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Dunkelheit

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Dunkelheit. Überall um mich herum. Gedankenfetzen, die immer wieder auftauchten und verschwanden. Obwohl ich aufwachen wollte, konnte ich es nicht. Mein Körper schien ausgebrannt, doch meinem Geist ging es gut.
Sehen konnte ich nicht, aber spüren und hören, was um mich herum geschah.
Ich nahm Bewegungen war. Nur ein leichter Luftzug, der mich federleicht streichelte. Etwas Kaltes gelangte in meinen Mund, wobei mein Kopf sacht in der Luft gehalten wurde. Die Bettseite neben mir drückte sich ein und kurz darauf wurde die Bettdecke angehoben.
Ein warmer Körper drückte sich sogleich an meinen Rücken, ein kräftiger Arm schlang sich eng um meine Mitte. Maskulin. Ja, das war der passende Begriff. Der Arm, der Geruch, vor allem der Geruch, waren das Maskulinste, mit dem ich jemals in Kontakt kam.
Es gefiel mir, so gehalten zu werden - sogar sehr – und genau das machte mir Angst. Da lag ich mit einem völlig Fremden im Bett, ohne zu wissen, wo ich mich befand und außer Stande, mich zu bewegen und genoss es.
Das leise Atmen und leichte Vibrieren lullten mich ein. Schwach erinnerte es mich an ein Schnurren, wie von einer Katze. Wieder triftete ich ab, in einen Zustand vollkommener Ruhe. Hmmmm, ich schlafe wirklich viel zu viel in letzter Zeit.

***

Der Geruch von Essen weckte mich. Von gebratenem Fleisch, um genau zu sein.
Ich öffnete meine Augen und erblickte einen großen, spartanisch eingerichteten Raum. Ein Schrank, eine Kommode, eine große Kiste und das Bett, in dem ich lag, mehr war da nicht.
Eine kleine Abzweigung führte in eine ebenfalls kleine Küche. Von dort kam auch der Geruch. Doch ich hätte niemals gedacht, ihn hier zu sehen.

„Seth.", flüsterte ich seinen Namen.
Ruckartig sah er zu mir herunter.
„Miranda, geht es dir gut?" Besorgt kam er auf mich zu.
Ich wich zurück, was ihn verharren ließ.

„Wo bin ich hier?", verlangte ich zu wissen.

„Du bist in der Wohnung eines guten Freundes. Meine eigene war zu weit weg, um schnell genug dorthin zu gelangen, also blieb nur dieser Ort."
Als ich weiterhin nichts sagte, führ er fort.

„Ich weiß es ist nicht so luxuriös, wie es dein Haus gewesen ist, dennoch sollte es für den Moment ausreichen.
„Moment mal, gewesen ist? Was ist mit meinem Haus? Und mein Onkel? Geht es ihm gut?"

Ich begann am ganzen Körper zu zittern und ließ es zu, dass mich Seth in den Arm nahm.
„Deinem Onkel geht es gut aber dein Haus... nun ja. Es ist bei dem Angriff leider zerstört worden. Es tut mir leid."
„Warum entschuldigst du dich? Du warst daran doch nicht beteiligt, oder?"
Als er nicht antwortete, machte ich mich los. Ich verschränkte die Arme schützend vor der Brust und zog mich weiter zurück.
„Nein, verschließ dich bitte nicht vor mir." Er kam wieder auf mich zu, doch ich ließ ihn nicht an mich ran. Seine Miene verschloss sich, wurde abweisend. Kalt.

„Ich habe Essen gemacht. Bediene dich bitte, du hast die Stärkung nötig. Ich muss noch ein paar Besorgungen machen. Um vier bin ich wieder zurück. Stell bis dahin bitte nichts an und geh nicht raus. Du bist zwar keine Gefangene aber draußen ist es noch zu gefährlich für dich. Sie suchen noch nach dir. Zur Unterhaltung ist ein Netbook im Schrank. Benutze es, wenn du willst."
Mit diesen Worten wandte er sich zur Tür.
„Wie lange muss ich hierbleiben?"
„Bis ich es für sicher befinde." Er ging, ohne Abschiedsgrüß und ohne mich eines Blickes zu würdigen. Seine plötzliche Distanziertheit machte mich unsicher. Konnte ich ihm wirklich vertrauen? Er hatte zwar gesagt, dass ich keine Gefangene war, das machte mich jedoch nicht frei.
Je mehr Zeit verging, desto langweiliger wurde mir. Die erste Stunde hatte ich damit verbracht, die Wohnung zu durchsuchen. Gefunden hatte ich nichts Besonderes.

Eine Wanduhr verriet mir, dass Seth bereits seit zwei Stunden fort war. Wann er wohl zurück kommt?
Mittlerweile war meine Neugierde stark angewachsen. Ich wollte wissen, was mit meinem Haus geschehen war. Dazu musste ich wohl oder übel das Netbook benutzen, von dem Seth gesprochen hatte.

Natürlich konnte er nicht wissen, dass sich jedes elektronische Gerät bei meiner Berührung überhitzte, woher auch? Normalerweise verzichtete ich auf allen technischen Schnickschnack und kam bisher ganz gut klar. Doch in letzter Zeit war es schwerer geworden, mich von der Welt des Elektronischen zu distanzieren.

Damit ich nicht vollständig zurückgelassen wurde, hatte ich die Nutzung mithilfe meiner Handschuhe geübt, die ich sowieso ständig trug.

Auch hier fand ich ein Paar. Es waren nur Gummihandschuhe, dennoch sollten sie genügen, um meine Energie kurzzeitig abzuschirmen.

Mit den gelben Gummidingern machte ich mich auf die Suche nach dem Netbook. Ich fand es im Oberen Fach des Schrankes, wo es funkelte, als wäre es noch nie benutzt. Keine Fingerabdrücke, geschweige denn Gebrauchsspuren. Auch kein Passwort, was mich in der Annahme bestätigte, dass es wirklich neu war. So muss er sich jedenfalls keine Gedanken um seine persönlichen Daten machen.
Neugierig durchforste ich das Internet. Jedoch schlägt meine Neugier schnell in Schrecken um, als ich die Bilder meiner bis auf die Grundmauern zerstörten Mansion sah.
Tränen kullerten mir die Wange hinunter. Trotzig wischte ich sie weg und las den Infotext unter dem Bild, welcher von einer Explosion und einem damit zusammenhängenden Einsturz berichtete. Außerdem hätten Zeugen wohl ein grelles Licht gesehen, kurz bevor das Haus in die Luft ging, was die Polizei aber als Lichtreflexion oder überstrahlten Fernseher abtat.
Schnaubend ließ ich vom Netbook ab. „War ja klar, dass die Polizei nichts unternimmt!"
Aufgebracht durchschritt ich die Wohnung. Die Nachrichten hatten mich aufgewühlt. Ich wollte Antworten. Und ich wusste, Seth würde sie mir nicht geben. Er würde wollen, dass ich hierblieb, wo es sicher ist. Aber das konnte ich nicht. Ich musste einfach wissen, ob es meinem Onkel gut ginge. Musste es mit meinen eigenen Augen bezeugen.
Ein zweites Mal durchforstete ich den Schrank. Im Inneren fand ich, wonach ich gesucht hatte. Eine dicke Jacke und Schuhe. Die Schuhe waren zwar mehrere Nummern zu groß, dafür aber wunderbar warm und gemütlich.
Ich wollte gerade die Tür öffnen, da ging sie schon auf und ich sah mich einem weiteren Unbekanntem gegenüber.
Dieser schloss die Tür hinter sich und kam bedrohlich näher.
„Wer bist du? Wieso kennst du diesen Ort.", zischte er. Zugleich packte er meinen Arm und verdrehte ihn so, dass es schmerzte. Ich schrie auf.

„Lass mich!"
„Wieso bist du hier?", fragte er mich erneut. „Wer hat dich hergebracht?"
„Das sag ich dir doch nicht!" Ich wehrte mich mit Händen und Füßen, was ihn nicht einmal ins Schwitzen brachte.

„Nun gut, wenn du nicht kooperieren möchtest..."
„Hör auf!", donnerte es plötzlich hinter mir. Vom einen auf den anderen Moment war ich frei und brachte mich selbst aus der Gefahrenzone.
Seth stand bedrohlich in der Tür und fixierte den Fremden mit rotglühenden Augen. Ein tiefes Knurren brach aus ihm hervor, dann stürzte er sich schon auf den Fremden.
„Seth, Seth! Ich bin es doch nur!" Erfolglos versuchte der Fremde, Seths Schläge und Tritte abzuwehren. Dabei bekam er so einiges ab.
Als Seths Krallen ihm eine stark blutende Wunde im Gesicht zufügen, keuche ich auf, was den Fremde dazu veranlasst, zu mir zu blicken.
Verstehen lodert kurz in ihnen auf, als er von mir zu Seth guckt.
„Geh!", ruft er mir zu. „Im Moment ist Seth nicht ganz bei sich. Keine Sorge, ich werde ihm nichts tun, immerhin bin ich sein Partner."
Als ich mich immer noch nicht rührte, rief er nochmal, diesmal lauter. „Geh jetzt!"
Ich sprintete durch die Tür, warf noch kurz einen Blick zurück. Alles, was ich sehen konnte, war ein Knäul aus kämpfenden Leibern, die sich über den Boden bewegten. Es war wie ein Tanz. Ein Tanz zwischen Gleichen.
Auch Die Augen des Fremden waren nun anders. Sie leuchteten in einem dunklen grün. Wie hypnotisiert schaute ich dem Schauspiel zu, da spritzte plötzlich Blut gegen die Wand, und nicht gerade wenig, was mich endlich dazu brachte, so schnell ich konnte in die Nacht zu verschwinden. Es gab nur einen Ort, an den ich flüchten konnte. Hoffentlich fand ich dort ein paar Antworten. Bitte lass es dir gut gehen, Onkel.



My other Half - Panther's chains Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt