Meine Augen fixierten stumm den Display meines Handys, welches nun wieder fest in meiner Hand lag, während ich immer wieder diese Nachricht las. Diese Sätze, Worte, Buchstaben, brannten sich in mein Gedächtnis. Spukten nun dort herum und zeigten mir, dass der Alptraum noch nicht vorbei war.
Es war mehr als verständlich, wer mir diese Nachricht geschrieben hatte. Man musste gar nicht groß darüber nachdenken. Denn ich kannte nur fünf Personen, die von dem heutigen Ereignis Bescheid wussten. Tyler und die Lehrerin fielen weg, da die Beiden nur eine grobe Erklärung von diesem Ereignis hatten und ich es ihnen einfach nicht zutrauen würde. Lynn war gar nicht die ganze Zeit dabei, demnach wusste sie auch nicht alles. Dann blieben nur noch Harry und Matt übrig, aber nur einer von deren Namen beginnt mit H. Also tippte ich mal auf Harry Styles.Die Angst, die ich für diesen Jungen empfand, kroch wieder hervor und ließ meinen Blick unaufhaltsam zum Fenster wandern. Er beobachtete mich. Beobachtete mich schon den ganzen Tag. Verfolgte mich auf meinem gesamten Heimweg. Belauschte mich, ohne irgendeine Scheu zu verspüren. Die Frage, woher er meine Handynummer hatte, schob ich in die hinterste Ecke meines Gehirnes und die Tatsache, dass Harry nun wusste, was ich über ihn und seinen Kumpel dachte, ignorierte ich. Stattdessen konzentrierte ich mich auf die Fakten, die genau vor meiner Nase waren. Aber ich verstand es immer noch nicht.
Wieso ausgerechnet ich? Nur weil ich ausversehen gegen ihn gerannt bin? Nur deswegen bedrohte er mich?
Abwesend schüttelte ich meinen Kopf, um die wirre Fragerei ein Ende zu setzen. Es ergab eh keinen Sinn, egal wie lange ich weiterhin darüber nachdenken würde.„Ist alles in Ordnung?“
Mein Blick wandere blitzschnell zu Tür, worauf ich einen leicht besorgten Tyler wiederfand. Ich verstaute mein Handy so unauffällig wie es ging in meine Hosentasche. „Ähm, ja. Klar.“
Tyler zog die Augenbrauen in die Höhe, zeigte mir damit, dass er es mir nicht abkaufte und lief auf mich zu, worauf er sich in mein Bett pflanzte.
„Du weißt, dass du mich nicht anlügen kannst, Alice“, murmelte Tyler und schaute dabei auf den Bildschirm meines laufenden Fernsehers, „aber ich zwinge dich nicht dazu, mir irgendetwas zu erzählen.“○○○
„Irgendwelche Fragen?“, fragte unser Lehrer das letzte Mal nach, faltete klatschend seine Hände und betrachtete jedes einzelne Gesicht seiner Schüler, nachdem er uns ein neues Thema in Physik erklärte. Und da sich keiner seiner Schüler meldete, fuhr er mit seinem Unterricht fort und ließ ein Arbeitsblatt verteilen, welches wir bearbeiten mussten.
Mein Blick fiel auf die Aufgabe.
Mehrmals las ich sie mir durch.
Und dennoch verstand ich rein gar nichts. Verstand nicht, was diese Aufgabe von mir verlangte. Verstand nicht, wie ich die Aufgabe aufnehmen sollte.
Bereits war eine Woche war vergangen, seit dem Besuch im Drogeninternat. Dem Zusammentreffen mit Lynn, Matt und Harry und der drohenden Nachricht, von der ich vermute, dass sie von Harry stammte. Was hieß vermuten? Es war offensichtlich, dass sie von ihm stammte. Dieselbe unhöfliche Art, nur er wusste, was geschehen war und nicht zu übersehen war ja, dass die Nachricht mit einem H gekennzeichnet war. Meines Glückes habe ich keinen der Drei seit diesem schrecklichen Tag wiedergetroffen und auch keine weiteren Nachrichten erhalten. Und ehrlich; so sollte es auch bleiben. Ich hatte keinen Kopf für Drogenabhängige. Sie sollten mir vom Leib bleiben und sich jemand anderes suchen, den sie ärgern können. Jedoch sollte es nicht heißen, dass ich jemand anderem diesen Horror wünschte.
Meine rechte Hand fuhr sich durch meine rote Mähne und währenddessen entwich mir ein leiser Seufzer.
Ich warf einen Blick über meine Schulter auf die Wand hinter mir, an der eine Uhr hing und betrachtete die Zeiger, die in Zeitlupe voranschritten. Es kam mir so vor, als würde die Zeit gar nicht vergehen, dabei waren es nur noch drei Minuten, bis der große Zeiger auf der Zwölf stand und ich somit Schulschluss hatte. Und da ich nicht mehr vor hatte, in diesen drei Minuten dieses Arbeitsblatt zu bearbeiten, ließ ich meinen Blick belanglos aus dem Fenster, welches sich neben mir befand, schweifen.
Der Schulhof war leer. Alle Schüler befanden sich brav im Unterricht und konnten es nicht mehr erwarten, endlich wieder hinaus in die Freiheit zu gelangen und ihr Wochenende zu genießen. Unbewusst heftete sich mein Blick auf einen großen Baum, dessen leuchtend grüne Blätter einen großen Schatten auf den Boden warfen. Doch mein Gehirn schaltete sich wieder ein, als ich dahinter eine Silhouette eines Menschen erkannte. Sie bewegte sich nicht, lehnte sich nur gegen den dicken Stamm des Baumes und es sah verdammt so aus, als würde sie in meine Richtung blicken. Doch das bildete ich mir bestimmt nur ein, denn ich konnte ja noch nicht einmal richtig das Gesicht des Menschen erkennen.
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dangerous » h.s
Fanfiction»Ich liebe dich« - »Ich weiß« © schneeflxttchen. Cover by @Vivi_Lynn