Chapter 13

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„Da hast du ja endlich mal einen ebenbürtigen Läufer gefunden", meinte Josh und grinste, als er mir auf die Schulter klopfte. Ich grinste zurück.

„Jetzt hat Jake wenigstens auch mal einen Konkurrenten - sorry, eine Konkurrentin - gefunden, die er nicht direkt so leicht abhängen kann. Ihr passt echt gut zusammen", meinte auch einer aus Jakes Clique, die zu Josh, Jake und mir gestoßen war.

„Danke", antwortete Jake schnell, während ich noch überlegt hatte, wie ich antworten sollte. Jake hatte die Situationen immer viel besser im Griff als ich und das ärgerte mich ein wenig. Ich musste es schließlich auch schaffen, meine Rolle überzeugend zu spielen.

Auf dem Weg zurück zu den Umkleideräumen liefen Jake und ich wieder nebeneinander her, mit Josh und seinen Freunden bei uns. Es wunderte mich zwar ein wenig, aber Josh und einer von Jakes Freunden - ich wusste seinen Namen leider beim besten Willen nicht mehr - begannen, sich über Videospiele zu unterhalten, obwohl unsere Cliquen sich ja eigentlich überhaupt nicht mochten.

Vor den Umkleideräumen trennten sich dann unsere Wege, da ich mit den Mädchen nach links musste, die anderen Jungs aber nach rechts. Jake wandte sich mir noch einmal kurz zu und meinte, dass er mich später anrufen würde und ich nickte, war mir aber nicht sicher, ob er das wirklich ernst meinte oder ob es nur ein weiterer Teil seines Schauspiels war.

Ich machte mir jedenfalls nicht allzu viele Gedanken darüber und fuhr - nachdem ich mich umgezogen hatte - mit Jo zu mir nach Hause, da wir uns ja treffen wollten. Nachdem wir bei mir angekommen waren - Mum war noch nicht zuhause und Dad würde erst in ein paar Tagen von seiner Geschäftsreise wiederkommen - entschieden wir uns erst einmal dazu, etwas zu essen.

Nach der Schule hatte ich sowieso immer Hunger und beim Essen konnte Jo mich noch nicht mit ihren (natürlich berechtigten) Fragen um den Verstand bringen. Wir hatten uns dazu entschieden, einfach ein paar Nudeln mit Tomatensoße zu machen und während ich die Soße anrührte, schnitt Jo das Gemüse für den Salat - sie hatte darauf bestanden, auch etwas zu tun.

Nachdem wir dann gegessen und ein wenig aufgeräumt hatten, zogen wir uns in mein Zimmer zurück und als wir dort auf meinem Sofa saßen, bemerkte ich den erwartungsvollen, neugierigen Blick meiner besten Freundin.

„Schieß los", meinte ich und seufzte. Jo zögerte.

„Sei einfach bitte ehrlich, okay?" Ich stutzte und sah sie aufmerksam an.

„Ich würde dich niemals anlügen Jo, das weißt du doch."

„Ja stimmt. Es ist nur... hast du dich wirklich auf Ians Party das erste Mal so richtig mit ihm unterhalten?"

„Ja", sagte ich. Ich konnte verstehen, warum sie nachfragte, normalerweise war ich niemand, der jemanden kennenlernte und zwei Tage später schon eine Beziehung anfing, aber eine richtige Beziehung konnte man Jakes und mein Verhältnis natürlich auch nicht nennen. „Ich habe ihn vorher eigentlich immer nur verabscheut, aber da hatte ich ja auch noch nie mit ihm alleine geredet."

„Okay", meinte Jo und sah mich von meiner Antwort überzeugt an. „Ich will dich ja auch nicht ausfragen oder so..." Sie zog das o seltsam lang in die Länge und ich grinste sie wissend an.

„Aber?"

„Aber als deine beste Freundin bin ich dazu befugt, ein paar Details über euch wissen zu dürfen... Also, erzähl mir etwas über ihn."

„Was denn?", fragte ich und wusste wirklich beim besten Willen nicht, was sie meinte.

„Was denkst du, wenn du ihn ansiehst? Kriegst du Schmetterlinge im Bauch, wenn er dich anlächelt? Ist er ein Gentleman?" Auf einmal lächelte sie. „Vergiss diese Frage, ich weiß seit heute Morgen, dass er einer ist. Ist er ein guter Küsser?"

Bei ihrer letzten Frage wurden meine Wangen ziemlich warm und ich war mir sicher, dass sie eine rötliche Farbe angenommen hatten. Woher sollte ich denn wissen, ob Jake gut küssen konnte? Ich wusste es nicht - und wollte es auch eigentlich nicht wissen.

Jo interpretierte mein Rotwerden allerdings anders und begann, schelmisch zu grinsen. „Er ist ein guter Küsser."

Ich antwortete nicht, sondern sah meine beste Freundin einfach an, wie sie in sich hinein grinste. Wahrscheinlich - höchstwahrscheinlich - hätte sie mich sowieso entlarvt, wenn ich etwas gesagt und ihr damit eiskalt ins Gesicht gelogen hätte.

„Komm schon", bettelte Jo, „ich brauche Details!"

„Ich habe aber gar keine!", versuchte ich mich zu verteidigen, aber sah an Jos Blick, dass sie mir nicht abkaufte, was ich sagte. Dabei war es wirklich die Wahrheit. „Wirklich nicht."

„Wirklich nicht?", wiederholte Jo und zog eine ihrer Augenbrauen so seltsam hoch, dass ich lachen musste. Ich sagte nichts, sondern blickte sie einfach an.

„Okay okay", meinte sie nach einem kurzen Moment und hob ihre Hände. „Ich verschone dich für heute. Vielleicht hast du ja wirklich nicht so viel zu erzählen." Ich sah sie an und wollte schon erleichtert aufatmen, doch dann redete sie mit einem diabolischen Grinsen weiter. „Noch nicht." Ich seufzte.

„Gucken wir einen Film?" Über meinen Themenwechsel grinsend nickte Jo und wir begannen darüber zu diskutieren, was wir denn schauen wollten. Wie immer waren wir beide total einfallslos und entschieden uns deswegen wie so oft schon für einen Film, den wir beide eigentlich in und auswendig kannten, ganz nach dem Motto Old but gold.

Auch später fragte sie mich nicht weiter nach Jake und mir aus, was ich nur begrüßte. Ich hasste es schon genug, dieses eine Geheimnis vor Jo haben zu müssen und wollte sie echt nicht anlügen. Irgendwann begann mein Handy zu klingeln. Entschuldigend blickte ich Jo an, die mir jedoch mit einem Lächeln zu verstehen gab, dass ich ruhig rangehen konnte.

Verwirrt zog ich die Augenrauen zusammen, als ich den Namen des Anrufers sah, der auf meinem Display blinkte. Es war Jake. Immer noch überlegend, was er denn wollen könnte, strich ich zum Annehmen des Anrufs kurz über meinen Bildschirm und hielt mir mein Handy ans Ohr.

PretendingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt