Heilung

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Kapitel 24
~•3556 Wörter•~

Tyler hatte mich angerufen. Zwölf Mal.
Er hatte mir auch geschrieben. 42 Nachrichten.
Ich hatte nicht geantwortet, hatte nicht zurückgerufen. Ich konnte momentan nicht mit ihm reden, mit niemandem. Immer noch saß ich wie versteinert auf meinem Bett, unfähig etwas zu tun.
Es ist noch nicht vorbei
Zwar hatte ich Daniel jetzt die Stirn geboten, doch mit dem Stalking würde er nicht aufhören. Wie sollte das also in Zukunft werden? Ich konnte ihm nicht ständig drohen jeden unser Geheimnis zu erzählen irgendwann würde er merken, dass ich dazu nicht den Mut hatte.
Mein Handy bimmelte schon wieder und diesmal ging ich ran:

»Ja, was willst du?«, versuchte ich mit monotoner Stimme zu fragen, klang dabei aber eher wie ein Fan der das erste Mal mit zittriger Stimme zu seinem Idol sprach. Tyler schnaubte, was mich zusammenzucken ließ. Jap, er war wütend.
»Was ich will?! Ist das dein ernst? Ich will verdammt nochmal wissen was bei dir los ist, weil du mich seit Stunden ignorierst. Das ist nicht deine Art, ich mache mir Sorgen um dich.«
Er machte sich sorgen um mich.

»Tut mir leid, ich...es...es ist grade alles ein bisschen kompliziert«, stammelte ich.
»Scheiße nochmal, warum entschuldigst du dich?« Ich verstummte. Plötzlich überkam mich der Drang mich zu entschuldigen, dafür, dass ich mich entschuldigt hatte, doch ich wusste, wenn ich das tat würde Tyler mir eigenhändig den Hals umdrehen...und ich mochte meinen Hals. Ich atmete einmal tief ein und aus und wusste nicht, was ich ihm nun sagen sollte. Eine Lüge? Ich konnte ihn nicht anlügen. Nicht schon wieder. Diese ganzen Lügen und Geheimnisse hatten mich erst hier hin gebracht, alleine ich war an meiner Situation schuld.
»Rose, was ist mit dir los? Du weißt, du kannst mir alles sagen.« Wusste ich das?
Ich schaute auf die Nachricht, die mir Daniel geschrieben hatte bevor ich ihm antwortete: »Mich hat vorhin mein Exfreund besucht, weißt du, wir sind nicht gerade aus dem Guten auseinander gegangen und ihn zu sehen hat mich etwas aus der Fassung gebracht.« Es fühlte sich an, als könnte ich nach langer Zeit endlich wieder richtig atmen, nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte. Ich hatte es endlich getan, ich fühlte mich in meinem Leben noch nie so erleichtert.

Was mich jedoch sehr schnell verunsichern ließ war die Stille, die sich nach meinen Worten breit machte.
»Tyler? «, fragte ich deshalb nach und lauschte seinen Worten. Eine Zeit lang sagte er nix, dass ich schon dachte, die Verbindung wäre abgebrochen. Gerade, als ich nachsehen wollte fing er zu reden an.
»Wann hattest du vorgehabt mir das zu erzählen?« Er klang nicht sauer. Das war gut, oder?
Ich zögerte.
»I-ich weiß nicht. Ich hatte es nicht als wichtig empfunden, weil«, er unterbrach mich scharf.
»Du hast es also nicht als wichtig empfunden deinem Mate zu erzählen, dass es vor ihm noch jemanden gab? Oder ist er einer von vielen?« Doch, jetzt klang er sauer.
»Bist du sauer auf mich?«, fragte ich deshalb.

Er stöhnte frustriert. »Scheiße nein, ich bin nicht sauer, mich stört es nur, dass es jemanden vor mir gab, mich stört es, dass er dich besucht hat, ich...ach keine Ahnung.« Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
»Warte, bist du eifersüchtig?« Er antwortete darauf nichts, was meinen Verdacht bestätigte.
»Oh mein Gott, du bist eifersüchtig«, quietschte ich und klatschte in die Hände. Er stöhnte wieder.
»Dieser Fakt sollte dich eigentlich nicht so erfreuen, du kleine Sadistin«, sagte er und ich fing an zu lachen.

Es war so surreal, ich hatte damit gerechnet, dass es wütend auf mich sein würde. Wütend, oder enttäuscht, angeekelt oder schlimmeres, doch stattdessen ließ er mich gewollt fühlen, er ließ mich gut fühlen und das sogar nachdem ich ihm einen Teil meiner Vergangenheit anvertraut hatte.
»Rose«, fing er mit ernster Stimme an und mir blieb das Lachen im Halse stecken.
»Ja?«
»Was wollte er?« Seine Stimme klang tiefer und düsterer als zuvor, in ihr schwang die pure Kraft eines Alphas. Er warf mir nichts vor mit dieser Frage doch ich wusste, er hatte Angst. Angst, dass ich ihn verletzen würde.
Auch wenn ich mir doch erst vorhin geschworen hatte, ihn nicht anzulügen, verspürte ich den Drang dies zu tun. Ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Jedenfalls nicht die ganze.

My Mate Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt