Den restlichen späten Abend hatte ich dann noch etwas mit meiner Mum verbracht, die natürlich auch wissen wollte, wie mein Abend gewesen war und die sich für mich freute, als ich ihr erzählte, dass es mir so gefallen hatte. Jo hatte mich bestimmt auch nach meinem Abend gefragt, aber ich hatte vor dem Schlafen gar nicht mehr auf mein Handy geschaut, weil ich einfach – wieder einmal – zu müde gewesen war.
Als ich dann erst am nächsten Morgen mein Handy entsperrte, erschrak ich fast, so viele Nachrichten hatte ich bekommen. Zuerst war ich mir sicher, dass irgendetwas Schlimmes passiert war, aber dann entspannte ich mich wieder, als ich feststellte, dass fast alle der neuen Nachrichten lediglich aus einem neuen Gruppenchat stammten, der gestern erstellt worden war und zu dem auch ich hinzugefügt worden war.
Bevor ich mich aber diesen Nachrichten widmete, öffnete ich erst einmal den Chat mit Jo, das war nun mal Priorität. Wie ich mir schon gedacht hatte, hatte Jo mich nach Jakes Familienfeier gefragt und ich antwortete ihr, indem ich erzählte, wie viel Spaß ich mit Jake und seiner Familie (beziehungsweise am meisten mit seinem Cousin und dessen Verlobten) gehabt hatte.
Kaum hatte ich die Nachricht abgeschickt, entdeckte ich, dass Jo gerade online war, und nach kurzer Zeit auch wieder etwas auf meine Antwort schrieb. Natürlich freute sie sich für mich und fragte mich in einer weiteren Nachricht, ob ich denn heute mitkommen würde. Das verwirrte mich ein wenig. Wohin denn mitkommen? Hatte ich irgendetwas Wichtiges vergessen?
Für einen kurzen Moment machte ich mir echt Sorgen, aber dann erklärte Jo mir, dass es um das Treffen für Wahrheit oder Pflicht ging, weswegen Ian auch die Gruppe auf WhatsApp erstellt hatte. Ich hatte also nichts vergessen, sondern das lediglich verpasst, weil ich gestern nicht mehr auf mein Handy geschaut hatte.
„Bin dabei", schrieb ich also in die von Ian erstellte Gruppe, aber las mir die ganzen Nachrichten nicht mehr durch. Das war mir wirklich zu viel und außerdem war 90% von dem, was geschrieben worden war, höchstwahrscheinlich sowieso Schwachsinn. Was ich wohl noch tat, war durch die Liste der Personen zu scrollen, die zur Gruppe hinzugefügt worden waren. Im Prinzip war es aber keine große Überraschung, dass die Leute aus meiner Clique und die aus Jakes Freundeskreis – die dank Jake und mir ja jetzt immer bei uns saßen – mitspielen würden.
Gerade hatte ich mich dazu entschieden, mein Handy wieder wegzulegen und frühstücken zu gehen, da ertönte der Ton, der mir signalisierte, dass ich eine neue Nachricht hatte, also öffnete ich WhatsApp wieder.
„Hey Claire, hast du gut geschlafen?", schrieb Jake mir und brachte mich damit wie so oft zum Lächeln.
„Ja habe ich. Und du?" Es dauerte nicht lange und Jake hatte mir wieder geantwortet.
„Ich auch :)" Ich überlegte, was ich darauf denn noch schreiben könnte, aber bevor mir dann irgendetwas eingefallen war, ertönte mein Klingelton und Jakes Name erschien auf meinem Display. Neugierig, wieso er mich denn anrief, nahm ich den Anruf natürlich an.
„Hi Jake", sagte ich, während ich von meinem Bett aufstieg und begann, in meinem Zimmer umherzuwandern. Das war so eine nervige Angewohnheit von mir, wenn ich telefonierte, musste ich irgendwie immer umherlaufen und konnte nicht still sitzen.
„Hallo Claire. Hast du dir eigentlich schon den Gruppenchat von Ian durchgelesen?"
„Nein, habe ich noch nicht. Aber Jo hat mir erzählt, worum es geht. Und zwar haben die Leute aus deiner und meiner Clique heute als Termin für die Wahrheit-oder-Pflicht-Runde ausgewählt und wollten jetzt wissen, wer mitmacht."
„Und du bist dabei?", fragte Jake und ich nickte, dabei war das eigentlich echt unnötig, da Jake mich ja nicht sehen konnte.
„Ja bin ich. Klar, Wahrheit oder Pflicht mag einem zwar ein wenig kindisch vorkommen, aber wir haben das schon öfter gemacht – es ist quasi so eine Art Tradition – und es hat echt immer Spaß gemacht."
„Okay. Dann bin ich auch dabei." An seiner Stimme konnte ich hören, dass Jake lächelte, während er redete, was mich wiederum mal wieder zum Lächeln brachte. Generell lächelte ich durch Jake ziemlich viel, das fiel mir auf, als ich gerade so darüber nachdachte.
„Cool. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir uns wie immer bei Ian treffen, ich wollte nur noch mal nachfragen, ab wann, weil ich echt keine Lust hatte, mir die ganzen Nachrichten durchzulesen." Jake lachte.
„Nein, ich auch nicht. Deswegen habe ich gedacht, dass ich einfach dich danach frage. Und siehe da, du wusstest schon Bescheid und konntest es mir sagen." Jetzt war ich diejenige die lachen musste.
„Heißt das, wir sehen uns nachher bei Ian?"
„Genau, ich freue mich. Bis dann, Claire." Damit legte Jake auf und ließ mich wieder verwirrt zurück. Worauf genau freute er sich denn? Es hatte sich so angehört, als würde er sich freuen, mich heute wieder zu sehen, aber wir waren ja nicht wirklich zusammen. Wie so oft schüttelte ich den Kopf, so als würde ich diese Gedanken dadurch vertreiben können, was aber natürlich nicht funktionierte.
Ian antwortete beinahe sofort, als ich ihn fragte, ab wann wir denn bei ihm sein sollten. Nachdem ich Ians Antwort gelesen hatte, schrieb ich noch schnell Jake, dass wir ab halb drei zu Ian konnten, woraufhin er mir sogar anbot, mich wieder mitzunehmen. Ich lehnte sein Angebot allerdings dankend ab, da Jo mir schon gesagt hatte, dass sie mich mitnehmen könne, und außerdem fuhr ich beinahe immer mit Jake mit. Ich verneinte also mit einem leichten schlechten Gewissen, woraufhin er schrieb, dass es auf keinen Fall schlimm wäre, dass ich mit Jo fahren würde, und wir uns dann ja später bei Ian sehen würden.
Der Nachmittag mit unseren beiden zusammengeführten Cliquen bei Ian konnte eigentlich nur gut werden und ich freute mich auch wirklich schon. Meistens gab es immer noch irgendeine Kleinigkeit, die man noch nicht über jemanden kannte, und gerade mit Jakes Freunden als neue Gesichter in unserer Wahrheit-oder-Pflicht-Runde, würde es bestimmt lustig sein. Abgesehen davon waren natürlich auch die lustigen und teilweise echt peinlichen Pflichten unterhaltsam, auf die ich mich natürlich auch schon freute.
Als mein Magen knurrte, erwachte ich dann aber wieder aus meinen Gedanken an das Treffen bei Ian und erinnerte mich daran, dass ich ja eigentlich hatte frühstücken wollen, was ich dann auch endlich tat. Meine Mutter hatte auch noch nicht gefrühstückt, sodass wir dann beide zusammensaßen und aßen. Passend war auch, dass sie heute Nachmittag zusammen mit einer Freundin essen gehen wollte, sodass es natürlich auch überhaupt kein Problem war, dass ich schon wieder unterwegs war.
Bevor Jo mich um Viertel nach zwei abholen kam, setzte ich mich an meinen Schreibtisch und erledigte schweren Herzens die Hausaufgaben, die ich für die nächste Schulwoche aufhatte. Die Lehrer übertrieben es im Moment immer gerne mit den Aufgaben, die sie von uns verlangten, allerdings hatte ich in den letzten Tagen kaum Zeit für Schulaufgaben gehabt, da ich mich meist mit Jake getroffen hatte. So kam es nun mal dazu, dass ich jetzt ziemlich viel auf einmal machen musste, aber andererseits hatte ich es so dann auch hinter mir.
Als es dann später an der Tür klingelte und Jo grinsend davorstand, wurde mir klar, dass ich nicht die einzige war, die sich total auf das Treffen freute. Allerdings war ich mir auch ziemlich sicher, dass Jo sich abgesehen von ihrer Vorfreude auf unser Cliquentreffen besonders freute, Marc wiederzusehen. Er hatte in den vergangenen Tagen leider keine Zeit gehabt, wollte aber morgen unbedingt zusammen mit ihr Eis essen gehen, um das wieder gut zu machen.
Kurze Zeit später standen wir vor Ians Haus und Jo klingelte. Ich wunderte mich ein wenig, dass ich mich so darauf freute, hier zu sein, aber dann wurde mir klar, dass ich mich ehrlich gesagt auch darauf freute, Jake wiederzusehen und das gab mir ziemlich zu denken.
DU LIEST GERADE
Pretending
Romance„Du willst, dass ich was mache?" „Ich möchte, dass du meine Fake-Freundin wirst." ----------------------------- Jake Stewart. Ein arroganter Typ aus der konkurrierenden Clique, den Claire Howard eigentlich nicht mag und mit dem sie - zum Glück - nic...