Chapter 17

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„Wie zur Hölle sollen wir die anderen glauben lassen, dass wir zusammen sind, wenn wir uns nicht umarmen oder küssen?", platzte es aus mir heraus, sobald ich die Haustür aufgeschlossen und mich vergewissert hatte, dass Mum noch nicht zuhause war. „Sie werden uns nie glauben."

„Werden sie", meinte Jake und ich starrte ihn ungläubig an. Mehr hatte er dazu nicht zu sagen? Keine Lösungsvorschläge oder wenigstens Ideen? Das Ganze war immerhin seine Idee gewesen.

„Werden sie nicht. Meine Freunde zumindest nicht. Die kennen mich zu gut und waren am Anfang sowieso schon misstrauisch."

„Aber Jo hast du doch überzeugt." So langsam trieb er mich echt in den Wahnsinn. Um mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich sein Verhalten nervte, drehte ich mich von ihm weg und nahm mir ein Glas aus dem Schrank.

„Fürs Erste", sagte ich wieder ein wenig ruhiger, während ich das Glas mit Wasser füllte. Dann fielen mir meine guten Manieren wieder ein. „Willst du auch was trinken?"

„Nein danke." Ich drehte mich wieder zu Jake um.

„Wir brauchen einen Plan, Jake. Das musst du zugeben." Er seufzte, aber nickte dann.

„Du hast ja Recht. Aber ehrlich gesagt habe ich keine Idee." Jetzt war ich diejenige, die seufzte. Wir mussten uns echt etwas einfallen lassen.

„Komm", sagte ich, „wir gehen erst mal in Ruhe hoch. Sofern du jetzt noch keinen Hunger hast? Mum wollte später noch kochen und ich bin sicher, sie hat nichts dagegen, wenn du mitisst. Du scheinst heute Morgen echt einen guten Eindruck auf sie gemacht zu haben."

„Tja", meinte Jake und grinste. „Im Endeffekt kann sich niemand meinem Charme entziehen." Ich schnaubte, während ich vor ihm her die Treppe zu meinem Zimmer hochging.

„Das denkst aber auch nur du, Stewart."

„Wenn du das sagst, Howard."

Jakes Blick fiel als erstes auf meine Mathesachen, die schon wieder ausgebreitet auf meinem Schreibtisch lagen. „Brauchst du Hilfe?", fragte er und sah mich von der Seite an.

„Danke", sagte ich und lächelte, „aber dank dir habe ich das Thema echt verstanden." Er grinste zurück.

„Also", meinte er, während wir uns auf mein Sofa setzten, „du hast Recht, wir müssen uns wirklich etwas überlegen." Ich nickte, verkniff mir aber den Kommentar „Natürlich habe ich Recht", der mir schon auf der Zunge gelegen hatte. Jake redete gerade einmal ohne eine Spur von Humor in seiner Stimme, was eigentlich ziemlich selten vorkam, dann wollte ich ihn nicht unterbrechen.

„Und wenn wir auf ein Date gehen? Es würde uns ja keiner von den anderen sehen, das heißt, sie würden denken, wir wären auf einem richtigen Date gewesen."

„Ist eigentlich eine gute Idee", überlegte ich. „Du meintest doch sowieso, dass ich auch mal die Star Wars Filme sehen müsste, dann können wir doch irgendwie nebenbei erwähnen, dass wir zusammen ins Kino gehen, oder?"

Ich sah Jake an und wartete auf eine Antwort, aber er sagte nichts, sondern starrte nur seltsam nachdenklich an mir vorbei. Ich legte den Kopf schief. Hatte ich irgendetwas Falsches gesagt?

„Jake?", fragte ich vorsichtig und er wandte mir seinen Blick zu, allerdings konnte ich seinen Blick immer noch nicht wirklich deuten. „Alles okay?"

„Ja, ja alles gut." Ich zog ungläubig die Augenbrauen hoch. Ich mochte zwar selbst keine gute Lügnerin sein, aber ich wusste dafür, wenn man mich anlog.

„Es ist nur... ich habe den Filmmarathon nicht als Fake-Date gesehen. Ich wollte dir einfach nur so die Filme zeigen und sie mit dir gucken." Überrascht sah ich ihn an. Jake wirkte vollkommen verunsichert und das berührte mich irgendwie. Ich hatte ihn immer nur als den arroganten, angesagten Typen gesehen und nie als jemand, der vielleicht auch einmal Zweifel hatte an dem was er tat.

„Oh...", machte ich wenig einfallsreich, ehe ich mich wieder fasste. „Dann machen wir das so. Als Fake-Date, von dem wir den anderen erzählen, können wir ja essen gehen oder so." Bei meinen Worten hob Jake wieder seinen Blick von meinem Boden und sah mich an.

„Du musst das jetzt nicht machen. Nur weil ich das gesagt habe, musst du jetzt nicht so tun, als sähest du das genauso."

„Tue ich aber. Zugegeben, ich war ziemlich überrascht, als du den Star Wars-Marathon letztes Mal so spontan vorgeschlagen hast, aber positiv überrascht." Kurz dachte ich, Jake würde wieder nichts sagen, aber dann nickte er.

„Okay, dann ist das abgemacht." Ich lächelte. Es war verrückt, aber ich freute mich echt ein wenig auf den Marathon. „Ich habe übrigens mal nachgeguckt, Samstagnachmittag laufen Teil 4-6 hintereinander im Kino. Ich hole dich dann um 2 ab, okay? Dann können wir vorher noch eine Kleinigkeit essen oder so."

„2 ist okay, aber Teil 4-6? Ich habe doch die ersten drei noch gar nicht gesehen."

„Oh", sagte Jake und grinste. „Ich habe ganz vergessen, dass du ja gar nichts über Star Wars weißt. Die ersten drei Teile sind eigentlich nur die Vorgeschichte der Haupthandlung, die von Luke Skywalker handelt und in den letzten drei Teilen gezeigt wird."

„Also muss ich die nicht vorher sehen?"

„Nein. Ich würde dir sogar raten, sie erst danach zu gucken, weil dir sonst ein paar Sachen vorne weg genommen werden."

„Alles klar. Dann gucke ich zuerst Teil 4-6 mit dir im Kino und die anderen erst danach."

Jake grinste. „Wundere dich aber nicht, wenn ein paar Leute da vollkommen verkleidet auftauchen. Auch wenn die Filme schon total lange raus sind, sind viele immer noch total verrückt nach ihnen und ergreifen die Chance, sich zu verkleiden, nur zu gerne." Ich lachte. Das würde echt lustig werden am Samstag.

„Okay, ich versuche mich zu wappnen. Solange du nicht auch in Kostüm kommst und ich als Einzige normale Klamotten anhabe..."

„Nein nein", erwiderte Jake und lachte mit mir. „So verrückt bin ich nun auch wieder nicht. Nein, bin ich nicht, zieh deine Augenbrauen nicht so komisch hoch, Claire." Ich grinste. Es machte echt Spaß, sich einmal näher mit ihm zu unterhalten. Hätte ich nie gedacht.

Wir entschieden uns dazu, einen Film zu schauen, bis meine Mutter nach Hause kommen und kochen würde, allerdings fing mitten während des Films mein Handy an, wie wild zu vibrieren. Es rief mich keiner an, es waren nur Nachrichten, die ich bekam, das erkannte ich daran, dass es immer kurz vibrierte und dann aufhörte, also dachte ich zuerst, ich könne es einfach ignorieren, aber das Vibrieren hörte nicht auf.

Ich sah Jake entschuldigend an - ich hasste es, wenn Leute am Handy waren, während sie Besuch hatten -, aber Jake schüttelte nur kurz den Kopf um mir zu zeigen, dass es schon okay wäre. Auch wenn ich eigentlich nur das Vibrieren ausstellen wollte, fiel mein Blick auf die vielen Nachrichten, die ausschließlich von Jo stammten. Langsam hob ich meinen Blick von meinem Handy und wandte mich Jake zu, der immer noch den Film auf meinem Fernseher verfolgte.

„Wir haben ein Problem, Jake." Fragend sah er mich an und ich streckte ihm mein Handy entgegen. „Marc hat Jo am Samstag zum Star Wars-Marathon ins Kino eingeladen, das heißt, wir werden sie wohl oder übel da treffen."

PretendingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt