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Ganz automatisch streckte ich die Hand nach ihr aus, als sich auch schon die Tür zu meinem Zimmer öffnete

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Ganz automatisch streckte ich die Hand nach ihr aus, als sich auch schon die Tür zu meinem Zimmer öffnete...

...und mein Onkel mit einem Kakao den Raum betrat.

Ich dachte mir, dass du...", seine Worte brachen mitten im Satz ab und er verstärkte den Griff um seine Tasse.

Die kleine Person, die sich immer noch genau vor mir befand, quiekte auf, versuchte zu fliehen und flog in hohem Bogen in Richtung Fenster.

Doch mein Onkel wusste dies zu verhindern und ließ sie nicht entkommen. Aus seinem Mund einströmte eine Reihe seltsamer gemurmelter Worte, ein Schwall ineinander verschlungener Laute, welche das Licht mitten im Raum verharren ließen.

Onkel Benjamin kam auf mich zu, das Licht beachtete er nicht einmal.

Mein Mund öffnete sich voller Staunen, ohne dass ein Ton herauskam. Sanft schloss ihn mein Onkle wieder, indem er mein Kinn umfasste und ganz sachte nach oben drückte.

Ohne hinzugucken setzte er die Tasse behutsam in der Luft ab, wo sie frei herumschwebte.

Ein tiefer Seufzer erklang, der mich wieder aufmerksam werden ließ.

„Ich wusste, es würde der Tag kommen, an dem du mit dem Übernatürlichem in Kontakt kommst. Jedoch hatte ich wirklich gehofft, du hättest wenigstens die Zeit, eine normale Kindheit erleben zu dürfen.", seine reumütigen Augen hielten mich gefangen.

„Onkel Ben...", fing ich an.

„Bitte Mira, lass mich ausreden. Danach kannst du mir so viele Fragen stellen, wie du willst. Versprochen."

Ich nickte nur mit großen Augen und blickte verstohlen zur Mitte des Raumes.

„Ah, ich vergaß! Die kleine Fee ist ja auch noch da."

Mit einem Wink seiner Hand befreite er die kleine Person aus ihrer Starre. Sie ist also eine Fee, genau wie aus meinen Büchern!

„Ich habe nicht vor dir etwas anzutun", wandte sich Ben an das noch immer gefangene Licht. „Ich bitte dich nur darum, mir ebenfalls zuzuhören. Tust du mir den gefallen?"

Anstatt eine Antwort zu geben, schwebte die Fee auf das nächstgelegene Kissen.

Das bedeutet dann wohl ja.

Mein Onkel fasste dies ebenfalls als Zustimmung auf und begann zu erzählen.

Nachdem er geendet hatte, schwirrte mir der Kopf vor lauter neuen Informationen. Alle verstand ich noch nicht, immerhin war ich erst 6, weshalb mir der Kopf damals zu zerplatzen drohte. Auch war mir sicher, dass ich mich in nächster Zeit nicht auf die Schule konzentrieren könnte. Einiges erschien einfach unmöglich, viel zu groß, um wahr zu sein.

Dennoch, ich glaubte meinem Onkel. Jedem seiner Worte.

Ich glaubte ihm, als er uns, der Fee und mir, von der orbis alius, der anderen Welt, erzählte.

Da gibt es zum einen die Vampire, blutsaugende Kreaturen, die alten Gottheiten, vergessene Wesen, deren Reste von Magie noch immer die Erde tränkten, Zauberer und Hexen, bewandert in der Kunst der magischen Formeln, die Geschöpfe der Natur und Magie, Empathen, Geschaffene, Wesen wie Golems und Homunkuli und zu guter Letzt die Clanangehörigen.

Keiner dieser Bezeichnungen kam mir bekannt vor. Naja, Zauberer und Hexen vielleicht schon.

Auch die kleine Fee schien von dem meisten Erzählten nichts zu wissen. Sie war ja auch noch sehr jung, genau wie ich.

Die Feen gehören laut meinem Onkel zu den Geschöpfen der Natur und Magie. Ein ziemlich großer Begriff für so ein kleines Wesen.

Nun wusste ich also Bescheid. Und dies war der Augenblick, in dem ich verstand. Ich verstand, dass mein Onkel nicht normal war. Kein normaler Onkel konnte Tassen in der Luft halten, als ständen sie auf einem Tisch, oder konnte eine Fee dazu bringen, an Ort und Stelle zu verharren. Und wenn mein Onkel nicht normal war, konnte ich es ebenso wenig sein.

Diese Tatsache machte mir Angst, hob sie mich doch nur weiter von allen anderen ab. Nicht nur musste ich immer im Haus bleiben, ich hatte auch keinen einzigen Freund, da ich von meinem Onkel unterrichtet wurde und mir die anderen Kinder aus dem Weg gingen.

Eine traurige Stimmung erfasste mich und ich hörte Onkel Ben nur noch halb zu. Das änderte sich jedoch schnell als er auf die Clanangehörigen zu sprechen kam.

Ich kann bis heute nicht sagen wieso, aber dieses Thema interessierte mich damals brennend. Nachdem Onkel Benjamin es angesprochen hatte, musste ich einfach ein paar Fragen stellen, um die aufgekommene Neugierde zu befriedigen.

Vielleicht lag es daran, dass man Clanangehörige die Gestaltwandler nannte, welche sich noch immer unters menschliche Volk mischen und zum Großteil mitten unter uns leben. Und bitte, wer bekommt beim Gedanken an einen Gestaltwandler, der sich von einem Menschen in ein Tier transferiert, keine Gänsehaut? Ich mit Sicherheit nicht!

Die in freier Wildbahn lebenden waren die Ungebundenen, diejenigen, die außer ihrem Rassensignum kein anderes Zugehörigkeitssignum besaßen.

Diese Individuen galten als gefährlich und nicht einschätzbar. Zum Glück des Allgemeinwohles waren sie stark in der Minderheit und blieben zumeist unter sich.

Mein sechsjähriges Ich wollte wissen, was für unterschiedliche Clans es gäbe.

„Warum willst du das wissen?", fragte er mich. „Keine Ahnung, ich finde die Idee, im Körper eines Tieres zu sein und so viel zu laufen, schön". Dabei blickte ich zu Boden.

„Miranda, ich lasse dich nicht raus, weil ich dich einsperren möchte, sondern damit du nicht wieder einen Anfall bekommst. Das weißt du doch, oder?"

Ich fasste etwas Mut und blickte in das Gesicht meines Onkels.

„Wenn ich nach Draußen gehen kann und keinen Anfall bekomme, lässt du mich dann rausgehen, wann immer ich will?"

Benjamin sah damals wohl meinen hoffnungsvollen Gesichtsausdruck, denn er lächelte nur.

„Wenn du versprichst, dich nicht zu weit vom Grundstück zu entfernen, dann ja."

Jubelnd sprang ich auf und lief sogleich aus dem Haus. Es war seit Wochen das erste Mal, dass ich durch die Straßen laufen durfte. Die Blicke der Dorfbewohner blendete ich aus, war ich doch einfach noch zu jung, um ihre wirkliche Bedeutung zu verstehen. Stattdessen tat ich nichts anderes, als laufen.

Das hatte ich schon immer geliebt. Zu laufen und zu spüren, wie der Wind mir bei jeder Bewegung das Haar aus dem Gesicht blies und ich mit jedem weiteren Schritt an Geschwindigkeit zunahm, sodass ich beinahe abhob und mir vorstellen konnte, frei wie ein Vogel über Hügel und Seen zu gleiten, mit nichts als dem Wind im Rücken und dem Land unter mir.

Doch wie so vieles andere, wurde mir auch diese Leidenschaft genommen.

Es geschah, als ich neun Jahre alt wurde. Genau genommen in der Nacht nach meinem neunten Geburtstag...

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Hey Leute,
Wattpad legt es wirklich darauf an, mich in den Wahnsinn zu treiben. Füge ich ein Kapitel neu ein, verändert sich die Schrift jedes Mal aufs Neue. Sie wird kursiv und lässt sich nur blockmäßig wieder ändern. Das ist ziemlich Zeitaufwendig, der Wattpadgott sei mir gnädig!
Jedenfalls genug Jammerei. Wie hat euch das dritte Kapitel gefallen? Waren es zu viele Informationen oder gerade genug, um euch neugierig zu machen?
Wir lesen uns!

Eure GiulyanaBlue

My other Half - Panther's chains Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt