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Isabellas Sicht:

Immer näher kommen die Berge und der Wind frischt auf.
Ich fliege höher damit ich in ruhigere Luftschichten komme.
Eva hingegen ist auf meinem Rücken eingeschlafen und klammert sich wie ein Äffchen fest.
Es wird kälter und wir fliegen über die Nordkette.
Ein starker Föhn reißt mich Richtung Felswand, mit Mühe und Not fange ich uns vor dieser auf und fliege tiefer.
Ich lande im Wald überhalb der Stadt, sanft lege ich Eva nieder und decke sie mit meiner Jacke zu.

Eine schöne Stadt mit einem Fluss in der Mitte durch, sie leuchtet so hell dass man hier oben kein Licht braucht um zu sehen.

Was für eine Verschmutzung nichtmal die Sterne kann man sehen.

Ich lege mich zu Eva und schlafe ein.

Evas Sicht:

Ein Rascheln weckt mich.
Ich schaue mich um und ein Mensch steht da und schaut zu uns.

Er hat eine graugrüne Rüstung an, unter der Kapuze schauen lange weiße Haare hervor.
Er hat ein Schwert am Gürtel hängen und auch ein Bogen trägt er über den Rücken.
Sein Gesicht ist mit Falten übersäht als wäre er längst über hundert Jahre alt.
Allgemein ist er eher schmal aber dennoch stark.

Er hat eine Decke mit, die er gerade ausbreitet und mit der er zu uns kommt.
,,Was machst du?" flüstere ich und zieh mein Schwert.

Er schreit erschrocken auf und zuckt zusammen.
,,Verdammt erschrick mich nicht so, dämlicher Vampir." keucht er.

Ich stehe schnell auf und setze meine Klinge an seinem Hals an.

,,Wer bist du?" zische ich ihn an.
,,Ein Niemand." antwortet er ruhig ohne auch nur vor mir zurückzuweichen.
,,Woher wusstest du wo wir sind?"
,,Ich habe euch gesehen und dachte mir dass ihr vielleicht eine Decke braucht."
,,Und warum hast du mich Vampir genannt?"
,,Hallo! Spitze Zähne und rote Augen, das sieht ein Blinder mit geschlossenen Augen."
,,Was?"
Ich greife mir auf meine Zähne und tatsächlich sind diese verwandelt.
Ich schaue ihn wieder giftig an ,,und warum hast du keine Angst?"
Er drückt meine Klinge weg und klaubt seine Decke auf.
Während er Isabella zudeckt meint er ,,Warum sollte ich Angst haben vor einer Vampirin, die eigentlich keine sein will und einer Göttin in der kein Blut mehr pulsiert?"
Entsetzt keuche ich auf und knie mich zu Isabella nieder, ich schlage die Decke weg und tatsächlich zwei goldene Rinnsale zieren ihren blassen Hals.
Warte?! Golden? Wie ist das möglich?
Außer sie ist wirklich eine Göttin.
'Ja ist sie aber ich würde mir mehr Gedanken darüber machen woher das der Mensch weiß.' Wer ist das?
Stille in meinem Kopf, ich blinsle und schaue mich um.

Der Mensch ist weg, aber wie?
Ich durchsuche den Wald, finde ihn aber nicht mehr.
Als ich zurück bin liegt ein toter Fuchs und drei Hasen neben unserem Lager und ein Sack mit einem Zettel oben darauf.

Da ich nicht weiß was Vampire essen sind hier ein paar Blutkonserven drin.
Deiner Freundin geht's bald wieder besser.

Æron

PS.: Sucht mich nicht, ihr werdet mich nicht finden, aber ich habe ein Auge auf euch.

Ich öffne den Sack und es sind drei Blutbeutel drinnen.
Ich nehme mir einen und trink ihn genüsslich aus und lege mich danach wieder zu Isabella.

Am nächsten Tag wache ich mit Vogelgezwitscher auf und blicke mich zwinkernd um.
Neben mir räckelt sich Isabella, macht aber nicht die Augen auf.

,,Na hats geschmeckt?" krächtst sie wie eine Oma nach einer Packung Zigaretten.
,,Isabella es tut mir so leid, ich wollte das nicht."
,,Schhh, ich hab dich doch Zwangsernährt." lächelt sie
,,Wie?"
,,Ich hab mir deine Zähne reingerammt und danach ist alles von selbst gegangen."
,,Aber du könntest tot sein!"
,,Dieses Risiko gehe ich gerne ein."
,,Du Idiotin!" rufe ich.
,,Woher hast du eigentlich diese Decke her?" lenkt sie ab
,,Ähm, ein Mensch hat sie uns gegeben."
,,Was?"
,,Ja und das ist nicht das einzige komisch daran. Er hat gewusst das ich ein Vampir bin." scharf zieht sie die Luft ein und entdeckt den Fuchs.
,,Lass mich raten, den hast nicht du getötet." es ist mehr eine Feststellung als eine Frage deswegen beantworte ich sie erst gar nicht.
Sie nimmt einen der Hasen und begutachtet ihn.
,,Perfekter Schuss." murmelt sie nachdenklich.
,,Wie Schuss? Den hätte ich hören müssen, ich habe ihn gesucht nachdem er gegangen ist und als ich zurück gekommen bin lag das alles hier mit dem Zettel dabei."

Sie liest ihn durch und schmunzelt.

,,Du konntest ihn nicht finden."
,,Wie meinst du das?"
,,Er ist ein Waldläufer."
,,Ein was?"
,,Waldläufer sind Menschen, naja eigentlich nicht, ich weiß auch nicht.
Sie haben schon auf der Erde existiert als es noch keine Götter gegeben hat.
Sie beschützen die Wälder und ihre Bewohner.
Sie sind so gut an ihre jeweiligen Orte angepasst dass nicht einmal die Götter sie aufspüren können."
,,Oh aber warum hab ich den Schuss nicht gehört?"
,,Weil die Tiere mit Pfeil und Bogen getötet worden sind und zwar mit einer perfektheit das die Tiere nichts mitbekommen haben."
,,Oh Ok, müssen wir uns Sorgen machen?"
,,Im Normalfall nicht, nur wenn wir ihn verärgern müssen wir uns fürchten."
,,Glaubst du er beobachtet uns?"
,,Wenn er das tut, was ich übrigens glaube, dann werden wir es nicht merken."
,,Ach übrigens er hat dich eine Göttin genannt." ich versuche so desinteressiert zu klingen wie möglich und beobachte Isabella genau.
Sie stockt kurz und ihr Gesicht verdunkelt sich leicht, aber schon hat sie ihr Pockerface wieder ausgesetzt.
,,Da muss er sich verredet haben." sagt sie monoton.

Ich glaube ihr nicht deswegen frage ich nach ,,Deswegen gibt dir der Mond auch Kraft, nicht wahr?"
Sie erstarrt und dreht sich langsam zu mir um.
Sie lächelt mich an und mir stellt es meine Haare auf.
,,Das darf niemand wissen, auch nicht du. Tut mir leid."

Sie zieht ihr Schwert und stürmt auf mich zu.
Panisch drehe reiße ich meine Arme zum Schutz über meinen Kopf.

Ein leises Surren ist zu hören und danach eine brüllende Isabella.
Klirrend fällt ein Schwert zu Boden und Æron ist zu hören.

,,In meinem Wald wird niemand ohne Grund getötet!" zornig klingt es aus allen Richtungen.

Ich nehme meine Arme runter und sehe Isabella am Boden Knien und durch ihrem Schwertarm steckten drei Pfeile die aus verschiedenen Richtungen gekommen sind.

,,Was zum... ?"
,,Zeig dich du Arsch!" brüllt Isabella schmerzverzerrt.
,,Deine Mutter ist enttäuscht von dir Prinzessin des Mondes." hallt es im Wald.
,,Du kennst meine Mutter nicht!" Tränen mischen sich in ihr Gesicht.
,,Du meinst Göttin Selene? Meinst du wir wandlen schon so lange auf dieser Erde und haben nie eure Götter gesehen?"
Sie sinkt weinend in sich zusammen und hinter einem Baum tretet Æron heraus und kniet sich zu ihr hin.
Er murmelt etwas in einer fremden Sprache und die Pfeile verschwinden einfach, zurück bleiben drei Löcher.
Plötzlich nimmt mir eine unglaubliche Aura den Atem.
Ein silberner Mondstrahl leuchtet auf die Lichtung.
Eine Frau schwebt darin herunter.

Ihr silbernes Haar rinnt über ihre Schultern.
Sie hat ein goldenes Kleid mit silbernen Steinen an.
Von ihr geht ein silbernes Strahlen aus.

Instinktiv sinke ich auf die Knie, denn ich weiß dass ich gerade eine Göttin anschaue.

'Isabella.' Hallt ihre klare Stimme über die ganze Lichtung.
'Meine Tochter was wolltest du bloß tun?' Sie schüttelt ihren Kopf, Trauer und Enttäuschung liegt in ihrer Stimme.

Isabella schaut geschockt nach oben und Tränen laufen ihr hinunter.
,,Es darf keiner erfahren!"
'Aber du wolltest sie umbringen.'
,,Es ist in deinem Auftrag geschehen."
'Nein!' Sie wird nun zornig und in ihrem silbernen Haar färben sich Strähnen schwarz.
'Ich habe gesagt halte dich bedeckt und nicht töte jeden der dir auf die Spur kommt.' Tief atmet sie durch und dreht sich zu mir.
'Eva mein Kind steh auf.' Langsam erhebe ich mich und blicke sie unterwürfig an.
'Bitte verzeih meiner Tochter, sie braucht dich und auch wenn du kein Vampir sein willst kannst du deine Macht für das Gute einsetzen.'
,,Aber warum sollte eure Tochter mich brauchen?"
Sie lacht klar und golden auf.
'Dass mein Kind wirst du bald erfahren.' Sie dreht sich zu Isabella um 'Und zu dir meine Tochter, der Waldläufer hat recht. Ich bin enttäuscht, vorallem weil du nicht bedacht hast wie Luna reagieren würde wenn Eva plötzlich im Hades auftaucht.'
,,Ja Mutter, tut mir leid."
'Denk in Zukunft besser nach ansonsten verlieren wir sie komplett an Hades.'
,,Ja"
Sie dreht sich zu dem Waldläufer hin und spricht erfreut 'Lange nicht gesehen Herr Æron, es freut mich dass ihr immernoch eure alten Gepflogenheiten einhaltet.'
,,Mich auch Selene und ich bin froh dass ich ein Auge auf die beiden gelassen habe."
'Ja wohl wahr, ich bitte nun um Entschuldigung denn ich werde noch wo anders erwartet. Herr Æron.' Sie neigt ihren Kopf in einer leichten Verbeugung und dreht sich zu uns.
'Eva hilf bitte meiner Tochter und du Isabella, du kannst ihr ruhig alles erzählen, ich vertraue ihr.'
Schon steigt sie im Licht empor und langsam wird es dunkel.

Prinzessin der FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt