Vereinigung

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Kapitel 18

Gestern wäre er gewesen. Dieser Tag. Der Tag, den ich mir so sehnlichst gewünscht hatte. Ich hatte damals gedacht, dass ich an diesem Tag schon im Auto sitzen würde. Gestern wäre unsere Wette abgelaufen. Und ich wusste, was das bedeutete:
Wenn Kathrin es jemals schaffen würde, mich zu befreien, würde ich Nachhause zurückkehren, zu Mom und Dad. Ich konnte nicht genau sagen, ob ich glücklich oder traurig war. Klar, ich konnte endlich meine Familie wieder sehen, aber ich wollte nicht mehr von Tyler weg. Ich fragte mich, warum ich das von Anfang an gewollt hatte.

Tyler war ein guter Fang. Gutaussehend, Sohn eines Alphas, einem riesigen Revier und einfach...er.
Eine warme Träne erhitzen meine Haut, als sie über mein Gesicht floss und stumm auf dem dreckigen Boden landete.
Ich sollte nicht heulen, ich hatte mich selbst in diese Situation gebracht. Ich hatte geglaubt, dass Tyler der totale Aufreißer war und total arrogant war.

Gut, er war arrogant und Kathrin hatte erwähnt, dass er früher mal genauso schlimm wie Conner jetzt gewesen war, doch in meiner Anwesenheit hatte er mich noch nie betrogen, außer die Sache mit Tiffany. Er hatte es getan um mich zu provozieren, um mich zu ärgern. Und nicht mal ein paar Stunden später hatte Tyler mich mit seinem Bruder erwischt. Gut, es war ungewollt und dennoch hat es ihm unglaublich weh getan.

Ich hatte einfach viel zu viele Vorurteile und hatte nur nach Hause gewollt, weil meine Angst gewesen war, dass Dad es ohne mich nicht aushalten könnte.
Doch als ich mit ihm telefoniert hatte, hatte er zwar etwas traurig, aber nicht todunglücklich geklungen.

Und ich hatte Tyler nicht von meiner Vergangenheit erzählt. Hatte Tyler nicht meine Narben gezeigt, hatte ihm nicht gebeichtet, dass ich keine Jungfrau mehr war und, dass dies gegen meinen Willen stattgefunden hatte.
Er hatte schon ein paar meiner Flashbacks mitbekommen, wie damals beim Flügel oder als wir rumgemacht hatten und...ich abgehauen und von Ryder gefangen genommen worden bin. Es war alles meine Schuld, weil ich zu dumm und stur gewesen war, weil ich gedacht hatte, dass Tyler einer von diesen typischen Fuckboys wie Connor war und mich nicht akzeptieren würde und...

Bevor ich endgültig in meinen dunklen Gedanken versinken konnte, wurde die Tür aufgerissen und Olivia kam herein. In ihren Händen hielt sie einen Teller mit dampfenden Nudeln in der Hand. Neben dem Teller waren Butter und Parmesan.
Mein Magen knurrte vor Hunger und gleichzeitig wurde mir speiübel.
Wieviel Kalorien hatten wohl diese Nudeln? Und dann noch mit Butter und Käse?!
Sie öffnete den Kreis aus Eberesche und trat in meinen Käfig. Olivia setzte sich vor mich und Schob mir den Teller hin. Ich wandte den Kopf ab.

Sie seufzte.
»Iss. Bitte.« Ihre Stimme klang müde, als würde ihr dieses ganz gehabe leidtun. »Rosalie...ich verstehe, dass du grade in einer schwierigen Lage bist. Ich verstehe, dass du traurig und innerlich zerrissen bist. Doch wenn du nichts isst wird nicht nur Tyler schwächer sondern auch du. Denn selbst wenn du eine Chance hättest du fliehen, würdest du nicht weit kommen. Seit Tagen sitzt du hier rum und nimmst nichts zu dir. Da wäre flüchten eine wirklich schlechte Idee.«

Verdammt sie hatte recht. Ich starrte das dampfenden Essen an und streichelte mit meinen Fingerspitzen ehrfürchtig den Tellerrand. Mir lief das Wasser im Mund zusammen und mein Magen verkrampfte sich hungrig. Ich starrte wieder meine Beine an. Sie waren dünn...irgendwie. Ich konnte meinen Oberschenkel bestimmt mit beiden Händen sehr leicht umschließen. Ich sah bestimmt wirklich genauso aus wie einer dieser Victoria's Secret Models und dennoch...

Es hörte sich wahrscheinlich komplett bescheuert an, aber es fühlte sich gut an nichts zu essen. Diese Schmerzen im Magen, die Galle, immer wenn ich etwas auskotzte. Es war, als würde ich all meine Probleme einfach aus mir heraus kotzen. Klar, sie gingen dadurch nicht weg, doch in dem Moment, wo ich vor der Kloschüssel gesessen hatte, hatte ich mich einfach...leichter gefühlt. Außerdem war dann auch er glücklich gewesen. Er hatte mich geliebt...jedenfalls hatte er mir das gesagt. Doch so wirklich zu spüren hatte ich diese Liebe nicht bekommen.

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