hatte einfach nur falsch und scheiße war. Aber du kannst mir doch nicht verbieten zu ihm zuziehen! Er ist immerhin mein Vater und-".

„BENUTZE dieses Wort nicht! Nie wieder, hast du gehört?!".

„Ich darf meinen Vater nichtmal Vater nennen?!". Die Wut stieg in mir auf.

Wie gesagt, mein Vater war kein schlechter Mensch.

Es gab immer noch schöne Momente mit ihm, die meine Kindheit nicht ganz so farblos darstellen ließ.

Er ging in der Früh, dass wusste ich noch. An dem Tag hatte ich sowieso keinen guten Schlaf gehabt, weswegen ich das Auto losfahren hörte.

Ich war damals vierzehn und unglaublich jung und naiv. Ich dachte immer, dass er irgendwann zurück kommen würde, was ich auch Coraline vermittelt hatte. Doch wie voraussehbar kam er nie zurück.

Beide meiner Elternteile waren keine guten Vorbilder und Erzieher, aber wenn ich mich für einen von den beiden entscheiden müsste, wäre es mein Vater gewesen.

Immerhin hatte er mir früher bei meinen Hausaufgaben geholfen, auf mich aufgepasst und mit mir Fußball gespielt.

Wenn es einen Knopf gäbe, die Zeit zurück zu drehen, würde ich nicht zögern ihn zu tätigen.

Mutter ließ meine Frage unbeantwortet im Raum stehen.

„Keine Wiederrede. Geh schlafen. Ich bin müde und möchte jetzt nichts mehr hören!". Ohne das ich darauf antworten konnte, stieg sie die Treppen zu ihrem Zimmer hoch und ließ mich alleine im stockfinstern „verbluten".

Nichtmal gekocht hatte sie. Aber mal ehrlich, die letzte Mahlzeit, die sie anfertigte war schon Jahre lang her.

Die guten alten Tage waren doch schon längst vorüber. Und sie werden auch nicht wiederkommen.

[Am nächsten Tag]

Geschlafen hatte ich nicht wirklich. Ich hatte mich eher in den Schlaf gewälzt und hatte still vor mich hin geheult. Dieser Anblick war bestimmt mehr als erbärmlich und traurig.

Als ich meinen Blick zur Uhr warf, war es erst fünf Uhr in der Früh. Eigentlich viel zu früh um mich für die Schule vorzubereiten, aber was soll's. Es brachte mir ebenfalls nicht weiter einfach auf die kahle Decke zu starren und nichts zu tun.

Ich stand auf und kippte als erstes ein Fenster an. Es roch genau, wie ich mich fühle. Erbärmlich und schrecklich.

Mit leisen Schritten ging ich die Treppen hinunter, dabei fiel mir aber wieder ein, wie sehr ich Menschen hasste und ging energischer nach unten.

My sister's boyfriend || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt