Partytime

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~•2900 Wörter•~

Kapitel 13
Kathrin bemerkte nicht wie schlecht es mir ging.
Im Gegenteil.
Sie war vollkommen auf den Film fixiert. Bei gruseligen Szenen zuckte ich ein paar Mal zusammen und versuchte das zu ignorieren, was ich soeben getan hatte.
Ich war wieder rückfällig geworden. So lange hatte ich es ausgehalten, hatte wieder meinen Körper einen gesunden Status gegeben. Und ausgerechnet jetzt kam der Grund aller meiner Ängste und kontrollierte mich wie damals.

Als würde mir erst jetzt richtig bewusst werden, dass er wieder aufgetaucht war, schnürte sich meine Kehle zu.
Er hatte mich fotografiert.
Er hatte meine Nummer herausgefunden und mich beobachtet.
Wahrscheinlich war das vor der Mensa nicht nur ein Streich für meine Augen gewesen, sondern tatsächlich er.
Und er hatte mich wieder schwach werden lassen.

Angst, pure, nackte Angst machte sich in mir breit und ich fing an zu zittern.
Er war wieder da.
Und ich wusste, was er wollte.
Mich.
»Hey, ist dir kalt?« Kathrin gab mir eine Decke und rutschte enger zu mir.
Ich lächelte dankbar und nahm ihr Angebot an, obwohl ich nicht der Kälte wegen zitterte.
Ich sollte es Tyler sagen.

Aber was wäre, wenn ihm das alles zu viel wurde. Was wäre, wenn er mich verließ.
Aber war es nicht das, was ich von Anfang an gewollt hatte?
»Du hast ja überhaupt nichts mehr gegessen. Rose, das ich wichtig!« Verwirrt runzelte ich die Stirn. Sie konnte kaum wissen, dass ich das letzte Jahr so gut wie nichts gegessen hatte, und deshalb so darauf achtete.
Oder vermutete sie etwas?

»Wir gehen doch heute auf diese Party. Mit vollem Bauch wirkt der Alkohol später.« Achso. Darum ging es. Aber...
»Wie können wir denn bitte betrunken werden? Ich meine, unser Körper heilt sich doch schneller als bei Menschen, deswegen wirkt der Alkohol doch eh nicht.«, gab ich verständnislos zurück und merkte bei jedem Wort, wie Kathrins Augen größer und größer wurden. Ein riesiges Lächeln zierte ihr feines Gesicht.
Was zum...

»Wie wenig weißt du denn über Werwölfe? Ein paar der Kids haben Eisenkraut gerieben und in Fläschchen getan. Bevor wir drinnen, nehmen wir davon eine minimale Dosis, dann ist über Immunsystem für ein paar Stunden geschwächt.«
Das ergab für mich Sinn.
Moment mal.
Eine Dosis Eisenkraut schwächte das Immunsystem, das bedeutete, dass...
»Deshalb heilst du nicht.« Ihr Grinsen zerfiel und sie wich meinem Blick aus. Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, deswegen nicht.« Ich runzelte verwirrt die Stirn. Eigentlich wollte ich noch weiter nachhaken, aber ihr Blick sprach Bände.

Stattdessen legte ich meine Hand auf ihre Schulter und sagte die Worte, die mir mein Vater jeden Tag erzählt und ich ihn dafür gehasst hatte:
»Du weißt, dass mit mir über alles reden kannst.« Sie lachte trocken und verdrehte die Augen.
»So wie du mir erzählen wirst, dass du im Badezimmer dich erbrochen hast?« Schockiert wich ich zurück, als hätte sie mir eine Ohrfeige verpasst. Sie zuckte mit den Schultern.
»Komm schon Rose. So dumm bin ich nicht. Ich weiß, wann Jemand leidet. Zu gut.«, murmelte sie am Ende und wurde leiser.
»Bitte behalte es für dich.« Sie sah mir in die Augen. In diesen Himmelaugen breitete sich ein Gewitter aus, dunkel, nass und kalt.

Wortlos nickte sie nur. Ich pustete erleichtert die Luft auf, von der ich gar nicht gemerkt hatte, dass ich sie angehalten hatte.
Doch meine Muskeln verspannten sich wieder, als sie mit erhobenen Zeigefinger auf mich zu ging.
»Aber nur solange, bis ich merke, dass es dir dadurch besser geht. Wenn du irgendwann mal spindeldürr und mit mehr Haaren an deinem Körper wie auf deinem Kopf in die Schule kommst, musst die wissen, dass nicht nur ich diese Veränderung bemerken werde. Und ich werde es nicht dazu kommen lassen, dass du irgendwann so aussehen wirst.«
Das verstand ich total, an ihrer Stelle hätte ich dasselbe getan. Ich wollte ihr grade antworten, als ein Klopfen mir zuvor kam.

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