Der heutige Schultag war wirklich wie im Zeitraffer umgegangen. Blitzschnell hatte es wieder zum Ende der letzten Unterrichtsstunde geklingelt und ich schlug den Weg in Richtung Parkplatz ein, an dem Jake und ich uns treffen wollten, da er mich ja wieder nach Hause fahren würde. Wie natürlich immer genoss ich die gemeinsame Fahrt nach Hause mit ihm auch und dachte mir, dass wir im richtigen Sommer wahrscheinlich sehr viel mit seinem Motorrad irgendwo hinfahren würden. Ich freute mich wirklich jetzt schon darauf, auch in Zukunft so viel Zeit mit ihm zu verbringen.
Ich war gerade abgestiegen und zog mir den Helm vom Kopf, während Jake mich beobachtete, aber dann fiel mir noch etwas ein. „Willst du noch direkt mit zu mir kommen?", begann ich. „Dann kann ich dich auch endlich meinem Vater vorstellen, der ist gerade zuhause." Dass mein Vater wirklich gerade da war, hatte ich daran gemerkt, dass sein Auto in der Einfahrt stand. Er war ja leider regelmäßig so oft und lange weg, dass es beinahe schon komisch aussah, das Auto neben unserer weißen Hauswand stehen zu sehen. Nichtsdestotrotz freute es mich natürlich.
Jake nickte, um mir zu symbolisieren, dass er gerne mit hinein kommen und somit meinen Vater kennenlernen würde und auch wenn Jake wirklich tiefentspannt wirkte, als er seinen Motorradhelm auszog und neben mir stand, als ich unsere Haustür aufschloss, war ich es im Gegensatz zu ihm nicht wirklich. Ich hoffte, dass mein Vater einfach gut drauf sein würde und nicht direkt zu kritisch, leider war er das schon einmal, wenn es darum ging, wie erwachsen ich geworden war. Übel nahm ich ihm das jedoch in keinster Weise, ich vermutete einfach, dass es an seinen vielen berufsbedingten Reisen lag und er so natürlich nicht immer alle Aspekte meines Lebens direkt hatte miterleben können.
Nachdem ich die Haustür wieder hinter uns geschlossen hatte, zogen wir uns im Flur die Schuhe aus und hingen unsere Jacken an die Garderobe. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus als ich sah, dass diesmal nicht nur „mein" Motorradhelm auf dem kleinen Tisch im Flur lag, sondern Jake seinen neben meinem auch auf eben diesem Tisch abgelegt hatte. Ich lächelte ihn daraufhin an, hörte dann aber Schritte aus der Küche und wandte mich in die Richtung, aus der ich die Geräusche der Schritte gehört hatte.
„Hey, Claire, du kommst genau richtig, das Essen ist nämlich gerade fertig geworden. Oh, hallo Jake, du kannst natürlich auch gerne mitessen." Ich musste schon wieder ein wenig schmunzeln, als ich meine Mutter entdeckte, die ihren Kopf aus der Küche in den Flur steckte und überhaupt kein Problem damit zu haben schien, dass er so spontan bei mir war. Jetzt musste nur noch mein Vater genauso locker sein, aber andererseits besaß Jake die großartige und bewundernswerte Fähigkeit, in beinahe jeder Situation zu wissen, wie er sich verhalten und was er sagen sollte.
Mein Vater stand zuerst mit dem Rücken zu mir und Jake, als wir die Küche betraten, da er sich anscheinend gerade ein Glas Wasser eingoss, aber als er unsere Schritte – und wahrscheinlich auch die Stimme meiner Mutter, als sie mit mir und Jake sprach – hörte, drehte er sich zu uns um und schien gar nicht so erstaunt, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Vielleicht hatte meine Mutter ihn doch schon in irgendeiner Weise vorgewarnt, ich würde sie wahrscheinlich einmal danach fragen.
„Dad, das ist mein Freund Jake", sagte ich und merkte, wie sich dieses verliebte Lächeln schon wieder auf mein Gesicht stahl, als ich Jake als meinen festen Freund bezeichnete – das war glaube ich das erste Mal, dass ich das so konkret gegenüber jemand anderem aussprach und es fühlte sich echt verdammt gut an.
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Herr Howard", sagte Jake höflich und schüttelte meinem Vater die Hand, die er ihm entgegengestreckt hatte.
„Ich bin Kyle", antwortete dieser und erklärte Jake auf diese Weise, dass er ihn ruhig duzen konnte. „Und es freut mich, dich endlich kennenzulernen." An dieser Aussage meines Vaters konnte ich dann doch zweifellos erkennen, dass meine Eltern wahrscheinlich wohl wirklich über Jake und mich gesprochen hatten und ich warf meiner Mutter einen Blick zu, den sie lächelnd erwiderte.
Mir war wirklich ein kleiner Stein vom Herzen gefallen, als ich auch während des gemeinsamen Essens von Jake, mir und meinen Eltern feststellte, dass mein Vater und Jake sich echt gut zu verstehen schienen. Sie unterhielten sich nämlich zwischendurch auch etwas und generell erinnerte mich die ganze Situation daran, wie ich Jakes Eltern das erste Mal kennengelernt hatte und auch die Atmosphäre dort hatte ich als total entspannend und angenehm empfunden.
Nach dem Essen gingen Jake und ich aber hoch in mein Zimmer, um dann doch noch ein wenig unter uns sein zu können. Wie immer dauerte es nicht lange und sofort waren wir in einem angeregten Gespräch versunken. Diesmal saßen wir allerdings nicht auf dem Sofa, sondern hatten es uns auf dem Bett bequem gemacht, sodass es nicht lange dauerte, bis ich ein wenig müde wurde. Irgendwie war das so eine seltsame Angewohnheit von mir, sobald ich auf meinem Bett saß oder lag – auch wenn es mitten am Tag war – schien mich die Müdigkeit immer ein wenig einzuholen.
Ich legte mich also kurzerhand hin und genoss es einfach, mich so zwanglos und ohne irgendwelche Sorgen mit Jake unterhalten zu können – ich konnte mir echt gerade keine bessere Beschäftigung vorstellen, denn ich fühlte mich einfach vollkommen zufrieden. Ich hatte sogar ein wenig die Augen geschlossen, öffnete sie jedoch wieder, als ich merkte, wie Jake sich neben mir bewegte. Ich sah, dass er sich auch hingelegt hatte und musste lächeln, als er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.
Sozusagen als Antwort auf seine Geste rutschte ich näher an ihn heran, sodass sich unsere Körper berührten, während wir nebeneinander lagen. „Ich wollte dir übrigens noch etwas gesagt haben", begann ich und drehte leicht den Kopf, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Jake drehte den Kopf auch ein wenig und blickte mich aufmerksam an.
„Was denn?"
„Es ist echt ziemlich süß, wenn du eifersüchtig bist", antwortete ich geradeheraus und wartete gespannt darauf, wie Jake sich zu meiner Aussage äußern würde. Für einen kurzen Moment sagte er jedoch gar nichts, sondern spielte lediglich weiter mit meinen Haaren.
„Ich weiß gar nicht genau, wieso ich mich plötzlich so unwohl gefühlt habe. Aber ich denke, das ist wirklich normal", meinte er dann doch nach kurzer Zeit nachdenklich und ich konnte seiner Aussage nur zustimmen.
„Ich glaube auch, dass ich mich an deiner Stelle genauso gefühlt hätte. Aber du brauchst wirklich keinen Grund dafür zu haben", antwortete ich wiederum darauf und schmiegte mich noch ein wenig mehr an ihn.
„Ich liebe dich."
Für einen kurzen Moment stockte mir bei seinen Worten der Atem, aber dann breitete sich ein wohlig warmes Gefühl in meiner Brust aus und ich musste wieder einmal lächeln. Ich hatte noch nie so hundertprozentig verstanden, dass diese drei doch eigentlich so einfachen Worte so viel bedeuten konnten, aber nun konnte ich es wirklich total nachvollziehen und nach einem weiteren kurzen Moment war ich auch wieder in der Lage, Jake mit wahrscheinlich strahlenden Augen zu antworten.
„Ich dich auch." Nach diesen weiteren drei Worten legte Jake mir sanft eine seiner Hände an den Kopf und drehte mein Gesicht auf diese Weise ein wenig, damit er mich noch besser anschauen konnte. Letztendlich beugte er sich zu mir herunter und ich schloss die Augen, als er mich küsste. Nach ein paar Küssen, die ich wirklich voll und ganz genoss, löste er sich jedoch wieder von mir und ergriff noch ein weiteres Mal das Wort.
„Ich möchte dir auch noch etwas erzählen", sagte er. Ich nickte, also sprach er weiter. „Du erinnerst dich doch bestimmt noch an unseren ersten Kuss im Park, oder?" Ich nickte ein weiteres Mal und fragte mich, worauf er wohl hinauswollte. „Ich habe nicht gelogen, als ich gesagt habe, dass Hannah – dieses nervige Mädchen aus dem Jahrgang unter uns – auf uns zugekommen war, aber andererseits war ich auch froh gewesen, endlich eine Ausrede zu haben, um dich küssen zu können. Du hattest nämlich so süß ausgesehen in meiner dir natürlich viel zu großen Jacke und ich konnte mich wirklich kaum noch beherrschen."
Ich überlegte, ob ich etwas auf Jakes „Geständnis" sagen sollte, aber ich drehte mich lediglich noch ein Stück mehr zu ihm um und legte meine Lippen wieder auf seine, während eine seiner Hände immer noch zärtlich durch mein Haar fuhr. Dieser Moment erschien mir einfach nur perfekt und auch, als wir uns nach einiger Zeit nicht mehr küssten, sondern einfach nur gemeinsam einen Film schauten, empfand ich immer noch pures Glück, Jake neben mir liegen zu haben.
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Pretending
Romance„Du willst, dass ich was mache?" „Ich möchte, dass du meine Fake-Freundin wirst." ----------------------------- Jake Stewart. Ein arroganter Typ aus der konkurrierenden Clique, den Claire Howard eigentlich nicht mag und mit dem sie - zum Glück - nic...