Chapter 50

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„Claire, ich muss mit dir reden."

„Auch wenn du natürlich nichts mit mir zu tun haben willst."

„Ich weiß wirklich nicht, was ich denn sonst tun kann."

„Antworte mir, Claire, bitte!"

Einen Moment lang starrte ich einfach nur auf die vier Nachrichten, die Jake mir geschickt hatte. Ich hatte keine Ahnung, was ich von alldem halten sollte. So wie ich am Anfang – nachdem ich Jake ein wenig zu kennen geglaubt hatte – immer ziemlich schnell gewusst hatte, worauf Jake hinauswollte, so verstand ich ihn nun gar nicht mehr. Und das war fast so traurig wie die Tatsache, dass ich mich so sehr in seinem Charakter getäuscht hatte.

Ich entschied mich dazu, Jakes Nachrichten einfach erst einmal zu ignorieren. Zumindest so lange, bis ich mir sicher war, wie ich weiter vorgehen wollte. Ich hatte unsere Fake-Beziehung zwar beendet, aber das löste nicht das Problem, dass ich Jake trotzdem beinahe täglich sehen würde. Immerhin war er durch mich und diese Beziehung Teil unserer Freundesgruppe geworden, genauso wie seine Freunde nun auch zu meinen zählten.

Des Weiteren musste ich – mussten wir – den anderen natürlich auch mitteilen, warum wir nicht mehr zusammen waren. Sie würden uns definitiv nach einem Grund fragen, aber ich wusste beim besten Willen nicht, wie ich die Wahrheit so verdrehen konnte, dass sie Sinn machte, ohne dass wir von der Fake-Beziehung erzählen mussten. Denn wenn wir das tun müssten, dann müsste ich auch konkret schildern, warum mich Jakes Verhalten so sehr verletzt hatte.

Jake schickte keine weiteren Nachrichten. Trotzdem hatte ich kurz mit dem Gedanken gespielt, ihn zu blockieren, unter all das also einen endgültigen Schlussstrich zu setzen, aber das brachte ich dann doch nicht übers Herz. Ich entfernte lediglich das auffällige, rote Herz neben seinem Namen, was mir dann doch schon schwer genug fiel. Nach kurzer Zeit, in der ich einfach auf mein Handy gestarrt hatte, fiel mir aber ein, dass ja nur vier der fünf Nachrichten von Jake gestammt hatten, also entsperrte ich es doch wieder und öffnete WhatsApp.

Abgesehen von Jake hatte mir auch noch Marc eine Nachricht geschickt. Er fragte mich, ob ich mich am nächsten Tag kurz mit ihm treffen könne, weil er mich etwas sehr Wichtiges zu Jo fragen wollte. Was um Himmels Willen er denn nun mit dieser mysteriösen Aussage meinte, konnte ich mir wirklich gar nicht erklären. Kurz überlegte ich trotzdem, ihm zuzusagen – immerhin war Jo meine beste Freundin und sie mochte Marc echt –, aber ich fühlte mich gerade beim besten Willen nicht danach, Beziehungsratgeberin oder so etwas in der Art zu spielen. So leid es mir für Marc tat – ich konnte das im Moment einfach nicht und deswegen verneinte ich seine Frage auch so freundlich es denn ging.

Den Rest des Tages über machte ich eigentlich fast gar nichts, ich schaute lediglich einen Film, den ich eigentlich schon viel zu oft gesehen hatte, aber irgendwie immer noch liebte. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, Jake dazu zu zwingen, den Film gemeinsam mit mir zu gucken, aber da die Möglichkeit natürlich jetzt vom Tisch war, wollte ich ihn mir halt alleine ansehen. Nach dem Film fühlte ich mich sogar ein wenig besser, da mich die Konflikte und Probleme der Protagonisten ein wenig von meinen Eigenen abgelenkt hatten.

Am nächsten Morgen wachte ich dann sogar schon vor meinem Weckerklingeln auf, was eigentlich sonst nie geschah. Man konnte natürlich bei weitem nicht sagen, dass ich positiv oder fröhlich gestimmt war, aber nachdem ich etwas über den gestrigen Tag nachgedacht hatte, war ich zu dem Schluss gekommen, dass wohl nichts Schlimmeres geschehen konnte. Also war ich wenigstens ein wenig besser gelaunt, als ich es denn die letzte Woche über gewesen war.

Jo nahm mich dieses Mal zur Schule mit und mittlerweile hatte ich auch herausgefunden, was Jake denn seinen und meinen Freunden erzählt hatte, wieso ich nicht mehr mit ihm zur Schule fuhr. Er hatte schlicht und einfach gesagt, der Riemen des Motorradhelmes, den er mir ja im Prinzip geschenkt hatte, sei gerissen und deswegen würde ich nicht mehr mit ihm fahren können.

PretendingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt