Chapter 33

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Die meisten Kleider, die Jo mir in die Kabine brachte, gefielen mir wirklich gut, allerdings zog eins direkt meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war in einem schönen dunkleren Blauton gehalten und endete knapp über meinen Knien. Am Rücken bestand es aus dunkelblauer Spitze, die die Farbe der Haut leicht durchscheinen ließ und auch der untere Saum des Kleides bestand aus dieser Spitze.

„Wow!", meinte Jo, als ich in dem blauen Kleid aus der Umkleidekabine trat und es ihr zeigte. Bei ihrem Ausruf drehten sich ein paar der genau wie Jo ebenfalls wartenden Leute im Bereich der Umkleidekabinen um und musterten mich.

„Jo!", sagte ich vorwurfsvoll. Ich mochte es nicht, die Aufmerksamkeit von Fremden auf mich zu ziehen, aber Jo lachte bei meinem Protest nur.

„Das Kleid steht dir echt gut", meinte sie. „Also klar, du entscheidest, welches du nimmst, aber ich finde das hier echt toll."

„Ich auch", antwortete ich und musste auch lächeln. „Und ich nehme es auch."

„Gut." Jo grinste. „Du wirst Jake damit den Kopf verdrehen." Ich verdrehte die Augen, musste aber leicht lächeln.

„Jo!" Diabolisch blickte sie mich an.

„Ach stimmt ja, du hast ihm ja schon längst den Kopf verdreht." Ich verdrehte wieder die Augen, dann zog ich mich in der Umkleidekabine wieder um und bezahlte das Kleid an der Kasse, bevor Jo und ich das Geschäft verließen. Ich freute mich wirklich darauf, es am Samstag zu tragen. Und das hieß schon einiges, da ich normalerweise eine enge Jeans und ein schlichtes, aber kreatives T-Shirt allem anderen vorzog. Eigentlich komisch.

„Sollen wir jetzt etwas Essen gehen?", fragte ich Jo, als wir vor dem Geschäft mitten in der Einkaufsstraße standen und unschlüssig umherschauten. Mein Magen hatte gerade ein wenig geknurrt und es war eigentlich auch kein Wunder, dass ich Hunger hatte, normalerweise aß ich nach der Schule immer etwas, was ich heute ja nicht getan hatte.

„Gerne. Zu Leonardo?" Ich nickte ihr zustimmend zu und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu Leonardo. Leonardo, das war der Inhaber des italienischen Restaurants „Italian Paradise", aber da er ein guter Freund von Jos Eltern war, nannte sie ihn immer total selbstverständlich beim Vornamen und da ich dank ihr auch Stammgast bei ihm war, duzten wir uns mittlerweile auch. Abgesehen davon, dass Leonardo ein total sympathischer Typ war, liebte ich seine Pizzen, da die immer einen echt saftigen, dicken Teig hatten.

Das Italian Paradise war nicht weit von der Fußgängerzone entfernt und so erreichten wir es ziemlich schnell. Wir suchten uns einen schönen Platz im Außenbereich in der Sonne aus und warfen beide einen Blick in die Karte. Anders als bei meinem Kinobesuch mit Jake konnte ich mich diesmal total schnell für ein Gericht entscheiden, ich hatte mich nämlich in die Pizza Quattro Stagioni verliebt, die ich auf der Karte entdeckt hatte.

„Ah meine liebe Jo! Und Claire! Wie schön euch wiederzusehen", schallte uns auf einmal überschwänglich entgegen und Jo und ich blickten auf. Leonardo hatte uns gesehen und begrüßte uns strahlend. Manche mochten sein Verhalten für ein wenig verrückt halten, aber Leonardo war nun mal der typische, immer gut gelaunte Italiener. Und er liebte seinen Job, was man ihm durchaus anmerkte.

„Hallo Leonardo. Wie geht es dir?", sagte Jo ebenfalls lächelnd und wandte sich an Leonardo.

„Gut, gut, danke", antwortete dieser. „Was darf ich euch denn bringen?"

„Eine Fanta und die Pizza Funghi bitte", sagte Jo, während ich nach ihr eine Cola und meine Pizza bestellte.

„Kommt sofort", meinte Leonardo, deutete grinsend eine Verbeugung an und verschwand wieder ins Innere des Restaurants. Ich musste lachen. Er war echt einer der Sorte Menschen, die immer für gute Stimmung sorgten, egal in welcher Situation.

„Also", sagte ich letztendlich und wandte mich an meine mir gegenübersitzende beste Freundin, „Marc und du. Was genau läuft jetzt zwischen euch?" Sofort hellte sich Jos Stimmung noch mehr auf, falls das denn überhaupt möglich gewesen war.

„Naja, also wie du weißt, gehen wir ja auf ein zweites Date. Und selbst wenn das nur halb so gut wie das erste werden würde, würde ich es lieben." Sie erzählte mir, wie süß Marc die ganze Zeit gewesen war, wie er ihr ihren Stuhl zurechtgerückt hatte, wie er ihr ein Kompliment für ihr Outfit gemacht hatte und am Ende unbedingt bezahlen wollte. Die Tatsache, dass Marc Jo auch nicht hatte bezahlen lassen wollen, erinnerte mich sofort an Jake und das brachte auch mich zum Grinsen. Anscheinend hatten wir uns echt Gentlemen als Fast-Freund (in Jos Fall) und Fake-Freund (in meinem Fall) ausgesucht.

„Tja und dann hat er mich zum Abschied umarmt und gesagt, dass er sich darauf freut, noch einmal etwas mit mir zu unternehmen", sagte Jo noch und schloss so die Wiedergabe von ihrem Date ab.

„Mega süß", antwortete ich ihr lächelnd. „Ich wette du bist total dahin geschmolzen, als er dich umarmt hat." Mein Kommentar brachte Jo zum Lachen.

„Ja, schon. Aber ich glaube, dass fand er nicht schlimm."

„Bestimmt nicht. Ich meine, habe ich dir nicht schon immer gesagt, dass er dich auch mag und ihr nur beide zu schüchtern wart, um den anderen nach einem Date zu fragen?"

„Okay, ist ja schon gut. Du hattest echt Recht." Zufrieden lächelnd lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück. „Und was ist mit dir?", fügte Jo noch hinzu. „Ich brauche auch ein paar Details von Jake und dir!"

Innerlich seufzte ich, ließ mir aber nichts anmerken. Natürlich würde ich ihr auch von Jake erzählen müssen, aber da ich ihn mittlerweile echt gut kannte, war es nicht schwer, über ihn zu reden. Jake und ich hatten uns sowieso darauf geeinigt, unseren Freunden so gut es ging die Wahrheit zu sagen, natürlich ohne zu verraten, dass wir unsere Beziehung nur vortäuschten.

Und vielleicht – also nur ganz vielleicht – genoss ich es ja, mit meiner besten Freundin über diesen Typen namens Jake Stewart zu reden.

PretendingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt