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Pünktlich verließ ich die Queen's Library

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Pünktlich verließ ich die Queen's Library. Die Filmvorführung war erst um 10 Uhr angesetzt und würde bis spätestens 12 Uhr abends andauern. Es blieb mir also noch genügend Zeit, mich einigermaßen herzurichten, bevor ich ins Kriegsgebiet eindringen würde. Das hieß jedoch nicht, dass meine Garderobe viel hermachte. Dominiert wurde sie hauptsächlich von einer großen Anzahl grauer und schwarzer Hoodies, welche mir die Ausstrahlung eines lebendig gewordenen Sackes verliehen.

Gott sei Dank fand ich im unteren Bereich des Schrankes eine einigermaßen enge Jeans und Stiefeletten mit dezentem Plateauabsatz, die mich etwas größer wirken ließen. In Kombination mit einem Hoodie in mattem Grün sah ich gar nicht mal so schlecht aus. Noch ein bisschen Make-up um meine Streifen zu verstecken und voila – aus dem Freak ward eine Frau. Wer's glaubt, dem wachsen Flügel.

Selbst der beste Maskenbildner kann den wahren Kern einer Person nicht ändern, sondern nur hinter einer Fassade aus Schönheit temporär verschwinden lassen. Einmal ein Freak, immer ein Freak, das war allgemein bekannt.

Dass ich ein Teil der orbis alius sein sollte und damit eines der Wesen, die für ihre Stärke bekannt waren, machte es auch nicht leichter, ich zu sein. Im Gegenteil, die Last, zu so einer Welt zu gehören, wog schwer auf meinen Schultern. Weder war ich besonders schnell oder stark, noch konnte ich meine Gestalt verändern, wozu Clanangehörige oder Vampire in der Lage waren.

All meine Fähigkeiten richteten sich schon seit meiner Kindheit immer nur gegen mich und jeden, der etwas mit mir zu tun haben wollte.

Meine emphatischen Begabungen hatten mir schon oft genug Kopfschmerzen bereitet. Es fühlte sich dann jedes Mal an, als würden meine Gedanken durch einen Fleischwolf gedreht. Dennoch - ich würde es niemals zugeben - gefiel es mir, die Stimmen der magischen Geschöpfe hören und ihnen antworten zu können.

Oftmals halfen sie mir, mit meiner Andersartigkeit umzugehen und waren dabei bessere Freunde, als die menschlichen Kinder es in meinem Alter je hätten sein können.

Und von meinen anderen Fähigkeiten wollte ich gar nicht erst anfangen. Schließlich versuchte ich sie, seit ihrem Erscheinen vor 16 Jahren, unter Verschluss und somit außer Reichweite zu halte. Sie sollten nie die Chance bekommen, an die Oberfläche zu treten, um mein verpfuschtes Leben noch weiter aus der Bahn werfen zu können.

Fertig angezogen mache ich mich auf den Weg und genoss den Spaziergang aus vollen Zügen. Ich liebte die engen, verzweigten Straßen von Inverness, zu deren Einwohnern ich gehörte. Die Entscheidung meines Onkels, hierherzuziehen hatten wir nie bereut. Der Umzug hatte uns beiden gutgetan und erleichterte einiges erheblich.

Zu Fuß waren es gerade mal 45 Minuten von meiner Wohnung bis zum Kinocenter – eine wirklich minimale Entfernung für eine leidenschaftliche Läuferin wie mich.

Aber doch genug, um mich auf das Bevorstehende vorbereiten zu können und mir selbst Mut z machen.

Während ich ging, atmete ich in einem ganz bestimmten Rhythmus. Zweimal ein, einmal aus, danach dreimal ein und zweimal aus. Die gleichbleibenden Wiederholungen halfen mir, mich zu sammeln und zu fokussieren. Mein Onkel hatte mir diesen Atemrhythmus beigebracht, kurz nachdem ich ihm von meinen Kopfschmerzen erzählt hatte, unter denen ich eine lange Zeit lang gelitten hatte.

My other Half - Panther's chains Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt