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Vor mir erstreckte sich meterweites Grün

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Vor mir erstreckte sich meterweites Grün. Der Parco della Certosa war ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt, denn es war nicht einfach nur ein Naturpark, dessen Flora und Fauna die ganze Stadt begeisterte, es war eine ganz eigene Welt. Was die Öffentlichkeit nicht wusste war, wie sehr die orbis alius mit diesem Ort zu tun hatte. Kannte man das Geheimnis des Weges zwischen den Welten, war es möglich, mit den jenseits Lebenden zu sprechen.

Ich hatte als kleines Kind viele Stunden hier gespielt, zwischen den hohen Sträuchern und verzweigten Baumkronen, wo man das Miteinander von Säuger und Pflanze beobachten konnte.

Jetzt wirkte der Park jedoch verlassen. Das Rascheln der Tiere, die von Ast zu Ast sprangen, blieb aus und eine leichte Gänsehaut überzog meine Arme, als ich daran denken musste, wie abgeschieden dieser Ort doch lag. Lass dich jetzt nicht unterkriegen!

Das Unterholz warf lange Schatten auf den Boden, während ich meinem Ziel immer näherkam. Schon bald sah ich es vor mir aufragen. Es war ein Baum, größer und älter als alle anderen. Dieser Baum war so alt oder sogar älter, wie diese Stadt selbst und bot jedem Passanten Geborgenheit und Schutz.

Auch mich zog er magisch an, seit ich ihn vor vielen Jahren das erste Mal erblickt hatte. Mit dem Rücken an den Baumstamm gelehnt, saß ich auf dem Boden und hielt die Finger im Schoß verschränkt. Für mein nächstes Vorhaben musste ich meine Gedanken konzentriert ausrichten und mich mit meiner Umgebung - mit diesem heiligen Ort - synchronisieren. Schließlich durfte ich nicht vergessen, dass ich zur Hälfte Hexe war. Selbst wenn mein Vater ein Clanangehöriger gewesen sein sollte, so gab es immer noch den Teil meiner Mutter in mir. Und gerade diesen brauche ich jetzt umso dringender.

Ich schloss die Augen.

„Liliana? Kannst du mich hören?" Eine Weile vernahm ich nichts als das Rauschen der Blätter und war schon im Begriff aufzugeben, da erreichte mich endlich die Stimme meiner kleinen Feenfreundin.

„Na klar höre ich dich. Und zwar so deutlich, als wärst du in meinem Kopf. Ah warte, das bist du ja.", kicherte sie mädchenhaft, so als hätten sich unsere Wege nie getrennt.

„Es tut gut deine Stimme zu hören. Ich hätte dich schon viel früher rufen sollen. Es ist so viel passiert, seit deine Mutter und du weggezogen seit", sagte ich erstickt.

„Ich vermisse dich ebenfalls. Auch jetzt noch denke ich an die Zeit, in der wir sorglos zwischen dem Dickicht der Bäume spielten. Doch du hast mich sicherlich nicht gerufen, um über Vergangenes zu sprechen. Etwas bedrückt dich. Sag mir, was es ist.", wollte sie telepathisch wissen. Ihre Stimme war schärfer als Glas und reiner als jede Quelle. So leicht wollte ich mich aber nicht geschlagen geben.

Was würden sie anderen Hofdamen sagen, wenn sie Wind von deiner Ungeduld bekommen? Sie wären sicherlich entsetzt, denkst du nicht auch?", neckte ich meine alte Freundin.

„Oho, warte es nur ab, ich zeig dir schon, was eine zierliche Hofdame so alles draufhat!" Bilder von Lilianas Leben zogen vor meinem Geiste ihre Bahnen. Sie zeigten Liliana in flatternden Gewändern, inmitten eines Meers aus Blumen und tanzenden Gestalten. Freude und Lachen lag in der Luft, kein Streit, kein falsches Wort. Alles war perfekt, fast schon idyllisch.

Dann änderte sich das Bild. Die Umgebung wechselte vom Blumenmeer zu langgezogenen Gängen, durch dessen Fensterfront man auf einen leeren Schlosshof starte. Von fremder Hand gesteuert wanderte mein Blick die Fensterfront entlang, auf dessen Oberfläche sich zahlreiche Buchpassagen befanden.

Zwar war die Sprache der Feen eine der schwersten der Welt, dennoch konnte ich einiges von der Schrift entziffern. Der Berg an Informationen zum Thema höfischem Benehmen und Etikette zwang mich gedanklich in die Knie.

„Ist schon gut, ich gebe auf!" Kaum hatte ich dies gedacht, stoppten die Bilder damit, meinen Kopf mit Informationen zu überladen. Das Blut rauschte mir in den Ohren, als ich mich wieder auf meine Freundin konzentrierte.

„Das Leben einer Hofdame ist wohl doch nicht so einfach, was?", spottete sie gerade. „Hast du dir wohl ein bisschen einfacher vorgestellt. Doch du irrst dich, wenn du denkst, dass wir nur händehaltend im Kreis tanzen. Wir arbeiten genauso – wenn nicht härter – als jeder von euch auf der anderen Seite." Ich ächzte kurz, um meinen Unmut auszudrücken.

„Wenn du deine Schadenfreude jetzt gestillt hast, können wir ja wieder zum Wesentlichen kommen.", grummelte ich. Die Stimme in meinem Kopf kicherte drollig.

„Selbst schuld sag ich da nur. Du hast es ja gerade so herausgefordert." Schnell verlor sie jedoch alles Verspielte, als ihr Tonfall sich schlagartig änderte.

„Doch du hast recht. Du hast dich nicht extra in das schützende Umfeld des Traumbaumes begeben um mit mir herumzualbern. Du bist hier, weil du um meine Hilfe ersuchst und sollte es in meiner Macht stehen, setze ich für dich alle Hebel in Bewegung.", erklärte Liliana.

„Gib mir Zugang zu deinen Gedanken, damit ich die Situation auch verstehe. Schließlich haben wir uns lange nicht gesprochen."

Ich wurde wieder ruhiger und sah tief in mich hinein. Langsam ließ ich das Geschehene nochmal vor meinem inneren Auge auftauchen und versuchte alles so klar wie möglich zu rekonstruieren.

Liliana tauchte tief ein, ging mir wortwörtlich unter die Haut. Sie schien keinerlei Bedenken bezüglich meiner Gedankenwelt zu besitzen. Präzise und elegant durchforstete sie eine Szene nach der anderen, manche länger, manche nur kurz und glitt dabei durch mich wie ein Schatten.

***

Endlich war Liliana an der Stelle angekommen, wo ich mir alleine einen Weg durch die Gänge gebahnt hatte, da zog sie sich zurückzog.

„Was ist los?", wollte ich sofort wissen. Auch die Fee schien alarmiert.

„Anscheinend wartet eine Überraschung auf uns. Wir werden beobachtet."

„Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich Überraschungen hasse?", schnaubte ich. „Denn wenn nicht sage ich es jetzt. Ich hasse sie!"

„Ich weiß es noch und teile diese Ansicht. Dennoch musst du dich auf alles Erdenkliche gefasst machen und verschwinden. Es schmerzt mich, aber außer einem kleinen Rat und etwas Feenstaub kann ich im Moment nichts für dich tun. Ich werde versuchen, Ihre Hoheit die Feenkönigin um Hilfe zu bitten, doch ich kann nichts versprechen.

Was deinen Gefährten angeht, lass alles einfach auf dich zukommen. Ich bin mir sicher, dass ihr zu einer Einigung kommen werdet und er sich dir schon noch öffnen wird. Zwinge keine Antworten hervor, die du nicht verarbeiten kannst, denn damit schadest du nicht nur dir, sondern allen in deiner Nähe." Ich hatte mich bereits daran gemacht, den schützenden Kreis zu verlassen, da meldete sich Liliana noch ein letztes Mal.

„Versprich mir bitte nur noch eines: Pass auf dich auf."

„Das werde ich.", verkündete ich entschlossen und kappte die Gedankenverbindung. Schnell stand ich auf und versteckte mich hinter einem hoch gewachsenen Gebüsch. Keine Sekunde zu früh, denn direkt über mir knackte es unheilvoll.

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Hey Leute,
tut mir leid, dass das Kapitel so spät erschienen ist. Seit mehreren Tagen hält mich meine kleine Schwester schon bis drei Uhr morgens wach, dazu kommt noch mein nerviger Aushilfsjob, der mir die Lebenskraft förmlich aus den Knochen zieht. Naja, da muss ich wohl einfach durch. Wie Liliana schon sagte, lasse es einfach auf dich zukommen! So lange dauern meine Ferien ja nicht an. Vielen Dank fürs Lesen meiner kleinen Bemerkungen und natürlich auch für meine Geschichte.

Eure GiulyanaBlue

My other Half - Panther's chains Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt