Begegnung

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~•3607 Wörter•~

Kapitel 5
Tyler ging unter die Dusche, während ich mich in die Küche wagte, die einem Traum entsprungen schien.
Ich liebte diese kleine Bar jetzt schon, und da ich noch Zeit hatte, meinen grausamen Plan in die Tat umzusetzen, wollte ich Tyler erstmal mit meinen Kochkünsten stärken. Würde ja keinen Spaß machen, wenn er nach zehn Minuten Tüten tragen schon anfangen würde, zu jammern.
Huahaha.

Als ich das Wasser laufen hörte, sah ich mich im Kühlschrank nach was Essbarem um.
Es gab weder Käse, Butter oder Eier. Stattdessen standen Bier, Energy-Drinks und Jogurt ganz oben.
Wie konnte er durch diese Nahrung so viel Kraft haben. Das rührte bestimmt nicht davon her, dass er ein Werwolf war.
Oder etwa doch?

Ich stellte mir Tyler als hageren Jungen vor, blass und halb so groß.
Unmöglich.
Seine Bräune rührte auf Genen her und selbst wenn er kein Werwolf wäre, würde er ohne das Training ins Fitnessstudio gehen.
Da war ich mir sicher.
Es musste so sein!

Ich blickte mich nochmal im Kühlschrank um, der genauso leer zu sein schien, wie mein neuer Kleiderschrank.
Ich seufzte und schloss die Tür, als der Kühlschrank piepte, um mir zu zeigen, dass ihm langsam zu heiß wurde.
Wir könnten auch noch in der Stadt essen.
Ich setzte mich auf das gigantische Sofa und ließ mich in die Kissen sinken.
Unsicher biss ich mir auf die Lippen, als ich darüber nachdachte, ob es wirklich gut wäre, mit dem Geld eines anderen, zu shoppen.

Sicher, er war mein Mate und Tyler würde mir im schlimmsten Fall alles schenken, nur um mich glücklich zu machen, aber ich kam mir sehr egoistisch vor, als ich daran dachte, wie viel er einstecken musste.
Das war ihm nicht fair gegenüber.

Andererseits war es aber auch nicht fair, dass er mich nicht gehen ließ und...Moment mal. Tyler wusste nichts von meinen Absichten.
Vielleicht würde er mir ja diesen Wunsch gewähren, wenn ich ihn bat.

Aber bis er endlich aus dem Badezimmer kam, quälte mich eine andere Frage.
Es war schon spät, ich hatte mindestens eine Stunde unter der Dusche gestanden, auch wenn es sich viel zu kurz anfühlte.

Die meisten Werwölfe männlicher Existenz hätten wie verrückt an die Wand gehämmert, anstatt seelenruhig auf einen Sack Sand einzuschlagen.
Wieso war Tyler nur so anders?
Hatte er bereits genug von mir?

Ich konnte nichts dagegen machen, dass mein Magen sich verknotete und sich meine Kehle zusammenschnürte.
Es tat mir im Herzen weh, auch nur daran zu denken, dass er mich nicht wollte. Obwohl es genau das war, was ich beabsichtigte.
Ach, es war ja alles so kompliziert.

»Willst du Netflix schauen? Oder was wollen wir machen?«
Ich sah zu Tyler der mit feuchten Haaren und einem T-Shirt -endlich- sich an den Kamin lehnte.
Es zuckte mich in den Finger, die Haare zu richten, da sie ihm in die Stirn hangen, doch ich weigerte mich strickt.
Er hatte sich rasiert, der leichte Bartschatten war verschwunden. Stattdessen gaben sie sein kantiges Kinn frei. Seufz.

»Eigentlich wollte ich mir was zum anziehen besorgen.«, murmelte ich und stand auf.

Tyler runzelte die Stirn.
»Wieso denn? Am besten wäre es doch, wenn du nackt wärst.«
Ich schnaubte empört. Manchmal konnte er echt ein Arschloch sein.
»Willst du wirklich, dass mich dein ganzes Rudel angafft?«, konterte ich und stellte zufrieden fest, wie sein Kiefer begann zu mahlen.
Eins zu null für mich.
Auch, wenn er nicht wusste, wie sehr mich dieser Gedanke schockte. Nicht nur, dass er mich nackt sehen wollte war beängstigend, sondern der Gedanke auf seine Reaktion, wenn er meine Narben sehen würde.
Er würde fragen stellen und ich würde ihm alles anvertrauen. Meine Vergangenheit, mein Vertrauen, mein Herz.
Und dann würde er mich hintergehen.
So eine Art Typ war er. Sobald es ihm zu sentimental wurde, suchte er sich eine Neue. Daran würde diese Werwolf-Mate-Sache nichts verändern.

My Mate Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt