10.

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Theis zeigte mir zu allererst das Rudelhaus. Ich schätze allein dafür hatten wir sicher ein ein halb Stunden gebraucht. Unten waren Gemeinschaftsräume, eine Küche und im Keller eine Schwimmhalle, wo er ab und an ein paar Bahnen zog. Oben waren ein paar Gasträume und seine Wohnung, die ich ja schon kennen gelernt hatte.

Alles in einem sah das Bauwerk einfach nur genial aus. Die Großen Fenster sorgten für ein angenehmes Klima, sodass angenehmes Licht in die Räume kommen konnte.

„Gehört es dir?" fragte ich ihn.

„Alle Häuser die du hier siehst hab ich selbst entworfen und bauen lassen." Antwortete er. Anerkennend nickte ich und folgte ihm nach draußen. Die Welpen tollten auf der Wiese herum. Einige Rudelmitglieder arbeiteten im Garten oder entspannten in den Hängematten. Als sie mich sahen schauten sie mich neugierig an.

„Aus wie vielen Mitgliedern besteht dein Rudel?" erkundigte ich mich. Theis ließ den Blick über die Lichtung schweifen. „Ungefähr 100. Aber die meisten leben in der Stadt."

„Dann ist es besser wenn du dich mit meinem Vater verträgst." Riet ich ihm ernst. „Er hat fünf Mal mehr Wölfe-"

„Die alle keine Ausbildung haben. Ein falsches Wort von ihm und ich könnte 100 Killerwölfe auf seine Schaar unkoordinierter Fellbüschel hetzen. Das Rudel deines Vaters wäre hin." Unterbrach er mich. Seine Augen hatten sich zu schlitzen geformt, wärend er in die ferne schaute.

Ich räusperte mich und schluckte den Klos in meinem Hals herunter.

„Du wolltest sicher noch ein paar Fragen stellen." Kam er auf das eigentliche Thema zurück. Er legte eine Hand auf meine Taille und lenkte mich zu einem Baumstamm etwas weiter weg von den Häusern. Von hier hatte man wunderbaren Blick ins Tal. Hohe Nadelbäume standen dicht an dicht, sodass sie einen dicken grünen Teppich bildeten. Im Hintergrund sah man die Gipfel der Berge.

„Gibt es Tabu Themen?"

„Nein, du als Meine Mate darfst mich ausnahmsweise mal alles fragen."

„Wer bist du?" fragte ich ihn. Fangen wir doch mal ganz harmlos an... Er schmunzelte und begann von sich zu erzählen.

„Ich heiße Theis Mansoor, Werde dieses Jahr 267 Jahre alt und bin ein Hybrid."

Ich nickte und schaute ihn mir genauer an. Sein rabenschwarzes Haar lag heute verwuschelt auf seinem Kopf, die Grauen Augen glänzten und hatten in der Mitte einen roten Ton. Als er eine Augenbraue anhob und mich fragend ansah, schnappte ich nach Luft und versuchte eine Ausrede zu finden, weshalb ich diesen Kerl schon wieder so anschauen musste.

„Für 266 siehst du aber noch ziemlich gut aus. Was nimmst du für eine Faltencreme?" fragte ich ihn, bemüht darum, dass meine Stimme etwas ernst klang.

Theis begann herzhaft zu lachen.

„Oh Hanna..." grinste er und schenkte mir ein letztes, ehrliches lächeln bis er sich wieder ein bekommen hatte und auf die nächste Frage wartete.

„Erzähl mir von der Sache mit meinem Vater. Wieso hasst er dich so?"

Schlagartig verschwand das Lächeln und ein leerer Ausdruck machte sich in seinem schönen Gesicht breit. Ja, wir kamen zu den Unangenehmen Sachen...

„Da muss ich wohl etwas ausholen... Vor ein paar Hundert Jahren gab es noch ordentlich Zoff zwischen Vampiren, Werwölfen und den Menschen. An der Spitze standen drei Mächtige Familien, die versuchten das Chaos weitestgehend in Schach zu halten, allerdings mehr oder weniger erfolgreich." Ich nickte und wartete darauf, dass er weiter erzählte.

„Meine Mutter und mein Vater hatten sich gegen jedes Gesetz gestellt und sich ineinander Verliebt. Es dauerte nicht lange und schon kam ich zur Welt. Ich bin nicht der erste meiner Sorte, auch vermuteten meine Eltern, dass sich die Gene nicht so weit bemerkbar machten, sodass ich jeden Vollmond völlig ausraste..." Aus seinen Lippen bildete sich ein bitteres Lächeln,

„Als ich langsam erwachsen wurde, nahmen die Aggressionen zu. Ich konnte mich kaum kontrollieren, bis es eines Tages ausartete und ich in einer Vollmondnacht ein ganzes Dorf auslöschte."

Ich versuchte ruhig zu bleiben und die Gänsehaut auf meinen Armen zu bedecken.

„Dein Ururgroßvater bekam es mit und verbannte mich. Ich musste allein zurechtkommen, Ohne Eltern, ohne Rudel, Ohne Clan, Ohne Freunde. Mit der Zeit staute sich immer mehr Wut an welche ich an der Familie auslassen wollte, die mir das angetan hatte. Ich hab später meine Leute darauf angesetzt etwas über deine Familie zu erfahren, spielte mit dem Gedanken einfach deine Mutter, dich und deinen Vater aus zu löschen. Allerdings war mir das zu einfach. Er sollte gedemütigt werden. Der große Alpha sollte leiden. Vor sämtlichen Leuten die das Spektakel miterleben konnten."

Mein Mund öffnete sich entsetzt als er erzählte, dass er mich ursprünglich töten wollte.

„Du wolltest mich umbringen?" hauchte ich mit zittriger Stimme.

„Ja." Sagte er tonlos. „Sogar als erstes. Damit dich dein Vater sieht und so viel schmerz wie nur möglich verspürt."

Mein Herz schlug mir gegen die Brust und ich kämpfte mit den Tränen.

„Bereust du es, den Vater deiner Mate fast umgebracht zu haben?" wollte ich wissen.

Er wand den Kopf zu mir und sah mich ehrlich an. Er gab mir einen Einblick in seine Gefühle.

„Nein." Kam die passende Antwort. Ich atmete tief aus und wagte todesmutig die Nächste Frage.

„Hättest du eher gewusst das ich deine Mate bin ... Hättest du ihn verschont?"

„Ebenfalls nein."

RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt