Familie

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Kapitel 19
Jase war der Erste der mich und Tyler entdeckte und auf uns zu gerannt kam. Seine Haut wirkte blass, doch seine Augen strahlten als er bei mir ankam und mich kräftig umarmte. Er war bestimmt zehn Kilo schwerer deshalb ächzte ich unter seinem Gewicht, doch schloss dann auch die Arme um ihn. Wie ein hilfloser Welpe klammerte er sich an mich, jedenfalls solange bis Tyler eifersüchtig knurrte. Ich lächelte verkrampft, -so gut es mit dem Verband ging, mit den Gedanken noch ganz woanders.
Eigentlich sollte ich dieses Moment genießen, sollte Jase beruhigend, ihm über die Schultern streicheln und ihm irgendetwas beruhigendes sagen, aber stattdessen blieb ich stumm und dachte an Daniel.
Daniel.

Meine größte Angst, der Grund für meine Flashbacks und für meine Narben und für meinen beschmutzten Körper.
Und vielleicht hatte er sich schon vorher gezeigt durch seine Nachrichten, vielleicht war er mir bei der Partynacht näher gewesen als heute, aber da hatte ich ihn nicht gesehen.
Nicht wie heute.
Okay, er war ein paar Meter weiter weg gewesen, doch jedes einzelne Molekül in mir hatte ihn erkannt. Durch Tylers Arme um mich war mir so warm gewesen, doch kaum hatte ich ihn entdeckt, hatte ein eisiger Dolch über meine Haut geschnitten. Und eisiges Blut war über meine Seele gelaufen. Blut, welches immer noch über meine Seele lief.

»Verdammt Rose, weißt du überhaupt wie schlecht es uns ging als du weg warst?« Ich war froh, dass er nichts über meine Verletzung sagte.
Ich konnte es mir nur zu gut vorstellen. Ich war höchstpersönlich ja selber durch die Hölle gegangen.
Schwere, starke Arme legten sich um mich und zogen mich sanft von Jase weg.
»Das spielt nun keine Rolle mehr. Sie ist Zuhause und wird sobald auch nicht mehr gehen.«, murmelte Tyler heiser an mein Ohr und küsste kurz meinen Hals.
Jase gab Würggeräusche von sich und steckte sich den Finger in den Mund.

Ich zuckte bei dieser Geste zusammen, obwohl ich wusste, dass er es als Spaß meinte. Trotzdem verletzte es mich. Doch nun war Tyler bei mir und ich schmiegte meinen Kopf in die Kuhle zwischen Hals und Schlüsselbein und atmete seinen herben Duft ein.
»Wenn ihr so weiter macht toppt ihr Kathrin und Connor. Die waren damals auch das nervigste Paar.« Ich lächelte leicht, bis mich ein Gedanke erfasste, der mich zittern ließ.

»Tyler...wir müssen mit deinem Bruder sprechen.« Mein Mate versteifte sich, schob mich ein bisschen von sich, damit er mir in die Augen gucken konnte und schüttelte fassungslos den Kopf.
»Glaub mir wenn ich sage, dass ich dich nicht mal in die Nähe dieser Bestie lassen werde.« Seine Stimme war ein paar Oktaven tiefer geworden, rau und wild. Seine Instinkte schrieen förmlich danach mich ins Rudelhaus zu bringen und nie wieder raus zu lassen.
Aber ich versuchte mit dieser ungewohnten Situationen umzugehen.

Sanft legte ich meine Hände an seine Wange und trat wieder einen Schritt auf ihn zu. Seine Augen waren lila geworden, zeigten, dass er der Alpha, aber noch zu jung war um das Rudel zu führen.
»Wenn du bei mir bist, kann mir nichts passieren. Du bist in der Lage mich zu beschützen. Wir müssen mit ihm reden. Kathrin hat mir bei der Flucht geholfen und Ryder hat sie gesehen. Ich habe Angst, dass er ihr etwas antut.« Seine Augen wurden wieder Eisblau, sachte glitten seine Fingerspitzen unter den Saum meines T-Shirts.

Hitze breitete sich auf meiner Haut aus, kroch über mich, hinauf in meinen Nacken, hinunter zwischen meinen Schenkeln. Meine Finger prickelten über seinen leichten Bartschatten.
Einen Moment lang schien es nur noch uns zu geben. Wir waren abgeschirmt vom Rest der Welt. Hörten nur unserem Herzschlag, versanken in den Augen des anderen.
Und diesmal war ich nicht stolz genug um diesen besonderen Moment zu zerstören.

Bu-bumm.
Bu-bumm.
Hörst du das?
Das ist unser Herzschlag.

Denn unsere Herzen schlugen im selben Takt.
Weil wir Seelenverwandte waren.
Weil er mich liebte.
Weil ich ihn liebte.

My Mate Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt