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Letztendlich hatte ich mich doch für etwas entschieden. Schlafen.

Egal ob man krank war, müde, keine Lust mehr am Leben hatte, schlafen konnte man immer.

Ich schaute überall im Haus nach. Coraline war schon in der Schule, aber ich hatte keinen blassen Schimmer, wo sich meine Mutter befand. Im Nachhinein war es mir auch egal.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir kurz vor Eins hatten. Langsam sollte mein Vater hier ankreuzen und ich wusste immer noch nicht, was ich tuen sollte.

Ich grübelte und dachte angestrengt nach. Ich ging jeden Plan durch und suchte Pro- und Kontra Argumente, bis ich keine Lust mehr hatte und einfach weiter schlafen gehen wollte.

Da schoss mir plötzlich der Gedankenblitz in den Kopf.

„Ich werde umziehen.", entschied mein Kopf. Auf mein Herz wollte es nicht hören.

Ganz spontan stand ich also auf und kramte nach meinen Koffer, der sich immer unter meinem Bett versteckte.

Da wir nie verreisten sah er dementsprechend auch so aus: nagelneu und unglaublich staubig.

Ich pustete den Schmutz weg und machte ihn auf.

Zu meiner Überraschung fand ich einen kleinen Teddybär dort verborgen, den ich als kleines Kind schon immer gesucht hatte.

„Ach dort hast du dich immer versteckt!".

Die spontane Idee gefiel mir immer mehr.

Ich holte alle möglichen Klamotten, die ich besaß und stopfte sie in den Koffer hinein. Dabei bemerkte ich, dass somit ziemlich wenig reinpasste, weswegen ich alles nochmal rausgeholt hatte und ganz sauber faltete. Wie Mütter das immer tun.

Außerdem dürfte natürlich mein LoC Album nicht fehlen. Das war natürlich ganz wichtig.

Als alles wichtige, was ich benötigte im Koffer war (was nicht wirklich viel war, weil mein Vater ziemlich viel Geld hatte und er so gut wie alles besaß), trug ich den ziemlich leichten Koffer nach unten und wartete auf das Klingelzeichen.

Als ich die Klospüle betätigte, kam es auch schon.

Aufgeregt rannte ich zur Tür hinaus und schlug sie auf.

„Dad!".

„Mein Junge!".

Wir nahmen uns in den Arm und ließen die Emotionen frei. Fünf ganze Jahre hatte ich ihn nicht mehr gesehen ...

Er sah noch genauso aus, wie ich ihn in meinen Erinnerungen gehalten hatte. Groß, muskulös und er hatte die selben platinblonden Haare (was noch stärker wurde, da er gealtert war) und die selben eisblauen Augen. Das einzige was sich verändert hatte, waren seine Lachfalten im Gesicht.


Ich trug meinen Koffer nach draußen und ein fremder Mann nahm ihn mir ab und legte ihn in den teuren Wagen rein

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Ich trug meinen Koffer nach draußen und ein fremder Mann nahm ihn mir ab und legte ihn in den teuren Wagen rein.

„Sind sie ...?".

„Oh nein Mr. Ross Sir. Ich bin nur ein Angestellter Ihres Vaters.".

„Marten hatte noch vieles zutun, weswegen er schon gespannt auf dich in Washington wartet!".

Marten hieß also der Freund meines Vaters.

Der goldene Ring an seiner linken Hand fiel mir plötzlich auf. „Ach ihr seid verheiratet Dad?".

Dad schaute sich seinen Ring stolz an. Wahrscheinlich hatte er um die tausend Dollar und mehr gekostet.

„Ja, seit zwei Jahren heiße ich jetzt Ross-Harris.". Er strahlte wieder, sodass die Lachfalten wieder zum Vorschein kamen. Er war glücklich.

„Ah okay.". Ich wollte die Autotür aufmachen, doch dieser Angestellte hatte es für mich getan.

„Steigen Sie ein, Sir.".

„Eh ja ... Danke.".

„Damian? Wo ist Coraline?".

Das hatte mir noch gerade gefehlt. An sie zu denken brachte mir großen Kummer.

„Sie ... Sie wird nicht kommen. Sie möchte hierbleiben Dad.".

Er nickte langsam und verstand. „Na schön. Ich wollte ihr eigentlich noch Hallo sagen.".

„Sie ist noch in der Schule.".

„Ah apropos Schule. Marten und ich haben für dich die beste Schule in Washington gesucht! Und dein College erst ...".

„Ich weiß nicht, ob ich aufs College gehen möchte, Dad.".

Er runzelte die Stirn.

„Wieso nicht Junge?".

„Meine Noten ... Sie reichen nicht aus.". Diese Situation war mir äußerst unangenehm.

„Ach das kriegen wir schon hin ... Wir werden dir natürlich noch einen Nachhilfelehrer suchen. Oder eher eine Nachhilfelehrerin?". Dad zwinkerte mir zu und grinste leicht.

Und in diesem Augenblick wurde mir endlich Bewusst, was ich eigentlich hier tat und dass ich wirklich das größte Arschloch war in diesem Universum.

My sister's boyfriend || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt