2.

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Zwischen dem aufgewirbelten Staub, fellfetzen und den Blutspuren auf dem Boden kämpften die zwei Wölfe erbittert um den Platz als Oberalpha. Unsere Verbündeten verfolgten das Geschehen mindestens genauso angespannt wie meine Mutter und ich. Mein Vater schlug sich sehr gut, jedoch konnte man sehen das er langsam keine Puste mehr hatte. Theis hatte einen sehr tiefen Kratzer auf seiner Brust. Um die Stelle herum sah man deutlich wie sich das Fell schwarz färbte.Allerdings hatte er auf den geschwächten Zustand meines Vaters nur gewartet. Mit gefährlich angelegten Ohren stieß er ihn um und riss das riesige Maul auf, um meinem Vater den tödlichen Biss zu verpassen.
Als sich die Rasiermesserscharfen Zähne von Theis in das weiße Fell meines Vaters vergruben drang ein ohrenbetäubendes Kreischen an mein Ohr. Alle in der Arena hatten ihren Atem angehalten und es dauerte, bis ich realisierte, dass ich selbst den Schrei losgelassen hatte. Meine Mutter weinte. Dicke Tränen rollten ihr die Wange hinunter, ihre Mascara war längst nicht mehr an Ort und Stelle.
,,Nein!!" Kreischte ich wieder. Der Graue Wolf hielt inne und schaute zu mir, während sich das Fell meines Vaters immer mehr in dunkles Rot färbte.
,,ERGIB DICH!!" Rief ich zu meinem Vater, ehe ein klagendes schluchzen meine Kehle entwich.
Er brauchte nur winzeln. Ein kleiner laut reichte, um sein Leben zu retten. Doch er war Stolz.
,,Bitte Papa" hauchte ich mit heißerer stimme.
Immer noch waren alle verstummt, nur das schwere atmen des grauen Wolfes und das röcheln meines Vaters waren zu hören.
,,Du kannst uns nicht allein lassen" versuchte ich es erneut. Pascal kam zu mir und nahm mich fest in den Arm. Im Augenwinkel sah ich wie der Graue Wolf sich erneut bereit machte.
Doch bevor er seine Kiefer erneut zuschnappen lassen könnte, hörte man das leise Fiepen meines Vaters gefühlt so laut wie meinen Schrei zuvor. Erleichterung durchfuhr mich. Mit meiner Mutter und den Rudelärzten rannte ich zu meinem Vater. Er lag mitten in der Arena, schwer blutend und mit Flachen Atem.
Die Ärzte versuchten alles damit die Blutung möglichst schnell aufhört. Meine Mutter hatte sich weinend zu meinem Vater gekniet und ich stand nur hilflos daneben und bekam nur schwach mit wie alle fluchtartig die Arena verließen. Zoe wurde von Pascal heraus geführt und unser Beta lenkte die Restlichen Menschen.
Als ich meinen Blick auf den Boden richtete sah ich die dicke Blutpfütze von Theis. Sein schwarzes Blut saugte sich in den Boden. So viele Leute halfen meinem Vater, doch wer half ihm? Unserem neuen Oberalpha?
Entschlossen, auch wenn ich mir sicher war das ich es bereuen werde, machte ich mich auf den Weg zu Theis. Es war leicht den Blutspuren zu folgen. An einen der letzten zimmertüren hörte die Spur auf. Mit zitternden Händen drückte ich die Klinke und bereute es sofort. Theis stand plötzlich vor mir und schaute mich zornig an.
Seine Sturmgrauen Augen flackerten ab und an zu einem kräftigen Rot.
,,Was willst du hier?!" Zischte er.
Ich öffnete den Mund jedoch ließ er mich nicht antworten.
,,Schau lieber nach deinem Vater"
,,Der wird versorgt. Ich hab gesehen das du ebenfalls was abbekommen hast" sagte ich mit halbwegs fester stimme. Mein Blick fiel auf seinen feien Oberkörper, wo sich kleine Rinnsale von Blut ihren Weg nach unten suchten. Die Kratzer waren gefährlich tief und spalteten die Haut weit.
,,sollst du dich einschleimen ?" Fragte er. Seine Kiefermuskeln hatten sich zusammengepresst und seine Augenbrauen zusammen gezogen.
,,nein. Meine Eltern wissen nicht das ich hier bin. Ich dachte nur ich kann dir helfen die Wunde zu reinigen." Sagte ich.
,,du bekommst Ärger."
,,mir egal."
,,warum solltest du das tun?" Erkundigte er sich mit schräg gelegtem Kopf.
,,wieso nicht?"
Er antwortete nicht sondern schupste mich einfach in sein Zimmer und knallte die Tür zu. Ich ging ins Bad und suchte eine Schüssel und einen Waschlappen. Sorgfältig tat ich warmes Wasser in die Schüssel und suchte mir noch eine Salbe heraus.
Als ich mich umdrehte saß Theis bereits auf dem Wannenrand und beobachtete mich mit hochgezogener Augenbraue, als ich vor Schreck etwas Wasser verschüttete.
,,schreckhaft?" Kommentierte er ein wenig belustigt.
,, ach was.. Nein, da täuschst du dich. Ich komm nur nicht drauf klar wie du dich so schnell von A nach B bewegen kannst" sagte ich, vermied dabei den Blick in seine Augen. Die machen mich früher oder später noch kirre.
Sachte wand ich den Lappen aus und setzte ihn an dem oberen Stück der Wunde. Ohne zusammen zu zucken ließ er sich den Dreck und das Blut vom Körper waschen. Nach und nach färbte sich das Wasser schwarz.
,,du bist also seine Tochter.." Durchbrach er die Stille. Ich wusste nicht ob es eine Frage oder Feststellungen war, ob er ein Gespräch anfangen wollte...
,,ja, die bin ich" sagte ich. Musterte unauffällig die kleinen Narben an seinem Körper.
,,du hast ihm wohl das Leben gerettet"
Ich schluckte und sah auf. Er starrte mir genau ins Gesicht. Ich schätze einen 'nicht Zwinkern' Wettbewerb hätte er locker gewonnen.
,,danke das du ihn am Leben gelassen hast" sagte ich.
Es war ehrlich gemeint. Ich bedanke mich wirklich, denn am Ende war es seine Entscheidung, ob mein Vater lebt oder nicht.
,,kein Problem"

Ich sah weg und nahm Schüssel und Lappen beiseite. Länger als nötig wusch ich den Waschlappen aus und hing ihn anschließend über den Beckenrand. Still drehte ich mich wieder um und löste den Deckel von der Salbe.
,,ich mach die nur etwas auf den größten Kratzer, deine Selbstheilung schafft den Rest schnell genug"
Er nickte und betrachtete mit ausdrucksloser Miene meinen Finger, auf dem ein wenig der weißer Substanz war.
Als meine Haut jedoch zum ersten Mal auf seine Traf, durchfuhr mich ein ungeheures Kribbeln. Wie tausende Stromschläge, Schmetterlinge, Hornissen, Ameisen....
Sowohl Theis als auch ich zuckten zusammen und entfernten uns schnell voneinander.
Schwer atmend stützte ich mich an dem Waschbecken ab. Theis war aufgesprungen und schaute panisch hin und her.m
,,Fuck" flüsterte er mit Schock geweiteten Augen.
Ängstlich schaute ich zu ihm, verkrampfte meine freie Hand noch mehr um das weiße Prozentangaben des Beckens.
Wir wissen beide was das hieß. Wir konnten es fühlen.
Trotzdem fragte ich noch einmal zitternd nach.
,,Mate?"
Theis holte langsam Luft, fixierte die kalten Fliesen vor sich und nickte bestätigend.
,,Mate!"

RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt