19.

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Ich hatte mir die Maske abgewaschen und stand nun mit einer reinen Haut vor dem Fenster. Milan hatte noch darauf bestanden, dass Eric ihm einmal über die Wange streicht. Dieser hatte das ganze leicht angewidert getan und nickte anschließend zögerlich mit dem Kopf. „Sehr glatt, Milan. Echt toll" hatte er zweifelnd gesagt.

Es war mittlerweile später Abend. Die dicken schwarzen Wolken hatten sich noch nicht verzogen. Eher hatte der Sturm einige Äste von den Bäumen geholt und die halbe Lichtung verwüstet.

Zögerlich öffnete ich die Terassentür. Kalte, mit Tropfen vermischte Luft kam mir entgegen. Sofort bildete sich eine Gänsehaut, was mich jedoch nicht davon abbringen ließ, die Tür ganz auf zu stoßen und hinaus zu treten. Ich musste ihn suchen. Was, wenn ihm was passiert ist?

Ich sprang die Treppenstufen hinunter und kam mit einem lauten Platsch in einer Pfütze auf. Ohne darauf zu achten das meine Kleidung in 1000 Teile zerriss, sprintete ich in meiner Wolfsgestalt auf den Wald zu. Inmitten von hohen Tannen, blieb ich stehen und hielt die Nase in die Luft. Der Regen hatte Theis Geruch vollständig aufgelöst. Auf gut Glück trabte ich los, hielt die Ohren gespitzt und tapste, mehr oder weniger lautlos, durch das Dickicht.

Nach gefühlten Stunden hatte ich immer noch keine Ahnung wo ich nach Theis suchen sollte. Irgendwo musste er sein.

Ich hielt inne und lauschte. Außer die Bäume, welche sich hektisch mit dem Wind bewegten, war nichts zu hören. Keine Tiere.. nichts.

Ich holte tief Luft, stemmte meine Pfoten in die Nasse Erde und stieß ein klagendes Heulen aus. Lang hallte es in der eisigen Luft und als ich erschöpft meinen Kopf senkte, wurde mein Heulen erwidert. Fasziniert hörte ich auf die mächtigen, tiefen Töne. Wie von selbst begannen sich meine Pfoten zu bewegen. Immer höher auf einen Berg, wo am Ende eine große Schwarze Gestalt am Rande einer Klippe saß.

Ich wurde langsamer und schlich bedacht, mit geduckter Körperhaltung zu Theis. Sein schwarzes Fell war klatschnass und einige Tropfen rollten seinen Nasenrücken hinunter.

„Theis!" rief ich erleichtert und presste meinen Kopf an seine Brust. Ein winseln entfuhr mir und ich leckte ihm einmal über das Gesicht, was er mit einem kurzen brummen quittierte.

„Was tust du hier draußen?" fragte er streng. Ich senkte den Kopf und legte die Ohren an.

„Ich hab dich gesucht!"

Theis rutschte näher an mich heran und legte seinen massigen Kopf auf meinen. Ich genoss seine Nähe und vergrub meine Nase in seinem Nassen Fell.

„Hat dich jemand darum gebeten?" fragte er. Ich schüttelte wortlos den Kopf.

„Ich hab mir Sorgen gemacht."

„Du bist zu lieb für diese Welt" seufzte er und stand auf. „Lass uns heimgehen bevor du noch krank wirst"

Ich trottete neben ihm her und schaute mir sein Profil von der Seite an. Er war wunderschön. Auch wenn sein Fell am Körper klebte und sich schmutz von den Bäumen darin verfing.

„Hab ich was im Fell?" fragte er.

„Ja. Dreck."

„Ich geh gleich duschen und schaff dich dann heim."

Etwas traurig darüber nicht weiter hier bleiben zu können nickte ich schwach und beschleunigte meinen Schritt, um mit Theis mithalten zu können.


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