Gerade, als wir die Eingangstür passiert hatten, klingelte es zur ersten Stunde. Ich schaute kurz auf mein Handy, da ich dort meinen Stundenplan gespeichert hatte und seufzte, als mein Blick auf den Schriftzug Mathe im Feld der 1/2 Stunde fiel. Ich seufzte und Jake schaute mich daraufhin fragend an.
„Ich habe jetzt Mathe...", meinte ich und Jake verzog mitfühlend das Gesicht. Er überraschte mich immer mehr, seit wann war Jake Stewart denn mitfühlend?
„Oh, ich hab' jetzt Chemie, auch nicht wirklich besser", meinte Jake, nachdem auch er einen Blick auf sein Handy geworfen hatte.
„Stimmt", sagte ich und merkte, dass wir an dem Flur angekommen waren, wo er nach links musste und ich nach rechts. Ich war mir nicht so ganz sicher, was ich jetzt sagen sollte, aber zum Glück ergriff Jake die Initiative.
„Bis gleich, Claire Howard", sagte er und schenkte mir eins seiner berühmten schiefen Grinsen, das viele Mädchen so um den Verstand brachte. Ehe ich ihn fragen konnte, was er mit bis gleich meinte, hatte er sich auch schon umgedreht und verschwand den Gang entlang. Auch ich machte mich auf den Weg zu meinem Klassenraum und konnte nicht verhindern, dass sich ein leichtes Lächeln auf mein Gesicht stahl.
Mathe hatte ich immer mit David und Lauren zusammen, was den Unterricht wenigstens ein wenig besser machte, da wir uns immer amüsierten.
„Hey", meinte Lauren, als ich mich neben sie auf den Stuhl in der letzten Reihe fallen ließ, und auch David grinste uns an. „Jo hat erzählt, dass du wieder Max begegnet bist." Ich nickte und sie sprach weiter.
„Und? Glaubst du, du bist ihn jetzt endlich los?"
„Ja", sagte ich vollkommen überzeugt und musste grinsen, als ich an Jake dachte, der der Grund dafür war, dass Max mich in Ruhe lassen würde. Niemand legte sich mit Jake Stewart an, das war der Grund, weshalb ich ihm auch immer aus dem Weg gegangen war. Mein Temperament konnte manchmal mit mir durchgehen und vor allem Leuten, die ich nicht mochte, sagte ich normalerweise meist meine Meinung.
„Warum grinst du so?", fragte sie neugierig nach und auch David sah mich verwundert an. Zum Glück fing gerade in dem Moment unser Mathelehrer mit dem Unterricht an und mir wurde die Antwort erst einmal erspart. Ich hätte sowieso nicht gewusst, was ich hätte sagen sollen, da ich keine Ahnung hatte, wie Jake und ich uns denn jetzt verhalten sollten.
Und andererseits hatte das alles mit seiner Bitte angefangen, dann konnte er mir nachher ruhig erklären, was ich meinen Freunden denn sagen sollte. Ich musste immerhin eine Story parat haben, falls mich jemand fragte, wie wir - zwei Personen, die noch nie etwas miteinander zu tun gehabt hatten - zusammen gekommen waren und vor allem warum.
Im Nachhinein fragte ich mich sowieso, wie ich irgendwen davon überzeugen sollte, dass Jake mein Freund war, da ich mich bisher immer nur abfällig über ihn geäußert hatte, und das auch nicht wirklich selten. Dass ich doch noch auf Jakes Vorschlag eingegangen war, erschien mir auf einmal überhaupt nicht mehr so gut. Klar, ich war Max los, aber trotzdem war ich mir meiner Sache immer unsicherer.
Vielleicht sollte ich generell nochmal mit Jake darüber reden... Aber wie sollte ich es schaffen, mich mit ihm alleine unterhalten zu können? Ich konnte nun wirklich schlecht unter den Augen aller Schüler der Schule einfach in der Cafeteria zu ihm gehen und ihn fragen, ob ich kurz mit ihm reden könnte.
Ich merkte, wie Lauren mir immer mal wieder während der Stunde Blicke zuwarf, und mich somit wissen ließ, dass sie ihre Frage von vorhin natürlich immer noch nicht vergessen hatte, doch unser Lehrer hielt uns mit seinen plötzlichen Fragen und den vielen Aufgaben ziemlich in Atem, sodass sie während des Unterrichts nie die Chance hatte, mir ihre Frage nochmal zu stellen.
Als es endlich zur langersehnten Pause klingelte, musste unser bei den Schülern verhasster Mathelehrer uns natürlich auch noch eine Unmenge an Hausaufgaben aufgeben und ich fragte mich jetzt schon, wie ich es schaffen sollte, alle zu erledigen ohne daran zu verzweifeln. Wieso mussten wir auch schon in der ersten Unterrichtsstunde am Montag nach dem Wochenende so viele Aufgaben bekommen? Das war ja schon beinahe unmenschlich.
Als ich direkt hinter Lauren und David das Klassenzimmer verließ, atmete ich erleichtert aus. Das schlimmste Fach des Tages hatte ich schon einmal geschafft. Ich warf mir gerade wieder meinen Rucksack auf den Rücken, als ich die Gestalt bemerkte, die mit verschränkten Armen an der Wand lehnte und die Schüler beobachtete, die den Klassenraum verließen.
Jake Stewart. Ich muss ehrlich gesagt sagen, dass ich ziemlich geschockt war, als ich ihn so lässig warten sah. In meinem Kurs war keiner seiner Freunde gewesen und ich fragte mich, warum er denn dann da stand. Ich sah ihn verwirrt an und er schien meinen Blick aufzufangen. Jake löste sich von der Wand und kam auf mich zu und auf einmal wusste ich, was er mit bis gleich gemeint hatte.
Das hier. Er hatte auf mich gewartet, genau, wie Paare es normalerweise taten. Schnell schaute ich mich nach David und Lauren um, die ja gerade noch bei mir gewesen waren, doch die beiden waren schon in ein Gespräch vertieft weiter gegangen und hatten Jake gar nicht bemerkt.
Ich hörte, wie die beiden Mädchen hinter mir zu kichern anfingen, als Jake sich mir - und damit auch ihnen - näherte, doch als er vor mir stehen blieb, schnappte eine nach Luft. Ich konnte es ihr irgendwie nicht verdenken, man sah selten, dass eine Person auf eine andere wartete, obwohl die beiden sich doch eigentlich nicht mochten. Ich konnte es ja selbst kaum glauben.
„Hey", sagte Jake und schon wieder kam ich in den Genuss eines seiner schiefen Grinsen, für das so viele Mädchen - mich ausgeschlossen - schwärmten.
„Hi", meinte ich als Antwort und Jake nickte in Richtung des Gangs, der zur Cafeteria führte. Wir setzten uns in Bewegung und ließen dabei die zwei tuschelnden Mädchen hinter uns.
Ich fragte mich, ob es jetzt öfter so sein würde - Jake, der mich wie ein richtiger Freund vom Unterricht abholte und kichernde Mädchen, die sich über uns unterhielten.
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Pretending
Romance„Du willst, dass ich was mache?" „Ich möchte, dass du meine Fake-Freundin wirst." ----------------------------- Jake Stewart. Ein arroganter Typ aus der konkurrierenden Clique, den Claire Howard eigentlich nicht mag und mit dem sie - zum Glück - nic...