Kapitel 8

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Nachdem ich mich mit meiner Mutter unterhalten hatte, ging ich nicht mehr zurück zu den anderen. Mama wollte einfach nur so reden und fragte nochmal, ob ich echt zu dieser Premiere in ein paar Wochen gehen möchte. Jedenfalls ging ich dann nachts wieder aus meinem Zimmer und nach unten und raus. Ich setzte mich auf eine Rasenfläche direkt am Haus. Es war alles ganz dunkel, nur die Sterne schienen. Ich saß dort im Schneidersitz und tat nichts außer Musik zu hören. Ich hatte daran gedacht mein Handy und die Kopfhörer mit runter zu nehmen. Daran konnte ich mich echt gewöhnen. Zu Hause wäre es nicht möglich nachts einfach mal draußen zu sitzen und die Ruhe zu genießen. Es war immer irgendetwas los.

Eine Woche war hier schon vergangen und ich hatte nicht wirklich etwas gemacht. Aber das war ok. Es war hier anders als zu Hause. Hier kannte mich niemand außer Elena richtig und ich sie nicht. Obwohl einige sich schon eine Meinung über mich gebildet hatten, bevor sie mich überhaupt kennenlernten, war es ganz schön mal von anderen Leuten umgeben zu sein.

Wenn ich nicht müde bin, bin ich nicht müde. Da fand ich es besser draußen an der frischen Luft zu sitzen, als drinnen im Bett zu liegen. Außerdem war es nicht kalt. Es spielte grade Still Here von Digital Daggers auf voller Lautstärke. Ich fand laute Musik immer besser. Selbst wenn ich schlecht gelaunt bin. Das war dann wohl auch der Grund wieso ich mich erschreckte, als plötzlich Nathan vor mir stand. Ich starrte einfach ins Nichts, als ich ihn plötzlich vor mir sah. Ich hatte keinen blassen Schimmer wie lange er dort stand und vor allem nicht wieso. Klar, in den letzten Tagen merkte ich, dass er nachts anscheinend kaum schlief, aber wieso stand er vor mir? Selbst wenn er aus dem Haus gehen wollte (was er ziemlich oft tat). Es gab genug Platz. Obwohl er nicht andeutete etwas sagen zu wollen, nahm ich meine Kopfhörer aus den Ohren und machte die Musik leiser. Ich konnte nicht viel von ihm sehen, da es dunkel war, aber es war definitiv Nathan. Er sagte nichts, stattdessen setzte er sich ein Stück von mir entfernt hin. Das war einfach komisch. Auch wenn es nur Stück für Stück passierte gewöhnte ich mich langsam an die anderen. Und sie können mich anscheinend auch irgendwie die nächsten Wochen aushalten. Aber Nathan war ein anderes Thema. Immer wenn ich grade dachte, dass er mich doch irgendwie leiden konnte (weil er eben nachts genauso wie ich rausging und halbwegs normal mit mir redete), wurde er am nächsten Tag wieder so... Komisch.

"Wieso hast du heute Nachmittag nicht einfach etwas auf dem Keyboard gespielt?", fragte Nathan nach fünf Minuten Stille. Ich hatte so eine Vorahnung, dass er so etwas sagen würde. Er schien nur mit mir zu reden, wenn er was wissen wollte. Aber ich hatte nicht genug Mut ihm es so zu sagen. Doch das hieß nicht, dass ich mir das antun musste. Ich lachte leise humorlos.

"Weil ich nicht kann.", antwortete ich. Das meinte ich nicht auf das Spielen an sich bezogen, sondern auf das Spielen vor anderen Leuten. Aber ich musste es nicht weiter erzählen. Stattdessen stand ich auf, klopfte mir den Dreck von meiner Schlafhose ab und sagte leise zu ihm:" Gute Nacht."

Trotzdem bekam ich wie die letzten Tage auch nur ein paar wenige Stunden Schlaf. Auch der Morgen verlief genau wie die anderen Tage zuvor auch. Ich entwickelte hier langsam eine Routine und ich wusste nicht, ob ich das gut fand oder nicht.

Nach dem Frühstück sagte Elena zu uns allen:" Johannes und ich haben überlegt heute an den See zu fahren. Habt ihr Lust drauf?"

Zwei Stunden später hatten wir alle unsere Sachen gepackt und uns auf zwei Autos aufgeteilt. Johannes und Elena waren in einem Auto. Nathan, Nick, Tim und ich in dem anderen. Nick erklärte, dass es wirklich nicht auszuhalten war mit seinen Eltern längere Zeit in einem Auto zu sitzen. Obwohl es zu diesem See wohl nur anderthalb Stunden seien.

"Wir müssen noch die anderen abholen.", sagte Nathan zu seinem Vater und fuhr los. Wer sind die anderen? Alex und Aaron? Wir fuhren garnicht so lange, als ich Alex' Auto erkannte. Sobald sie uns sahen, fuhren sie dann auch los. In dem Auto saß auch noch Aaron. Sie waren wie eine große Familie, was echt schön war. Ich dachte eigentlich, dass jetzt alle dabei seien, aber wir hielten dann noch an einem anderen Haus. Ein blondes Mädchen kam auf das Auto zu und Tim, der hinten rechts saß, rutschte in die Mitte, sodass sie einsteigen konnte. Als sie Tim küsste, wusste ich, dass sie seine Freundin Marie sein musste. Danach erst sagte sie:" Hi, Leute." Ihr Blick schweifte von Nick zu Nathan, welche ohne sie anzusehen, Hi sagten. Als ihr Blick schließlich auf mich fiel, schaute sie mich überrascht an. Sie guckte mich von Kopf bis Fuß an und schaute ganz skeptisch. Ich mochte ihren Blick nicht.

Just one SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt